AboAbonnieren

„Carve-out“ des Standorts in WesselingEvonik will mit Konzernumbau Spielraum für Investitionen schaffen

Lesezeit 2 Minuten
Flaggen mit dem Firmenlogo von Evonik wehen vor der Zentrale des Unternehmens.

Flaggen mit dem Firmenlogo von Evonik wehen vor der Zentrale des Unternehmens.

Alles soll schlanker, schneller und günstiger werden. Neue Betreiberfirmen sollen das Werk in Wesseling schmeißen. Standortleiter: „Infrastruktur in Wesseling soll Rückgrat bleiben.“

Der Spezialchemiekonzern Evonik will mit einem Umbau Freiraum für Investitionen in Zukunftsgeschäfte schaffen. „Wir arbeiten an unserer Bikini-Figur. Evonik wird schlanker, schneller und zugleich internationaler“, sagte Evonik-Chef Christian Kullmann dem „Handelsblatt“ am Dienstag. Drei Standorte in Europa will Evonik künftig nicht mehr selbst betreiben und wird das Geschäft in neue Dienstleistungsgesellschaften auslagern. Zudem wird ein Modell für eine neue Verwaltung ausgearbeitet. Tausende Mitarbeiter sind von den Plänen betroffen.

Schlanker und günstiger: Evonik will Outsourcen

Frisches Kapital könnte etwa die Ausgliederung der Dienstleistungen an den Standorten Marl, Antwerpen und Wesseling aus dem Konzernverbund bringen. Es geht um Logistik, Energieerzeugung, technischen Service, Werkstätten und Werkschutz. Evonik will drei eigenständige Betreibergesellschaften gründen, in die geschätzt bis zu 4000 Mitarbeiter wechseln würden. In der zweiten Jahreshälfte 2025 soll dieser „Carve-out“ abgeschlossen sein.

Auch der Umbau der Verwaltung soll Freiräume schaffen. „Für Evonik ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, in dem wir uns von der internen Bürokratie lösen“, sagt Kullmann. Gut 8600 Organisationseinheiten hat der Konzern aktuell, acht Hierarchieebenen liegen zwischen Produktion und Vorstand, auf vier Mitarbeiter kommt eine Führungskraft. „Das ist zu komplex und zu teuer“, sagt der Chef.

Wie viele Stellen betroffen sind und was der Umbau an Einsparungen bringt, konnte Kullmann noch nicht beziffern. Vor betriebsbedingten Kündigungen sind die deutschen Evonik-Mitarbeiter bis 2032 geschützt. Gut zwei Drittel der weltweit 34.000 Beschäftigten entfallen auf Deutschland. Evonik ist mit einem Umsatz von zuletzt 18,5 Milliarden Euro hinter BASF die Nummer zwei in der deutschen Chemieindustrie.

Zu Plänen in der Region sagte Arndt Selbach, Standortleiter Wesseling, dem „Kölner Stadt Anzeiger“: „Die Aufstellung in eine unabhängige Gesellschaft wird dem Standort eine höhere Handlungsfähigkeit für die strategische Weiterentwicklung bieten. Wir wollen in Wesseling auch in zehn Jahren noch nachhaltige Chemieprodukte herstellen.“ Die Infrastruktur sei und bleibe daher „das Rückgrat der chemischen Produktion am Standort Wesseling“. (mit dpa)