Bienenfutter statt KaugummiIn Pulheim steht dieser ganz besondere Automat
Pulheim-Brauweiler – „Ich finde Bienen süß“, sagt die neunjährige Lena, steckt 50 Cent in den knallgelben Automaten und zieht mit Schwung eine Kapsel, gefüllt mit Blumensamen, heraus. „Wir haben ein Bienenhotel im Garten“, ergänzt die gleichaltrige Pia. „Das habe ich selbst gebaut. Und meine Tante hat sogar eigene Bienenvölker.“
In Brauweiler, so scheint es, wimmelt es nur so von Bienenfreunden. Seitdem der gelbe Bienenfutterautomat, der in seinem früheren Leben ein Kaugummiautomat war, an einer Mauer an der Mathildenstraße 12 hängt, brummt der Verkauf an Bienenfutter nur so. Ständig muss Olaf Ammann Kapseln mit der Blumensamen-Mischung Marke „Wilde Blumenwiese“ nachfüllen. Er war es auch, der im vergangenen Sommer die bienenfreundliche Idee mit dem Automaten hatte. Ammann, selbst Hobbyimker, kam mit seinem Plan vom Futterautomaten bei seinen Kollegen der BIG, der Interessengemeinschaft Brauweiler Unternehmen, gut an. „Einstimmig haben wir das tolle Projekt beschlossen“, erinnert sich Helmut Stahl, Optiker und Vorsitzender der BIG. Mit ihrer Idee, einen Bienenfutterautomaten an einem Blumenbeet auf einem öffentlichen Platz in Brauweiler aufzustellen, stieß die BIG bei der Stadt Pulheim allerdings an ihre Grenzen. Das Projekt schien zu platzen. Doch zum Glück boten die Bienenfreunde Sylvia und Dieter Schaupp ihre private Garagenmauer an der Mathildenstraße für die Automaten an. „Wir haben ja selbst im Garten viele Blumen und einen Zwetschgenbaum und wollen, dass er bestäubt wird“, sagt Sylvia Schaupp und lacht. Und da hängt er nun, der knallgelbe, fröhlich angemalte Bienenfutterautomat, daneben eine Box zur Rückgabe der leeren Kapseln und eine Tafel mit Infos über die fleißigen Bienen. Damit gehört Brauweiler zu einem bundesweiten, stetig wachsenden Ökoprojekt.
Bundesweit schon mehr als 90 Automaten
Eine kleine Idee mit großer Wirkung, die dem Dortmunder Erfinder Sebastian Everding vor zwei Jahren einfiel. Er begann, alte rote Kaugummiautomaten aus den 60er- bis 80er-Jahren zu kaufen, aufzuarbeiten und neu zu lackieren. Zunächst bestückte er sie mit Witzen, wollte dann aber lieber seinem Projekt eine sinnvolle Nutzung verleihen. Er dachte an Pestizide, Flächenversiegelung und Monokulturen und wurde zum Bienenretter. Seit Anfang 2020 stehen die gelben Automaten nun überall in Deutschland, inzwischen gibt es bundesweit schon mehr als 90 Automaten mit Samen für Bienen-Naschereien. Sebastian Everding kommt mit dem Aufarbeiten und Lackieren kaum noch nach, und auch die ausrangierten Kaugummiautomaten werden langsam knapp. Denn inzwischen ist ein ganzes ökologisches Netzwerk an dem Bienenprojekt beteiligt. Die Blumensamenkapseln werden von Menschen mit Unterstützungsbedarf befüllt, der Erlös fließt in ökologische Bienenprojekte in Kindergärten und Schulen.
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Olaf Ammann freut sich, dass der Bienenfutterautomat in Brauweiler so gut ankommt. „Ich liebe es, den Bienen zuzuschauen “, sagt er. „Das ist spannend und beruhigend zugleich. Das Gewusel der Bienen hat System, es gibt eine Harmonie im Chaos. Davon können auch wir noch viel lernen.“ Mehr Informationen zum Automaten findet man auf der eigenen Webseite.