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Rhein-Erft-KreisRenate Clemens kämpft für den Erhalt der Musikschule „La Musica“

Lesezeit 3 Minuten
Rhein-Erft-Kreis: Musiklehrerin Renate Clemens kämpft für den Erhalt der Musikschule „La Musica“. Dafür opfert sie fast ihre gesamte Freizeit.

Musiklehrerin Renate Clemens kämpft für den Erhalt der Musikschule „La Musica“. Dafür opfert sie fast ihre gesamte Freizeit.

Der Musikschule „La Musica“ widmet sich Musiklehrerin Renate Clemens voller Herz und Leidenschaft. Selbst in ihrer Freizeit arbeitet die 64-Jährige hart, um den Erhalt der Einrichtung sicherzustellen.

Renate Clemens trägt eine Kette mit einem Notenschlüssel um den Hals. Der steht für alles, was der 64-Jährigen wichtig ist. Wenn sie über Musik und die Musikschule „La Musica“ spricht, wird sie laut, leidenschaftlich, wütend.

So wütend, dass sie sich gegen fünf Kommunen stemmt, die den Zweckverband der Musikschule aus finanziellen Gründen nicht mehr tragen wollen. Wenn nötig, auch allein. „Meine Arbeit ist das Unterrichten. Ich bin Musiklehrerin, keine Verwaltungsangestellte. Aber im Moment fühlt sich das nicht so an“, sagt Clemens. 30 Stunden in der Woche arbeitet sie für die Musikschule als Honorarkraft.

Verwaltungsarbeit ohne Bezahlung: Renate Clemens kämpft um Erhalt von Musikschule „La Musica“

Querflöte, Blockflöte und Gesang sind ihre Fachgebiete. Sie unterrichtet einzelne Schüler, kleine Gruppen, vier Ensembles, leitet das Orchesterprojekt und zwei Bläserklassen. Seit vier Jahren sind Clemens und einige ihrer Kollegen zusätzlich als Musikbotschafter für die Schule unterwegs, etwa drei Stunden pro Woche.

Die Musikbotschafter sollen in den fünf Kommunen des Zweckverbandes für die Anliegen von „La Musica“ werben. Von dem Titel halte sie allerdings nichts, sagt die 64-Jährige. „Musikbotschafter – das hört sich an, als würden wir in Limousinen durch den Kreis kutschiert. Dabei sind wir eher diejenigen, die die Limousinen fahren.“

Die Limousine – das ist in diesem Fall die in die Kritik geratene Verwaltung der Musikschule „La Musica“. Anfragen von Kommunen, die wochenlang nicht bearbeitet werden. Notenzettel, die in dreifacher Kopie verschickt werden oder gar nicht erst im Briefkasten der Schüler landen, so lauten die Vorwürfe.

Raum für Kritik liefert die Schulverwaltung auch aus Clemens’ Sicht genug. Und dann gebe es noch die Arbeit, die sie selbst für die Verwaltung übernehme – ohne Bezahlung. „Gestern Abend nach Feierabend habe ich eine Stunde mit einer Mutter telefoniert“, sagt Clemens.

Jede E-Mail, jede Frage beantworte sie rund um die Uhr. Seit zwei Wochen tourt sie außerdem durch die Ausschüsse der Mitgliedskommunen des La-Musica-Zweckverbandes. Jedes Mal trommelt sie dutzende Schüler und Kollegen zusammen, um für den Erhalt der Musikschule zu protestieren. Danach gibt sie bis zehn Uhr abends Musikunterricht. Jede Sekunde sei es ihr wert, sagt Clemens.

Wird das Erlernen eines Instruments zum Privileg von Reichen, Bessergestellten und Akademikerkinder?

„Ohne den Zweckverband von ‚La Musica‘ gibt es keine Projekte wie das Orchester oder die Big Band, keine musikalische Zusammenarbeit zwischen den Kommunen“, sagt Clemens. Sie fürchtet, dass Musik ohne „La Musica“ im Rhein-Erft-Kreis zu einem Elitenprojekt wird – das Erlernen eines Instruments zum Privileg der Reichen, Bessergestellten, Akademikerkinder.

Heute hingegen gebe es Kinder, die würden dank des Zweckverbands kein Geld für den Unterricht bezahlen, erläutert Clemens. „Die Musikschule führt Kinder an die Musik heran, deren Zuhause meilenweit von einem solchen Angebot entfernt ist.“ Für jedes dieser Kinder kämpft die 64-Jährige. „Ich lege für sie meine Hand ins Feuer. Keiner, der ein Instrument spielt, gerät auf die schiefe Bahn.“

Die Auflösung des Zweckverbands ist für Renate Clemens keine Lösung

Wenn Clemens über ihre Schüler und die Musikschule spricht, dann gestikuliert sie als stehe sie vor einem Orchester. „Die Schüler liegen mir sehr am Herzen. Einige kenne ich fast ihr ganzes Leben, ich gehe zu ihren Hochzeiten oder den Taufen der Kinder.“ Es gebe Schüler, die begleite sie seit 29 Jahren – so lange, wie sie an der Musikschule unterrichte.

So sehr Clemens manchmal an der Schulverwaltung verzweifelt, so sehr ist sie überzeugt: Das Auflösen des Zweckverbands sei keine Lösung, um die Kosten zu reduzieren. „Wenn jede Kommune was Eigenes macht, braucht jede Kommune eine eigene Verwaltung. Und das wird deutlich teurer.“ Noch glaubt sie fest daran, dass die Schule gerettet werden kann.

„Wir können nur eine Lösung finden, wenn sich alle fünf Bürgermeister an einen Tisch setzen“, sagt Clemens. Die 64-Jährige weiß, dass ohne Zusammenarbeit gar nichts funktioniert. Denn auch in einem Musikensemble spiele nicht jeder für sich.