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Umsiedlung nach ElsdorfVor 20 Jahren zog der erste Etzweiler Bürger in den neuen Ort um

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Elsdorf-Neu-Etzweiler – Der beschauliche Ort mitten im Wald ist Geschichte. Weitgehend erhalten geblieben ist das rege Vereinsleben. Vor 20 Jahren begann die Umsiedlung von Alt- nach Neu-Etzweiler mit dem Umzug der Familie des inzwischen verstorbenen Günter Turskies am 29. November 1995. Er war der erste Neubürger im Baugebiet im Elsdorfer Norden. Die Umsiedlung von Etzweiler und der Gesolei-Siedlung zog die sich über fast zehn Jahre hin.

Schon seit 1977 war es beschlossene Sache, dass der Ort abgebaggert wird. Gut 13 Jahre später gingen Stadt und Einwohner auf Standortsuche. „Zur Auswahl standen unter anderem die Dansweiler Höhe, Kaster und ein Areal bei Berrendorf“, erinnert sich Heinz-Peter Schmitz, der als damaliger Leiter der Bauabteilung die Umsiedlung federführend begleitet hat.

Eine Mehrheit liebäugelte, so Schmitz, mit dem Areal südlich vom Gut Neuenhof. Funde aus der Römerzeit, unter anderem eine römische Siedlung („Vicus“) unter der Ackerkrume, machten einen Strich durch diese Rechnung. So fiel die Entscheidung auf das Gebiet nördlich von Angelsdorf.

„Rund 40 Prozent der Einwohner sind nach Neu-Etzweiler gezogen“, hat Wolfgang Säger (65) vom Museumsverein, der seit vier Jahren im Umsiedlungsort wohnt, recherchiert, „Der Ort ist schön und es gibt gute Nachbarschaft“, sagt der Ex-Sindorfer, der sich „nicht fremd fühlt“.

Schon 1995 zog Stephan Borst, heute 28 Jahre alt, mit seinen Eltern von hüben nach drüben. „Für Kinder war es im alten Ort perfekt“, erinnert er sich. Kein Lärm, kaum Autos, Wald, viel Platz. „Ich denke oft zurück“, spricht Borst, seit einigen Jahren Ortsvorsteher in Neu-Etzweiler, von Kindheitserinnerungen. Im neuen Ort sind auch seine Freunde längst nicht vollzählig angekommen. „Es gibt vor allem in meinem Alter eine große Durchmischung im Ort“, weiß er. Das habe das Ortsleben aber auch bereichert.

Überlebt haben die Vereine: Maigesellschaft, Schützen, Fußballverein, sogar der Kegelclub existiere noch, obwohl der mangels Kegelbahn auswärts dem Hobby nachgehen muss. Was fehlt, sei eben eine Gaststätte. „Es gab die Waldschänke oder den Etzweiler Hof“, beschreibt er die beliebten Treffpunkte. Einziger Verlust bei den Gruppierungen sei die Feuerwehr. Der Löschzug, der viele Jahre lang den Karneval organisiert hat, ging in der Elsdorfer Wehr auf, weil der Brandschutz anders als im alten Ort von dort gewährleistet war.

Den Karneval organisieren seit 2001 die von Otto Hoffmann mitgegründeten Karnevalsfreunde. Der in Etzweiler geborene Landwirt (62) verließ vor zehn Jahren mit seiner Familie als vorletzter – einen Tag vor dem letzten Umsiedler Hans Braun – den Ort. Hoffmann: „In Alt-Etzweiler war es schöner“, gibt er unumwunden zu. Die Felder waren näher beim Hof, die Wege kürzer. „Und man konnte in jede Haustür hineinspazieren. Das ist heute anders.“ Aber schon 20 Jahre vorher habe das Sterben des Ortes durch Wegzüge begonnen. Nach Jahren der Wehmut hat er sich inzwischen schweren Herzens mit dem Verlust der Heimat abgefunden. „Der Blick geht nach vorne“, sagt er heute.

Der Niedergang der Heimat war auch für Borst einschneidend: „Der Geist von Etzweiler verschwand mit den Festen, dem Abbruch der Kirche und der Treffpunkte“. Verbessert hat sich die Einkaufssituation. „Im Tante-Emma-Laden von Lucie Heinrichs war das Angebot nicht so vielfältig wie in den Läden an der Ohndorfer Straße.“

Was fehlt, sei eine Busanbindung. Aber die sei ja jetzt, so Borst, in Aussicht gestellt. Schließlich hatte Etzweiler bis 1995 sogar einen Bahnhof für den Zug von Neuss nach Düren. Und die Möglichkeit, den Nachkommen zu zeigen, wo man früher gewohnt hat, so Borst. Das sei beim Dorffest im Sommer besonders deutlich geworden, als viele Besucher anhand von Fotos und einem Ortsmodell, gebaut von Lehrer Johannes Mausbach Erinnerungen austauschten und weitergaben. Erinnerungen an einen Ort, an den im neuen Etzweiler der markante Kirchturm, Wegekreuze und auch die Straßennamen noch erinnern.