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Polizei verhängt BußgeldSpaß der Jetskifahrer auf dem Rhein quält Anwohner

Lesezeit 4 Minuten

Bei schönem Wetter sind auf dem Rhein in Höhe von Urfeld und Windig oft viele Jetskifahrer unterwegs.

Wesseling/Bornheim – Die gute Nachricht ist: Die allermeisten Jetskifahrer halten sich zwischen Wesseling-Urfeld und Bornheim-Widdig an die Regeln. „75 bis 80 Prozent der bisher in diesem Jahr kontrollierten Fahrer fahren ordnungsgemäß“, sagt Volker Ruberg, Dienststellenleiter der Wasserschutzpolizei in Bonn. Er ist zuständig für die 37 Rheinkilometer von Bad Honnef bis nach Köln-Sürth.

Täglich sind sein Team im Sommer auf dem Wasser, um die Szene im Auge zu halten und Auffälligkeiten zu kontrollieren. „Und wir sprechen nicht nur Verwarnungen aus“, sagt Ruberg. Allein in diesem Jahr seien bisher 77 Jetski-Fahrer kontrolliert beziehungsweise angezeigt und mit Bußgeldern zwischen 35 bis 300 Euro belegt worden. Ruberg vermutet, dass insbesondere viele Neueinsteiger Probleme hätten, die Regeln einzuhalten.

Nummernschildern für große Wassersportgeräte

Die Anwohner des Rheins können jedoch kaum zwischen Neulingen und „alten Hasen“ unterscheiden. Schon das Wort Jetskifahrer bringt einige von ihnen auf die Palme. Dabei ist es mitnichten der Fahrspaß, den sie den Wassersportlern nicht gönnen. Urfelds Ortsvorsteher Manfred Rothermund beklagt vor allem die oft lauten Motorengeräusche. „Das ist für die Anwohner oft wirklich unerträglich.“ Es gebe klare Regeln, aber die würden oft missachtet. Er könne ja auch bei seinem Auto nicht einfach den Schalldämpfer abbauen, um ordentlich Krach machen zu können.

Gefahren und Lärm

Unfälle mit Jetskis sind laut Polizeihauptkommissar Volker Ruberg auf seinem Rheinabschnitt relativ selten. Doch sie passieren, wie vor zwei Wochen bei Rheinkilometer 659, Höhe Schwarzrheindorf, als zwei Fahrzeuge zusammenstießen. Bei der Fahrt durch ein Wellental sei ein 52-Jähriger auf ein vorausfahrendes Wassermotorrad aufgefahren. Bei dem Zusammenstoß wurde ein 48-Jähriger, der auf dem Sozius des vorausfahrenden Jetski saß, verletzt.

Für Alkoholkonsum gelten dieselben Regel wie im Straßenverkehr, nur dass man bei Verstößen möglicherweise nicht nur seinen Bootsführerschein, sondern auch den Autoführerschein verlieren kann. Das größte Problem sei jedoch der Lärm, der von den Wassermotorrädern ausgehe, sagt Ruberg. Bei der Zulassung liege die Lautstärke bei maximal um die 70 Dezibel. Es gebe aber auch Jetskifahrer, die durch Manipulationen ihr Fahrzeug noch lauter machen. (mkl)

„Warum dürfen diese Dinger so laut sein wie sie wollen“, fragt Rothermund. Er wünscht sich, dass die Wassersportgeräte mit großen Nummernschildern gekennzeichnet werden müssten. „Damit man sie zuordnen kann“, sagt er. „Dieses Jahr ist es ganz besonders schlimm“, klagt er. Auch Widdigs Ortsvorsteher Konrad Velten weiß von Rheinanwohnern, deren Nerven blank liegen.

500 Meter lange Strecke

Sascha Wiedenhöfer (41) kennt den Ärger der Anwohner. Auch er wohnt direkt am Rhein, keine zehn Minuten von der Natorampe entfernt. Und dort lässt er bei schönem Wetter nur zu gern sein Jetkski zu Wasser. Für ihn sei es ein Sport, bei dem er Freiheit empfindet. „Wenn ich die Sonne, den Wind und das Wasser unmittelbar auf meiner Haut spüre, dann zählt für mich nur das Hier und Jetzt, dann kann ich völlig abschalten und nur den Augenblick genießen“, beschreibt Wiederhöfer.

Den Ärger der Anwohner könnten er und die meisten Jetskifahrer in seiner Clique jedoch nachvollziehen. Denn zunehmend beobachtet auch Wiedenhöfer, dass vor allen Dingen Neulinge die Regeln missachten. Aber: „Nur wenige wollen ganz bewusst provozieren“, glaubt er.

Maximal 100 PS

Natürlich habe auch er Spaß an der Geschwindigkeit. Da heule auch schon mal der Motor auf. „Doch auch schnelle Wanderfahrten sind bei einem klar erkennbaren Geradeauskurs auf dem Rhein erlaubt“, sagt er. Für das Fahren von Kurven und Kunststücken sei zwischen Urfeld und Wesseling eigens eine rund 500 Meter lange Strecke ausgewiesen. „Für sogenannte Steher ist diese Strecke auch fantastisch“, merkt Jetskifahrer Stephan Faßbender an. Auch er fahre einen Steher.

Polizeihauptkommissar Volker Ruberg ist Chef der Wasserschutzpolizei in Bonn und für 37 Rheinkilometer bis Köln-Sürth zuständig.

Dabei handele es sich um kleinere Wassermotorräder mit bis zu 100 PS, die maximal Tempo 80 führen. Anders sei das jedoch bei größeren Fahrzeugen, die mitunter 260 bis 300 Pferdestärken hätten und auch schon mal mit Tempo 120 unterwegs seien. „Da zieht man einmal am Hahn und dann sind die 500 Meter geschafft“, sagt Faßbender. Da sei auch die Politik gefordert, eine neue Strecke auszuweisen.

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Das kann auch Polizeihauptkommissar Ruberg nachvollziehen. Die geltenden Reglungen seien 2007 festgelegt worden. Seitdem sei nicht nur die Szene enorm gewachsen, auch die Technik sei nicht stehengeblieben.

„Wir sind in Gesprächen mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt des Bundes“, sagt Ruberg. Ihm sei wichtig, dass man allen Beteiligten gerecht werde, den Berufsschiffern, den Anwohnern und den Wassersportlern.