Ex-FC-Trainer Ewald Lienen war Überraschungsgast bei der Fußballlesung von Sascha Theisen und seinem Kollegen Frederik Latz.
„Torwort“Pulheimer Sascha Theisen veranstaltete traditionelle Lesung in Kölner Hammond Bar
An einem frischen Herbstabend ging in der Kölner Hammond Bar das Rotlicht an, etliche Fußballtrikots tummelten sich und die Stimmung war ausgelassen: Rund 100 Zuschauer freuten sich auf eine neue Ausgabe von „Torwort“ in der Kölner Südstadt. Die Fußballlesung des Pulheimers Sascha Theisen und dessen Kollegen Frederik Latz, in der sie über Fußball philosophieren, zog ein großes Publikum magisch an.
Die kleine Bar war prall gefüllt und bis auf den letzten Platz ausverkauft. Als Überraschungsgast erschien kurze Zeit später der ehemalige Kultspieler und Ex-FC-Trainer Ewald Lienen. Im Dezember 2003 fand die erste Lesung im Pressesaal des Müngersdorfer Stadion statt.
Rückkehr zum Ursprung
„Wir haben uns gesagt, lass uns mal probieren, ob das funktioniert. Dann waren aber 200 Leute da und wir wollten natürlich weiter machen“, sagte Torwort-Erfinder Sascha Theisen, der in Brauweiler wohnt. Rund 20 Jahre und etliche Lesungen später fand wieder eine Lesung in der Hammond Bar statt. „Ich weiß gar nicht mehr, die wievielte Ausgabe das jetzt war“, ergänzte er schmunzelnd.
Denn in den vielen Jahren hatte das Format schon einige Gäste: Klaus Fischer, Hans Tilkowski, Toni Schumacher, Max Eberl, Tom Bartels und Peter Stöger sind da nur ein paar Namen. Sie plaudern aus dem Nähkästchen, reden über ihre Karrieren, liefern spannende Anekdoten und sprechen über Persönlichkeiten des Fußballs. Dabei liefern sie Einblicke hinter die Kulissen und sind sehr nahbar.
Kindheitsträume wahr werden lassen
„Das sind die Helden meiner Kindheit. Die dann so kennenzulernen, ist ein Antrieb, warum wir das machen“, sagt Theisen. Latz und Theisen hielten an dem Abend Lesungen über ihre Lieblingsvereine, dem 1. FC Köln und Alemannia Aachen. Dabei sprachen sie zum Teil auf ironische Art und Weise über ihre innere Gefühlswelt nach Auf- und Abstiegen und zogen Momente aus ihrem Leben heran, um Situationen zu verdeutlichen. Zusätzlich unterlegten sie ihre Worte mit Bildern und Videos, wodurch bei den Zuschauern Bilder im Kopf entstanden, die oftmals für schallendes Gelächter sorgten.
Als Sascha Theisen ein wichtiges Tor des Aachener Offensivspielers Anton Heinz nacherzählte, zog er als Vergleich ein Freistoßtor von sich selbst heran und verdeutlichte dadurch die Emotionen, die durch diese Tore erzeugt wurden. Er machte den Zuschauern klar, dass sich der Amateurfußball und Profifußball in solchen Fällen doch noch sehr ähneln. Die Zuschauer waren begeistert.
Auswärtsspiele gerngesehen
Neben der Kölner Bar waren auch schon die Bücherstube Brauweiler sowie der Spielertunnel des Aachener Stadions, dem Tivoli, Austragungsorte. Geld verdienen sie mit der Reihe nicht, es ist ihr Hobby und ihre Leidenschaft. Gestartet hatte Theisen das Projekt ursprünglich mit Peter Schmitz. Doch nach dessen Tod macht Theisen die Lesung seit einigen Jahren mit seinem Jugendfreund Frederik Latz.
Der Torwort-Macher war begeistert vom Abend. Theisen: „Es war gigantisch. Ewald ist ein total sympathischer und toller Mensch.“ In seiner aktiven Spielerkarriere spielte dieser für Arminia Bielefeld, Borussia Mönchengladbach und den MSV Duisburg. Als Trainer stand er neben zahlreichen anderen Vereinen für den 1. FC Köln und den FC St. Pauli an der Seitenlinie. Während der Show unterhielten sich die drei Protagonisten auch über sein legendäres Solo-Tor gegen die AS Saint-Étienne im Viertelfinale des UEFA-Pokals 1980.
„Vorm Torwart hatte ich keine Ahnung, was ich machen soll. Ich bin froh, dass er mitgespielt hat“, sagte er schmunzelnd zu seinem Tor. Er erzählte viele Geschichten aus dem Profifußball, wie er als Trainer mit seinen Spielern umgegangen ist und von Situationen aus seinem Blickwinkel. Zwischendurch stimmten die Zuschauer immer wieder Sprechchöre an: „Es gibt nur einen Ewald Lienen…“.
Am Ende bekamen einige Zuschauer die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Über den gebürtigen Pulheimer Florian Wirtz sagte Lienen: „Für deutsche Verhältnisse ist das ein Jahrhundertfußballer. Er ist technisch sehr begabt.“
Besonders einen Moment hebt Sascha Theisen hervor, den er in den Lesungen sehr schön findet: „Ich freue mich immer, wenn die alten Fußballer reinkommen und gefeiert werden. Alle Zuschauer haben unterschiedliche Trikots an, das ist eine schöne Fußballgemeinschaft, die der Person nochmal was zurückgibt.“