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Zwei Familien berichtenWie lassen sich Kinderbetreuung und Arbeit vereinbaren?

Lesezeit 4 Minuten

Maimuna Chebil muss Familie und Arbeit ständig neu organisieren.

  1. Die Corona-Krise hat den Alltag vieler Familien völlig umgekrempelt.
  2. Seit Kita und weiterführende Schule geschlossen sind, müssen Familien sich täglich neu organisieren.
  3. Familie Chebil aus Pulheim und die alleinerziehende Mutter Karoline Liessem aus Hürth erzählen, wie sie ihren Alltag mit Arbeit und Kinderbetreuung meistern.

Pulheim-Sinnersdorf/Hürth – „Bei uns steht alles Kopf“, sagt Maimuna Chebil (39) und seufzt. Gerade sieht man davon nichts, die Söhne, der fünf Jahre alte Elias und der zehnjährige Skander, spielen mit ihrem Vater Bilel entspannt Memory. Doch das ist eine Momentaufnahme. Die Corona-Krise hat den Alltag vieler Familien völlig umgekrempelt. FSeit Kita und weiterführende Schule geschlossen sind, müssen Familien sich täglich neu organisieren. Familie Chebil aus Pulheim und die alleinerziehende Mutter Karoline Liessem aus Hürth erzählen, wie sie ihren Alltag mit Arbeit und Kinderbetreuung meistern.

Maimuna Chebil arbeitet in der Verwaltung einer privaten Sprachschule in Köln, aber in den vergangenen Tage war sie zu Hause, um ihre beiden quirligen Kinder zu betreuen. „Das ist gar nicht so einfach“, stellt sie fest. „Wir haben nur einen kleinen Balkon und gehen daher gern hinaus an die frische Luft. Doch seit die Spielplätze gesperrt sind, wird es schwierig mit dem Unterhaltungsprogramm. Vor allem der Kleine dreht manchmal durch.“ Bilel Chibel fällt in der Betreuung weitgehend aus, er ist in der Tagespflege eines Seniorenheims beschäftigt und wird dort dringend gebraucht.

Nach ein paar Tagen wieder ein neuer Plan

Mit dem Homeoffice hat es bei Maimuna Chebil nicht so recht geklappt, jetzt muss sie wieder ins Büro. Also was tun? „Wir waren auch ratlos“, sagt sie. „Meine Eltern in Köln-Heimersdorf haben uns Hilfe angeboten. Sie sind immer für uns da, aber wir wollen sie nicht in Gefahr bringen. Meine Mutter hat Asthma und mein Vater Diabetes.“ Bleibt die Schwägerin. Sie hat angeboten, ihr Homeoffice von Köln-Widdersdorf nach Sinnersdorf zu verlegen und sich dort um ihre Neffen zu kümmern. Aber auch das geht nur ein paar Tage, dann muss ein neuer Plan her.

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Hoffnung in diesen schwierigen Zeiten gibt die kurzfristige NRW-weite Neuregelung für die Kita-Betreuung, nach der nur noch ein Elternteil in einer wichtigen Schlüsselposition wie Vater Bilel sein muss, um einen Platz in der Notbetreuung zu bekommen. Immerhin, aber für Maimuna Chebil ist auch das eine Notlösung. „Lieber rede ich noch mal mit meinem Chef“, überlegt sie. „So sehr ich meine Kollegen im Büro mag, aber vielleicht lässt sich Homeoffice jetzt in der Corona-Krise doch noch vernünftig organisieren.“ „Oh ja!“, ruft Elias. „Und zwischendurch gehen wir die Ziegen an der Gärtnerei füttern.“ Maimuna Chebil nickt. Dann sagt sie nachdenklich: „Ich hoffe, dass wir das alles gut überstehen.“

Alltag so weit es geht normal strukturieren

Diese Hoffnung hat auch Karoline Liessem (45) aus Hürth. Die Mutter einer dreijährigen Tochter arbeitet in einer Speditionsfirma und hat das Glück, momentan von zu Hause aus arbeiten zu können. Sie versucht trotz allem, ihren Alltag so weit es geht ganz normal zu strukturieren. Das sei wichtig, um ihrer Tochter Sicherheit zu geben. „Wir stehen normal auf, wie sonst auch. Nur dass wir morgens nicht ins Büro und den Kindergarten gehen“, sagt sie. Stattdessen hat sie einen Kinderschreibtisch in ihr heimisches Büro gestellt, an dem Tochter Charlie arbeiten kann.

Die Mutter versucht, der Tochter Aufgaben zu geben, die ihren eigenen ähneln. „Das klappt mal gut und mal weniger gut“, räumt sie lachend ein. Besonders effektiv sei das Arbeiten in der Zeit momentan aber nicht, sagt Liessem, die freimütig zugibt, dass der Fernseher mitunter die letzte Rettung ist. „Gerade bei Telefonkonferenzen oder Ähnlichem muss sie leise sein. Das weiß sie“, sagt Liessem. Trotzdem versuche Charlie dann, die Aufmerksamkeit ihrer Mutter zu bekommen. „Das ist ja auch ganz normal, aber in manchen Situationen schwierig.“

Hausarbeit während dem Mittagsschlaf

Nach dem Mittagessen hält die kleine Charlie für eine Stunde Mittagsschlaf. Diese Zeit nutzt die 45-Jährige dazu, alles, was vormittags liegengeblieben ist, aufzuarbeiten. Danach geht es eine Stunde raus an die frische Luft. Statt auf den Spielplatz wird eine große Runde mit dem Laufrad gedreht. „Danach ist Charlie meist platt und ausgeglichen“, beschreibt Liessem.

Den Tag über versucht sie, alles abzuarbeiten, was wirklich wichtig ist und nicht warten kann. Wenn Charlie im Bett ist, geht es noch mal für zwei Stunden an den Laptop. Die Hausarbeit bleibe da ein Stück weit auf der Strecke. „Immer im Homeoffice zu arbeiten und gleichzeitig Kinderbetreuung, ist für mich unvorstellbar“, sagt Liessem. Auch sie ist froh, wenn die Normalität zurückkehrt.

Liessem rät allen Eltern, an Routinen festzuhalten: „In der Woche morgens immer zur selben Zeit aufstehen, komplett anziehen und einen ähnlichen Rhythmus einzuführen.“ Sollte die Konzentration schwierig werden, eine Pause einlegen, aufstehen und mal den Raum wechseln. „Und das Kind verbal darauf vorbereiten, was als nächstes kommt.“