Starke Argumente findenPulheimer Gymnasium nimmt an „Jugend debattiert“ teil
Pulheim-Brauweiler – Soll der Distanzunterricht nach Corona erhalten bleiben? Der Unterricht früher oder später anfangen? Ein Umweltpfand auf Tablets und Handys eingeführt werden? Mit einem einfachen Ja oder Nein ist es bei „Jugend debattiert“ nicht getan. Das Projekt steht für faires, starkes und fundiertes Argumentieren, ganz ohne Beleidigungen und Streit.
Rhetorik in der Schule als Gegenentwurf zu „Fake News“ und Populismus. Seit 2001 lernen bundesweit Schülerinnen und Schüler im Unterricht, was gute Debatten auszeichnet: Ein Thema aus allen Perspektiven zu betrachten, wertschätzend und respektvoll Meinungen zu vertreten und anderen zuzuhören. „Für uns heißt das vor allem aktive Beteiligung an der Demokratie“, sagt Britta Gelb, Lehrerin am Abtei-Gymnasium. Die Schule gehört jetzt zu den rund 800 weiterführenden Schulen bundesweit, die sich an dem Projekt „Jugend debattiert“ beteiligen.
„Gigantischer bürokratischer Aufwand“
„Das war ein gigantischer bürokratischer Aufwand“, berichtet Gelb. „Dank unserer Schulleitung haben wir es aber hingekriegt.“ Mit ihrer Kollegin Jennifer Herboth und den Kollegen Tobias Nachreiner und Torsten Backherms hat sie sich lange für eine Teilnahme des Gymnasiums an „Jugend debattiert“ eingesetzt. Mit Erfolg. In den Fächern Deutsch und Sozialwissenschaften wird „Debattieren“ ab sofort für die Stufen 8 und 9 auf dem Lehrplan stehen. Um auch an dem bundesweiten Wettbewerb um die besten Debatten teilzunehmen, haben 20 Lehrende des Abtei-Gymnasiums eine Basisschulung absolviert, im Februar folgt eine Jurorenschulung. „Wir wollen ja den Schülern ein fundiertes Feedback geben“, sagt Tobias Nachreiner. Um über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, erfahren die Schülerinnen und Schüler erst kurz vor dem Wettbewerb, ob sie Pro oder Contra argumentieren sollen. So schlüpfen sie auch in die Rollen der Andersdenkenden und erfahren, dass es oft mehr als nur eine berechtigte Position gibt.
Doch bis dahin wird es wohl noch dauern, denn coronabedingt werden die ersten Debattier-Wettbewerbe erst in einem Jahr stattfinden. „Der Wettbewerb lebt vom Publikum und das geht ja zurzeit nicht“, bedauert Britta Gelb. „Danach starten wir aber durch. Vielleicht bis zum Bundeswettbewerb in Berlin“, sagt sie augenzwinkernd. Dort könnten die Schülerinnen und Schüler dann Bundespräsident Frank Walter Steinmeier treffen, den Schirmherren von „Jugend debattiert“.
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Mit der gemeinnützigen Hertie-Stiftung und der Heinz-Nixdorf-Stiftung initiiert der Bundespräsident das Projekt mit den Kultusministerien, der Kultusministerkonferenz und den Parlamenten der Länder. „Eine lebendige Demokratie braucht junge Menschen, die aufstehen, kritische Fragen stellen und sich fair mit anderen auseinandersetzten“, sagt Gelb. „Gerade in Zeiten wie diesen.“