Soziale Stadt Bergheim-Süd-WestZusammen ein Problem entschärft
Bergheim – Es war ein Problemviertle. Hohe Jugendkriminalität, viele Sozialhilfeempfänger, soziale Konflikte und zahlreiche Leerstände prägten das Bild von Bergheim Süd-West in den 90-er Jahren. Das Stadtquartier mit Hochhäusern, das in den 60-er und 70-er Jahren wegen des starken Bevölkerungswachstums errichtet worden war, verwahrloste zusehends. Bis vor zwölf Jahren ein besonderes Projekt startete und Süd-West aufblühte.
Soziale Stadt NRW heißt das Landesprogramm, mit dem die Probleme angegangen wurden. Zum Projektstart 2002 lebten in Süd-West rund 3500 Menschen in den Wohnparkanlagen und Hochhäusern in Zieverich und Kenten.
Anwohner feiern zusammen
Gemeinsam wurde ein Handlungskonzept erarbeitet. Wohnungen sollten saniert, das Umfeld verbessert und soziale Stabilität geschaffen werden. Dabei sollten die Bewohner mitmachen. 2002 nahmen zwei Quartiersmanager ihre Arbeit vor Ort auf, mittlerweile umfasst das Stadtteilteam neun Mitarbeiter.
2008 wurde der Bürgerverein Süd-West-Wind gegründet. Seit 2010 gibt es die Entwicklungsgesellschaft Bergheim gemeinnützige GmbH (EGBM), an der zur Hälfte die Stadt und der Verein ASH Sprungbrett beteiligt sind. Heute engagieren sich rund 30 Gruppen unter dem Motto „Wir leben Süd-West“ im Stadtteil.
2008 wurde das bunte Bürgerzentrum Funtastik gebaut. Stadtteilbüro und Ehrenamtler zogen ein. Es gibt es ein umfangreiches Kinder-, Senioren-, Sport-, Sprach- und Bildungsangebot. An der Otto-Hahn-Straße 23 wurde ein Integrationsbüro eingerichtet, das zur Begegnungsstätte der Kulturen wurde.
Am Berliner Ring 42-45 zog das „Mosaik“ ein, ein Büro für Gemeinwesenarbeit. Von hier wird unter anderem der Rückbau des Hochhauskomplexes Berliner Ring mitgesteuert. Es gilt als bundesweit einmalig, dass es der Stadt gelungen ist, ein als sozialer Brennpunkt geltendes Hochhaus aufzukaufen, das jetzt abgebrochen werden soll.
Von 2010 bis 2013 stoßen zwei Streetworker zum Stadtteilteam. Bewohner mit Migrationshintergrund engagieren sich ehrenamtlich und helfen tatkräftig mit. Das alljährliche Stadtteilfest Funtastisch etabliert sich und bringt die Anwohner an einen Tisch.
Allen Beteiligten ist es in zwölf Jahren gelungen, dem einstigen Problemviertel ein neues Gesicht zu geben. Mit Hilfe von öffentlicher Förderung und der Finanzierung durch eine Bank wurden Gebäude umfangreich saniert. Bis zum Abschluss der Förderlaufzeit 2014 wurden die Häuser in Kenten und Zieverich für 13,8 Millionen Euro saniert. Grünflächen und veraltete Spielgeräte wurden durch eine Parklandschaft mit Spielplätzen und Ruhebereichen ersetzt. Unter dem Motto „Kunst im Park“ wurden Akzente gesetzt und triste Mauern bunt angesprüht.
Neue Brücke über die Erft
Ein aktuelles Projekt ist eine neue Fuß- und Radwegbrücke über die Erft, die parallel zur Eisenbahnbrücke neben der Hauptschule eine bessere Anbindung des Bahnhofs Zieverich an die Innenstadt bringen soll.
Der Beigeordnete Klaus-Hermann Rössler dankte jetzt „allen, die sich in die Projektentwicklung aktiv eingebracht haben“. Stolz sei er auf den „gesellschaftlichen Zusammenhalt“. Bürgermeisterin Maria Pfordt berichtete von einer „neuen Lebensqualität“ der Anwohner.