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Mehr Möglichkeiten für BewerberAusbildungsmarkt in Rhein-Erft bleibt stabil

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen sind ein Erwachsener und zwei Jugendliche, die sich ein aufgerolltes meterlanges Kabel anschauen.

Materialkunde: Elektromeister Dirk Schmitz mit den Auszubildenden Aurelius Jung und Niclas Maulis (v.l.).

Rund 80 Prozent der bei der Agentur für Arbeit Brühl gemeldeten Ausbildungsstellen wurden mit passenden Bewerberinnen und Bewerbern besetzt.

Die Zeiten sind wirtschaftlich herausfordernd. Dennoch zeige sich der Ausbildungsmarkt im Rhein-Erft-Kreis stabil, sagte Ralf Holtkötter mit Blick auf den Ausbildungsmarkt. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen sei von Oktober 2022 bis September 2023 gestiegen, die der Bewerberinnen und Bewerber hingegen gesunken.

Wie wichtig es ist, dass die Unternehmen trotz schwieriger Rahmenbedingungen mehr Ausbildungsplätze anbieten, untermauerte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Brühl mit einigen Beispielen. „Etwa 20 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit einer dualen Ausbildung im Rhein-Erft-Kreis erreichen in den nächsten zehn Jahren das Rentenalter.“

Mehr Chancen für Jugendliche im Rhein-Erft-Kreis

Gleichzeitig stünden dem Arbeitsmarkt immer wenige junge Menschen zur Verfügung. Das bedeute einerseits, dass für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber die Suche nach passenden Bewerberinnen und Bewerbern länger werde. Für die Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchten, hingegen böten sich mehr Chancen.

„Es gibt 327 Ausbildungsberufe. Wir haben heute keinen Arbeitgebermarkt mehr, sondern einen Arbeitnehmermarkt.“ Selten seien die Chancen, den Traumberuf zu ergreifen, so gut gewesen wie aktuell, so Ralf Holtkötter in der Bilanzpressekonferenz. Sie fand traditionsgemäß in einer Firma statt, die das Thema Ausbildung sehr ernst nehme.

Es ist unsere Pflicht, selbst für Nachwuchs zu sorgen.
Hauke Horstmann, Geschäftsführer der Horstmann & Lochthowe GmbH

„Wir waren mit Landrat Frank Rock hier und wir waren begeistert“, sagte Ralf Holtkötter an die Adresse seines Gastgebers Hauke Horstmann, Geschäftsführer der Horstmann & Lochthowe GmbH in Pulheim-Brauweiler. Im Handwerk sei der Fachkräftemangel ein Riesenthema, sie suchten händeringend, schilderte der gelernte Heizungsbauer.

Da die Firma es für ihre „Pflicht hält, selbst für Nachwuchs zu sorgen“, pflegt sie „gute Kontakte zu Schulen“. Mit der Methode hat sie Erfolg. Für 2024 hat sie zwei Auszubildende aus Pulheim gewonnen, die sich nach dreiwöchigen Schulpraktika zu Elektronikern für Energie- und Gebäudetechnik ausbilden lassen möchten. „Beide stehen vor der Vertragsunterzeichnung.“

Auch Niclas Maulis und Aurelius Jung, beide 17, haben die Firma durch Schulpraktika kennengelernt. Seit Anfang August machen sie eine Ausbildung zum Elektriker. Noch nicht besetzt ist die Ausbildungsstelle zum Anlagenmechaniker für Heizung und Sanitär. Eine Bewerberin oder einen Bewerber sucht die Firma nun für 2024.

Mehr Ausbildungsverträge unterzeichnet

Den direkten Kontakt zu den Schulen, genauer gesagt zu deren Berufskoordinatoren, pflegt auch die Kreishandwerkerschaft. Die Industrie mache das schon länger, sagte Kreishandwerksmeisterin Martina Engels-Bremer.

Um Auszubildende zu gewinnen, hatte die Kammer sich einige Aktionen einfallen lassen, wie etwa die Schulhoftourneen oder Stippvisiten in Freizeiteinrichtungen, auch in Freibädern. Mit Erfolg: Erstmals nach der Pandemie wurden bis Ende September 8017 Ausbildungsverträge in rund 150 IHK-Berufen unterzeichnet. Das sind 454 mehr als im Vorjahr, freute sich Roberto Lepore.

„Jeder Handwerksbetrieb hat es so in der Hand, Auszubildende zu finden. Wenn wir dieses Engagement zeigen, haben wir Erfolg“, ist sie überzeugt. Roberto Lepore, Abteilungsleiter Berufliche Orientierung bei der Handwerkskammer zu Köln, ist diese Botschaft wichtig: „Handwerk lohnt sich.“


Von Oktober 2022 bis September 2023 haben sich 2214 Bewerberinnen und Bewerber aus dem Rhein-Erft-Kreis wegen einer Ausbildungsstelle bei der Agentur für Arbeit Brühl gemeldet. Das sind 19 weniger als im Vorjahreszeitraum. 15 Bewerberinnen und Bewerber hatten keinen Schulabschluss. Gleichzeitig wurden 2048 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, elf mehr als vor einem Jahr.

Rund 80 Prozent der bei der Agentur für Arbeit Brühl gemeldeten Ausbildungsstellen konnten mit passenden Bewerberinnen und Bewerbern besetzt werden. Bis Ende September bleiben 374 Ausbildungsstellen unbesetzt, 246 Bewerber fanden kein passendes Angebot.