Kurz vor dem LockdownLange Schlangen vor den Baumärkten in Rhein-Erft
Rhein-Erft-Kreis – Seit dem ersten Lockdown wird in Deutschland gehämmert, gestrichen und gesägt, was das Zeug hält. Viele nutzen die Zeit, um es sich zuhause schön zu machen, wenn Urlaubsreisen schon nicht möglich sind. Zwar war am Freitag Abend bekannt gegeben, dass der Rhein-Erft-Kreis die Ausnahmegenehmigung von der "Notbremse" erhalten hat, die er beim Land NRW beantragte, sodass die Baumärkte ab Montag nicht erneut schließen müssen, sondern weiterhin "Click and Meet" anbieten können, sofern die Kunden einen tagesaktuellen negativen Schnelltest vorweisen können.
Dennoch sahen viele Kunden jetzt wohl die letzte Möglichkeit, noch einmal im Baumarkt einzukaufen. So bildeten sich beispielsweise vor dem Bergheimer Toom-Baumarkt lange Schlangen.
Mehr Beratung erwünscht
Waren im ersten Lockdown noch Farben, Lacke und Tapeten besonders gefragt, geht es jetzt an die gröberen Arbeiten im Haus, und es werden verstärkt Artikel für den Innenausbau wie Gipskartonplatten gekauft, weiß Chantal Baumgartner, Marktleiterin der Bergheimer Filiale. „Die Menschen haben konkrete Projekte im Kopf, wissen genau, was sie brauchen und sind informierter“, sagt Baumgartner. Da reiche dann auch eine halbe Stunde zum Einkaufen.
„Es gibt keine Perspektiven“
Jörg Hamel vom Handelsverband Nordrhein-Westfalen (Aachen-Düren-Köln) äußert sich zu den erneuten Schließungen des Einzelhandels. Die Fragen stellte Jennifer Seidel.
Wie bewerten Sie das Hin und Her der Einzelhandelsöffnungen?
Alle Unternehmen – Einzelhandel und Gastronomie – brauchen Planungssicherheit, und dieses Hin und Her ist keine Perspektive. Mit „Click and Meet“ hatten wir gehofft, eine leichte Normalität zu bekommen. Jetzt stehen wir eigentlich vor einem Rückfall, wo wir merken: Es gibt keine Perspektiven und Garantien.
Wie schätzen Sie die Lage der Einzelhändler derzeit ein?
Auf der einen Seite sind die Unternehmen unsicher, auf der anderen Seite stehen sie vor der Insolvenz. Ganz viele Unternehmen werden nicht mehr in der Lage sein, ihre Existenz fortzuführen. Viele Unternehmen wird es nach der Pandemie nicht mehr geben. Modeunternehmen haben zum Teil immer noch die Ware aus dem ersten Lockdown des letzten Frühjahrs. Die Bilanz, die wir beim Handel haben, geht nahtlos weiter und schlägt sich auch bei den Lieferanten nieder.
Wie können Ihrer Meinung nach Lösungsansätze zur Öffnung aussehen?
Wir brauchen Strategien, die es ermöglichen, ohne Risiko auf Infektionen einzukaufen. Es ist sehr wichtig, dass Teststrategien mit einer Rückverfolgbarkeit, zum Beispiel durch spezielle Apps, gegeben sind, um Infektionsherde zu erkennen und infizierte Personen schnell ausfindig zu machen.
Die Personalplanung fahre derzeit auch mit „voller Power“, so Baumgartner. Die Menschen wünschen sich mehr Beratung, haben konkrete Fragen. Um die Nachfrage zu befriedigen, sei auch der Warenverkehr hochgefahren worden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Viele der Kunden waren froh, noch einmal persönlich vorbei kommen zu können. „Ich muss eine Platte zuschneiden lassen, das geht online nicht. Außerdem muss ich noch ein paar letzte Besorgungen für meine Wohnung machen“, sagte eine Kundin. Ein älteres Ehepaar hält nicht viel von Online-Shopping: „Ich muss das anfassen und mir das selbst ansehen.“ Baumgartner weist darauf hin, dass Kunden für heute, Samstag, online einen Termin ausmachen und sich schon im Vorfeld überlegen sollten, was sie brauchen. Ausreichend Verkäufer für die Beratung seien im Einsatz. Zusätzlich ist der Toom-Baumarkt am Sonntag, 28. März, von 11 bis 16 Uhr mit telefonischer Terminvereinbarung geöffnet.