Inzidenzwert kurz vor 50Der Rhein-Erft-Kreis wird wohl bald zum Corona-Hotspot
- Der Rhein-Erft-Kreis steht kurz davor, den Inzidenzwert von 50 Infizierten pro 100.000 Einwohner zu überschreiten.
- Sollte es zu weiteren Einschränkungen kommen, würde vor allem die Gastronomie darunter leiden. Viele Gastronomen verzweifeln und sehen schwarz.
- Wir haben nachgefragt, wie sich Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr und Kitas auf die höheren Corona-Zahlen vorbereiten.
Rhein-Erft-Kreis – Seit dem Wochenende bewegt sich die Zahl der Neuinfektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage auch im Rhein-Erft-Kreis auf die Inzidenzzahl von 50 pro 100.000 Einwohner zu. Wird die Zahl überschritten, werden weitere Schutzmaßnahmen ergriffen.
Maskenpflicht in der Fußgängerzone, Feiern nur mit 25 Gästen, Sperrstunde in der Gastronomie – das alles steht im Maßnahmenkatalog, zudem Reisebeschränkungen etwa nach Mecklenburg-Vorpommern oder Bayern, wo für Menschen aus innerdeutschen Hotspots ohne frischen negativen Test ein Beherbergungsverbot gilt. An den genauen Verordnungen wird zurzeit bei Land, Kreis und Städten noch gearbeitet. Auch im Kanzleramt wird es Mittwoch wieder eine Runde geben zu dem strittigen Thema.
Krankenhäuser: „Brauchen jetzt Langstreckenfähigkeiten“
Die Akteure im Kreis sehen sich meist gut aufgestellt. Im Frechener Katharinen-Hospital steige die Patientenzahl „langsam, aber stetig“, berichtet der ärztliche Direktor Dr. Rolf Adams. Das Krankenhaus sei deutlich besser ausgerüstet, als im Frühjahr. „Aber wir haben den Winter vor uns. Jetzt brauchen wir Langstreckenfähigkeiten.“ Allein das Personal sei „auch in normalen Zeiten schon knapp, wie in allen Krankenhäusern“. Verschiebungen von anderen Eingriffen und Behandlungen seien zurzeit nicht vorgesehen.
Unabhängig vom Krankenhaus in Wesseling kann in der Kronenbuschhalle binnen kürzester Zeit ein Behelfskrankenhaus für zehn bis 100 Betten installiert werden. „Sämtliche Materialien stehen standby“, sagt Feuerwehrchef André Bach.
Rhein-Erft: Die Gastronomie hält nicht mehr lange aus
Sorgen haben die Gastronomen. Georg Frey, Dehoga-Vorsitzender Nordrhein und Gastronom in Brühl, spricht jetzt schon von „vielen Absagen“ von Herbstferiengästen. „Wenn die Beherbergung untersagt wird, wäre das katastrophal für die Branche“, sagt er. Einige hätten schon aufgegeben, bei vielen verbliebenen Hoteliers und Gastronomen sei abzusehen, „dass die nicht mehr lange aushalten“.
Neben dem mauen Besuch der Dinner-Gäste würden schon jetzt viele private Feiern abgesagt, oft auch kurzfristig. „Man könnte heulen“, gesteht Frey, der fürchtet, dass auch die Weihnachtsmarkt-Besucher ausbleiben. Das fürchtet auch Rolf Dieffendahl von der „Bedburger Mühle“. „Eine Reisebeschränkung wäre wirtschaftlich vernichtend.“ Er mache auch die Erfahrung, „dass die Akzeptanz zur Einhaltung der Schutzmaßnahmen sinkt. Da blickt ja auch niemand mehr durch“.
So bereiten sich Kitas und Feuerwehr vor
Normalbetrieb herrscht dagegen in vielen Kitas. Die meisten haben die Gruppentrennung über den Sommer hinweg aufrechterhalten. „Auch das strenge Hygienekonzept reicht aus“, sagt Silvia Bongartz vom katholischen Kindergarten in Elsdorf.
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„Als wir sahen, dass der Inzidenzwert wieder anstieg, haben wir auf unserer Feuer- und Rettungswache den Rettungsdienst wieder räumlich von der hauptamtlichen Feuerwehr getrennt“, berichtet Wesselings Feuerwehrchef André Bach. Sowie die Inzidenzzahl die kritische Marke von 50 überschritten habe, werde auch die Aus- und Fortbildung wiedereingestellt. Von seinen Kollegen wisse er, dass alle die Corona-Regeln einhielten. Das bestätigte auch Brühls Feuerwehrchef Peter Berg. „Bei Kontakt mit Corona-Infizierten haben wir genügend Schutzkleidung an Bord.“ Zudem gebe es regelmäßige Besprechungen mit allen Leitern der Feuerwehren.
Polizei mit abgedichteten Schutzanzügen ausgestattet
Gut aufgestellt sieht sich auch die Polizei. Lange schon seien bei der Polizeibehörde Zusammenkünfte von mehreren Personen untersagt. „Stattdessen finden Video- und Telefonkonferenzen statt“, berichtet Polizeisprecher Bernd Mauel. Außerdem seien die Fahrzeuge mit abgedichteten Schutzanzügen ausgestattet.
Alle Kollegen würden sehr genau darauf achten, dass auch die Bevölkerung die Corona-Verordnungen einhalte. Und auch das Ordnungsamt ist wachsam. So sind in Hürth zum Beispiel 16 Mitarbeiter an sieben Tagen in der Woche ab 7 Uhr im Einsatz. „Und mit steigenden Corona-Infektionen wird das noch intensiviert“, sagt Pressesprecher Willi Pütz.
Eigene Maßnahmen werden von den Geschäften, beispielsweise im Hürth-Park, nicht getroffen. „Das dürfen wir gar nicht“, betont der stellvertretende Hürth-Park-Manager Envea Savkay. Das sei ausschließlich Sache der Politik. „Wir werden uns allerdings ganz an die Vorgaben der Politik halten, neue Verordnungen werden sofort umgesetzt.“