Eine Dreiviertelstunde lang durften Jungen und Mädchen gemeinsam mit Erzählerin Chris Pichler ein Märchen intensiv erleben.
MitmachkonzertKinder griffen in Pulheim Dornröschen unter die Arme

Chris Pichler (Mitte) erzählte dem jungen Publikum das Märchen von Dornröschen und animierte die Kinder zwischendurch immer wieder zum Mitspielen und Geräusche machen.
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Chris Pichler betritt im rosafarbenen Prinzessinnenkleid und bunten hochhackigen Schuhen die Spielfläche im Kaisersaal der Abtei Brauweiler. Ihr folgen Olga Reiser mit ihrer Querflöte und Julia Zielinski mit ihrer Gitarre, die sich im Hintergrund auf ihre Plätze setzen. Das Publikum ist in fünf Reihen im Halbkreis um die Spielfläche platziert und wartet bereits gespannt, was passieren wird. Das Besondere an dieser Zuschauerschaft: Die ersten zwei Reihen sind ausschließlich von Kindern im Alter von zwei bis sieben Jahren besetzt. Dahinter geben Eltern und Großeltern ein Gefühl der Sicherheit.
Pichler wird in den kommenden 45 Minuten mit kindlicher Spielfreude und schauspielerischer Professionalität das Märchen von Dornröschen in der bekannten Handlung und doch auf ganz neue Art und Weise erzählen. Mit Requisiten wie Königs- und Königinnenkrone, Gouvernantenbrille, Kochmütze und Jägerhut wechselt sie die Rollen. Überzeichnete theatralische Gesten und überdeutliche Mimik kehren die Gefühle des märchenhaften Personals nach außen.
Pulheim: Erzählerin ändert die Kopfbedeckungen und die Stimme
Und doch fehlt bei all dem noch die wesentliche Zutat dieses komischen und unterhaltsamen Erzählens: das, was man alles hören kann. Da ist die Stimme von Pichler, die weint, jammert, trauert, bockt, jubelt, krächzt, flüstert, quakt, aber auch Geräusche wie Pferdegetrappel nachahmt und am glücklichen Ende des Märchens die Küsse des frisch vermählten Paares imitiert.
Da sind kleine Geräusch- und Musikinstrumente, mit denen sie zum Beispiel ein unheimliches Jaulen erzeugt, den Wind durch den Raum blasen lässt oder eine imaginäre Treppe zum Knarren bringt. Und da ist das Duo Reiser/Zielinski, die das Geschehen mit kurzen Ausschnitten klassischer Musik untermalen, interpretieren und kommentieren, zum Beispiel mit Kompositionen von Schubert, Telemann, Grieg und Mendelsohn.
45 Minuten Konzentration sind lang für das junge Publikum, weshalb Pichler die Kinder immer wieder an geeigneten Stellen zum Mitmachen animiert. Sie klopfen sich mit den Fäusten auf die Brust, was wie Pferdegetrappel klingt, wenn die Gäste zu dem Fest kommen, dass das Königspaar anlässlich der lang ersehnten Geburt ihrer Tochter gibt. Die Kinder bilden den Hofstaat und folgen der Königin auf und ab durch den Raum schreitend. Sie drehen sich im Tanz, knicksen und werfen sich im Spiel mit der Prinzessin imaginäre Bälle zu.
Das von Pichler konzipierte Stück „Dornröschen hat verschlafen“ ist Teil der Kinderkonzertreihe „Große Musik für kleine Ohren“, die im Jahr 2024 im Rhein-Erft-Kreis (plus Bornheim und Langenfeld) ihren Anfang nahm und 2025 mit 25 Mitmachkonzerten fortgesetzt wird. Sie soll „Kindern Musik und Theater auf ganz besondere Weise erleben lassen – unvoreingenommen und grenzenlos“, wie Claudia Große, künstlerische Leiterin des Vereins „Große Musik für kleine Ohren“ erklärt.
Bis 22. März sind weitere Aufführungen des Dornröschens geplant. Vom 13. bis 25. September können die Kinder bei dem Stück „Das Schleichhörnchen und der Drumpfmumpf“ Klezmer-Musik kennenlernen und beim Weihnachtsstück „Louisa, das Weihnachtskrokodil“ vom 30. November bis 14. Dezember kindgerechten Jazz erleben. Alle Termine unter www.musikfuerkleineohren.de.