BrauchtumTheo (12) aus Pulheim überrascht seine Lia mit einem Maibaum
Schon auf dem Weg nach Pulheim fallen sie auf: provisorisch auf dem Dach befestigte Birken, oder andere, die noch aus dem Fenster oder dem Kofferraum herausragen, und sogar der Beifahrer auf einem Motorrad hält eine. Ein Zeichen dafür, dass das Maibaum-Aufstellen wieder bevorsteht.
Etwa 350 Birken wurden auf dem städtischen Bauhof in Pulheim verkauft. Dafür brauchte man bloß einen „Bauhoftaler“, den man vor Ort für 5 Euro erwerben konnte. So will die Stadt ihren Teil zur Erhaltung der Tradition beitragen.
In diesem Schaltjahr sind die Frauen mit dem Aufstellen dran
Das Maibaum-Aufstellen ist eine Möglichkeit, seinem Herzensmenschen auf traditionelle Art seine Liebe zu zeigen. Für gewöhnlich stellen junge unverheiratete Männer ihrer Angebeteten einen geschmückten Baum vor die Tür. Dieser darf dann erst nach einem Monat wieder entfernt werden. Passiert das früher, wird es als Abweisung verstanden. Mittlerweile verschenken auch bereits Vergebene Maibäume an ihre Partner.
In einem Schaltjahr wie diesem werden die klassischen Geschlechterrollen traditionell vertauscht. Den Anteil von Frauen zu Männern schätzt Michael Götten, der Bereichsleiter des Bauhofs in Pulheim, in diesem Jahr auf 70 zu 30.
Manche starten schon besonders früh in diese Tradition. So wie Theo Kuhlmann. Der ist erst zwölf Jahre alt, will aber trotzdem seiner Freundin Lia eine Überraschung machen. „Ich finde es ein bisschen frühreif“, sagt seine Mutter Kristin mit einem Lachen. Aber sie freut sich für ihren Sohn, denn sie selbst hat noch nie einen Maibaum bekommen.
Eine andere Frau fragt die Bauhof-Mitarbeiter, ob der Baum wohl auch in ihren Ford Fiesta passen würde. Auf dem Parkplatz kann man da schon verschiedene Arten beobachten, wie man eine Birke mit einem Auto transportieren kann. Irgendwie klappt es dann immer. Zwei Frauen kommen auch einfach zu Fuß und nehmen den Baum so mit. Auch im Fiesta ist übrigens genug Platz. Zumindest für ein kleineres Exemplar.
„Dieses Jahr haben wir besonders schöne Bäume“, freut sich Michael Götten, der Bereichsleiter des Bauhofs. Das sah im letzten Jahr noch anders aus. Da hatten sie kaum Blätter, waren kleiner und mussten von weiter weg geholt werden. „Sie sind wieder hier aus der Nähe“, erzählt er zufrieden. Von wo genau, kann er nicht sagen, denn selber fällen soll man die Bäume nicht.
Die Birken werden nämlich nur an bestimmten Stellen gefällt. Wenn sie etwa in Strommasten hineinwachsen oder man etwas für die Vielfalt in der Vegetation tun will. Die Birke ist an ihre Umgebung nicht sehr anspruchsvoll und ist zudem recht robust. Wenn sie dann viel Licht bekommt, wächst sie auch schnell. Die Maibäume, die die Stadt Pulheim in diesem Jahr, sind etwa zweieinhalb Jahre alt.
Mehr als die Hälfte davon kann der Bauhof an die Leute aus der Umgebung verkaufen. Der Andrang ist nicht mehr so groß, wie er früher einmal war. Die Birken, die am Ende noch übrig bleiben, verstauen die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs dann vorerst fachmännisch vor dem Zaun des Geländes.