Dr. Karl August Morisse, der langjährige Bürgermeister der Stadt Pulheim, ist nach langer Krankheit im Alter von 82 Jahren gestorben. Er hinterlässt seine Frau Angelika, zwei Töchter und zwei Enkelkinder.

Der promovierte Jurist hat sein Bürgermeisteramt, das er von 1999 bis 2009 innehatte, sehr ernst genommen. Ungezählte Stunden hat Karl August Morisse nach Feierabend am Schreibtisch im ersten Stock des Rathauses verbracht. Er hat Akten studiert, sich auf Sitzungen vorbereitet, an Reden gefeilt.

Pulheim: Sorgen der Bürger ernst genommen

Da sein Terminkalender in der Woche voll war, vieles aber keinen Aufschub duldete, war Karl August Morisse oft genug auch an Wochenenden im Rathaus anzutreffen. Und wenn es nicht anders ging, hat der Verwaltungschef Unterlagen mit nach Hause oder in den Urlaub genommen. Für die Hobbys Tennis, Skilaufen und Lesen blieb da kaum noch Zeit. Auch die Zeit, die der gebürtige Kölner mit seiner Familie verbracht hat, war knapp.

Vor allem die Sorgen und Nöte der Bürger waren Karl August Morisse, einem FDP-Mann, der als unabhängiger Kandidat angetreten und mit großer Mehrheit gewählt worden ist, ein Anliegen. Er ließ es sich nicht nehmen, jeden Brief, der an ihn adressiert war, persönlich zu beantworten.

Optimaler Seelenzustand

„Ich lege größten Wert darauf, dass die Bürger gerecht behandelt und ihre Wünsche, wenn irgend möglich, erfüllt werden. Mein Ziel ist, niemanden zu enttäuschen“, sagte er einmal im Gespräch mit der Redaktion. Karl August Morisse war aber auch Realist. Er wusste, dass Enttäuschungen oft nicht zu vermeiden waren, weil beispielsweise das nötige Geld fehlte oder die Interessen des Einzelnen mit den Interessen der Bürgerschaft kollidierten.

Solche Situationen hat er oft genug erlebt in seiner langen beruflichen Laufbahn als Gemeindedirektor (1975 bis 1981), Stadtdirektor (bis 1999) und schließlich als Bürgermeister. 2009 beschloss Karl August Morisse, nicht erneut für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. An einem seiner letzten Arbeitstage sagte er, er verlasse das Rathaus in optimalem Seelenzustand, in Zufriedenheit, „denn es gibt nichts Höheres als einen zufriedenen Menschen“.

Zum Ehrenbürger ernannt

Zufrieden konnte er auch sein. Denn er konnte von sich sagen, er habe sich einen beruflichen Lebenstraum erfüllt. „Es war nie langweilig, im Gegenteil: Pulheim bot Spannung pur und zwar von der ersten bis zur letzten Sekunde“, sagt er damals. Im Oktober 2009 wurde Karl August Morisse zum Ehrenbürger der Stadt Pulheim ernannt. In der Urkunde sind die herausragenden Erfolge des damals 67-Jährigen aufgeführt wie etwa die „städtebauliche Neuordnung und grundlegende Sanierung des Pulheimer Ortskerns“.

In der Urkunde sind auch Morisses „Integrität“, seine „Glaubwürdigkeit“ und die „Verlässlichkeit seines Wortes“ und das Verhältnis zu den Mitgliedern des Stadtrates erwähnt, das von „wechselseitigem Respekt und hoher Achtung“ geprägt sei. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt im Oktober 2009 zog sich Karl August Morisse, Träger des Bundesverdienstkreuzes, aus der Öffentlichkeit zurück.

Intensiv zusammengearbeitet

„Ich bin von der Nachricht bestürzt“, sagte Professor Dr. Jürgen Rüttgers, ehemaliger NRW-Ministerpräsident. „Wir waren lange intensiv miteinander verbunden und haben lange zusammengearbeitet. Es war eine Freude, dass wir Pulheim vorangebracht in den Bereichen Finanzen, Umweltschutz und Städteplanung vorangebracht haben. Das vor dem Hintergrund, dass Pulheim eine arme Stadt war.“

Jürgen Rüttgers war von 1975 bis 1987 Beigeordneter der Stadt Pulheim und Morisses Stellvertreter. Er kenne Karl August Morisse seit Anfang der 80er-Jahre, sie hätten immer partnerschaftlich und freundschaftlich zusammengearbeitet, so der langjährige ehemalige CDU-Fraktionschef Werner Theisen.

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Von

Jörn Tüffers und

Maria Machnik

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„Wir verlieren mit ihm den Mann, der Pulheim maßgeblich vom Dorf zur Stadt entwickelt hat. Das, was die Stadt lebenswert macht, ist seinem Wirken zu verdanken. Er hat die Stadt zu seinem Lebenszweck und Lebensziel gemacht.“ Karl August Morisse habe Pulheim mit Tatkraft und Zielstrebigkeit nach der kommunalen Neuordnung gestaltet und in die Zukunft geführt, so Bürgermeister Frank Keppeler, Morisses Nachfolger.

„Mit Dr. Karl August Morisse haben wir eine große Persönlichkeit verloren, die für viele auch ein Vorbild gewesen ist. Er hat über Parteigrenzen hinweg stets für das Wohl unserer Stadt gearbeitet und tiefe Spuren hinterlassen. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“