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Verkauf läuft wiederFamilie kämpft nach Brand in Gärtnerei in Wesseling um ihre Existenz

Lesezeit 4 Minuten
Sämtliche Blumensträuße hatten die Inhaber und Mitarbeiter des Blumenhaus Jonas noch in der Nacht frisch gebunden. Gegen 10 Uhr am Samstagmorgen standen die Kunden bereits Schlange im neuen provisorisch aufgebauten Blumenhaus.

Sämtliche Blumensträuße hatten die Inhaber und Mitarbeiter des Blumenhaus Jonas noch in der Nacht frisch gebunden. Gegen 10 Uhr am Samstagmorgen standen die Kunden bereits Schlange im neuen provisorisch aufgebauten Blumenhaus.

Nur einen Tag, nachdem ein Feuer ihre Gärtnerei und ihr Wohnhaus vernichtet hat, hat Familie Jonas in einem Zelt einen provisorischen Laden eröffnet.

Woher sie die ganze Kraft zum Weitermachen nehmen, konnten am Samstag weder die Inhaber der Gärtnerei Dirk und Kerstin Jonas, noch ihre beiden Kinder Joelina (20) und Kilian (23) genau beschreiben. Doch keine zwei Tage nachdem ein Feuer ihre komplette Gärtnerei inklusive der Gewächshäuser, der Lager- und Verkaufsräume und das auf dem Grundstück stehende Wohnhaus in Schutt und Asche gelegt hatte, eröffneten sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor ihrem Wohnhaus eine provisorische Verkaufsstätte. Dorthin kamen am Samstag bei der „Eröffnung“ viele Kunden, die ganz erpicht auf die herbstlich gestalteten frischgebundenen Blumensträuße schienen.

Viele der Stammkunden kamen aber nicht nur zum Einkauf, etliche schauten auch vorbei, um der Familie Mut und Kraft zuzusprechen oder sie einfach nur kurz in den Arm zu nehmen. Sie hatten aus der Zeitung vom verheerenden Feuer erfahren, dass den alteingesessenen Familienbetrieb in der Nacht zu Freitag völlig zerstört hat. Erst im Februar hatte sich Kilian Jonas (23), der Sohn des Inhabers dazu entschlossen, voll und ganz ins Familienunternehmen einzusteigen, um das Unternehmen in die Zukunft zu führen.

Diese Hilfe und das Mitgefühl von so vielen Menschen, die persönlich und im sozialen Netzwerk ihr Bedauern aussprachen haben uns alle auch ein Stück weit getragen
Kerstin Jonas

„Und es geht weiter“, gibt sich Dirk Jonas zuversichtlich. „Noch während in der Nacht die Flammen aus unserem Betrieb schlugen und die Feuerwehr mit aller Kraft den Brand bekämpfte, hat mein Vater schon überlegt, wie er am nächsten Tag das Geschäft wieder aufmachen kann“, berichtete die Tochter des Inhabers Joelina Jonas (20). „Morgen Mittag steht hier vor unserem Haus ein Zelt“, habe er dann gesagt. Und am Freitagmittag habe das Zelt tatsächlich vor dem Wohnhaus gegenüber der ausgebrannten Gärtnerei gestanden.

Und dann berichtet die junge Frau von der Welle der Hilfsbereitschaft und Anteilnahme. „Fremde Menschen, aber auch ganz viele Freunde, Bekannte, unser Mitarbeiterteam und die ganze Familie, insgesamt sicher mehr als 30 Menschen haben uns geholfen“, sagte Dirk Jonas und seine Frau Kerstin ergänzte: „Diese Hilfe und das Mitgefühl von so vielen Menschen, die persönlich und im sozialen Netzwerk ihr Bedauern aussprachen aber auch ganz viel Kraft wünschten, haben uns alle auch ein Stückweit getragen – und trägt uns auch jetzt noch“, sagte sie. Das Geschäft soll jetzt erst einmal im Zelt vor dem Wohnhaus der Geschäftsleute auf der anderen Straßenseite bleiben.

Samstag um 8 Uhr startete der Neuanfang im Blumenhaus Jonas gegenüber der abgebrannten Gärtnerei.

Samstag um 8 Uhr startete der Neuanfang im Blumenhaus Jonas gegenüber der abgebrannten Gärtnerei.

Nur wenige Pflanzen konnten die Geschäftsleute vor den Flammen retten. Freunde und auch die Feuerwehrleute hatten in der Brandnacht noch mit angepackt, um die Rollcontainer mit den Herbstpflanzen aus der Gefahrenzone zu bringen. „Wir hatten hier am Haus auch noch einige Pflanzen stehen“, erklärte Tochter Joelina.

Es habe noch gebrannt, als ihr Vater gegen 4 Uhr in der Nacht zu Freitag auf der Versteigerung in Holland dann frische Schnittblumen ersteigert hatte. „Die wurden am frühen Freitagnachmittag geliefert“, so die 20-Jährige. Ihre Mutter sei am Freitag auch selber noch zum Großmarkt gefahren und habe Pflanzen eingekauft. „Und ich bin mit einer Freundin nach Holland gefahren, um das grüne Beiwerk für die Blumensträuße abzuholen“, berichtete sie.

Die Gärtnerei, das Wohnhaus, der Verkaufs- und der Lagerraum sind komplett niedergebrannt.

Die Gärtnerei, das Wohnhaus sowie der Verkaufs- und der Lagerraum sind komplett niedergebrannt.

Die Normalität, die Arbeit, der Verkauf, die Kunden, die Gespräche und das Wissen, dass bei dem Feuer kein Mensch ernsthaft zu Schaden kam, sei gut. Doch vergessen wird auch die 20-Jährige die schrecklichen Stunden nicht, in denen auch sie mit ansehen musste, wie der Betrieb ihrer Eltern und Großeltern niederbrannte. „Dirk ist ja, als alles schon brannte noch durch das kleine Tor zum Haus auf dem Grundstück gelaufen, hat dort die Türe regelrecht eingetreten, um die Mieter zu alarmieren damit sie rechtzeitig in Sicherheit kamen“, erklärte Kerstin Jonas.

Immer noch unklar, was zu dem verheerenden Brand geführt hat

Und als in der Nacht der Radlader des technischen Hilfswerks kaputt ging, hätten sie einen befreundeten Unternehmer angerufen. „Der hat keinen Augenblick gezögert, noch in der Nacht ist er mit seinem Bagger gekommen um uns zu helfen“, erklärte sie.

Unklar ist immer noch die Brandursache. Die Ermittlungen der Kripo dauern an. Ergebnisse lagen auch am Sonntag noch keine vor.