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Population verdoppeltDarum fühlen sich Feldhamster in Pulheim pudelwohl

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt zwei Feldhamster, nachdem sie ausgesetzt worden waren. Viele Tiere hatten den Winter nicht überlebt. Der Schnappschuss ist am 12. Mai 2022 entstanden, rund eine Stunde, nachdem 26 Tiere ausgesetzt worden waren.

Die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft hat in Ingendorf erneut Feldhamster ausgesetzt. Der Grund: Viele Tiere haben den Winter nicht überlebt. Der Schnappschuss ist am 12. Mai 2022 entstanden, rund eine Stunde, nachdem 26 Tiere ausgesetzt worden waren.

Seit 2019 wildert die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft Feldhamster aus. Nach kleinen Rückschlägen wächst die Population kontinuierlich.

Noch ist es ihnen zu kühl. „Aber wenn es konstant über zehn Grad geht und auch abends mal wärmer ist, ist bei den Feldhamstern höchste Aktivität angesagt“, ist Christian Chmela überzeugt.

Dafür spricht beispielsweise eine „interessante Entdeckung“, die der Leiter der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft und sein Team Ende Mai 2022 in Ingendorf gemacht haben. Auf einer rund 8,5 Hektar großen Fläche nahe dem Reitstall Gut Kroschhof hatten sie 70 der dämmerungs- und nachtaktiven Nager, die in der EU streng geschützt sind, in ihren natürlichen Lebensraum entlassen.

Von den 166 Tieren hatten etliche den kalten Winter nicht überlebt

Diese zweite Auswilderungsrunde innerhalb eines Jahres war nötig geworden, da von den 166 Feldhamstern, die Ende Mai 2021 nahe Gut Kroschhof in die Freiheit gehuscht waren, viele den Winter nicht überlebt hatten.

„An einem Bau haben wir zwei totgebissene junge Feldhamster gefunden. Sie waren einen Zentimeter kleiner als die acht Wochen alten Junghamster aus der Aufzuchtstation im westfälischen Metelen, die wir am gleichen Tag auf der Fläche ausgesetzt haben.“

Wir standen erstmal betroffen davor
Christian Chmela

Das sei kein schöner Anblick gewesen. „Wir standen erstmal betroffen davor. Aber die Erkenntnis, die wir daraus gezogen haben, ist sehr wichtig.“ Das sei ein Hinweis darauf, dass sich die Feldhamster in Pulheim früh verpaarten. „Das wiederum ist aus Sicht der Züchterin für die Entwicklung der Population günstig. Denn es besteht die Chance, dass die Weibchen zweimal und sogar dreimal im gleichen Jahr werfen.“ Außerdem würden die Jungtiere noch im gleichen Jahr geschlechtsreif und bekämen ihrerseits Nachwuchs.

Auf dem Foto ist ein Feldhamster im Feld zu sehen. Zuletzt war es den Tieren noch zu kühl. Aber wenn es dauerhaft über zehn Grad geht und auch abends mal wärmer ist, ist bei den Feldhamstern höchste Aktivität angesagt.

Zuletzt war es den Feldhamstern noch zu kühl. Aber wenn es dauerhaft über zehn Grad geht und auch abends mal wärmer ist, ist bei den Feldhamstern höchste Aktivität angesagt.

Auch diese Beobachtung stimmt den Fachmann zuversichtlich. Im März waren er und sein Team mit einer Studentin auf der Aussetzungsfläche an Gut Kroschhof unterwegs. Sie schreibe ihre Bachelor-Arbeit über den Feldhamster im Rhein-Kreis-Neuss und habe sich auf einer Vergleichsfläche umschauen wollen, schildert Christian Chmela. „Wir haben 80 offene Baue gefunden.“

Der trockene, heiße Sommer hat den Feldhamstern gefallen

Für die 6,5 Hektar große Fläche in Geyen, unweit des Gebäudes der Feuerwehr, geht der Fachmann von anderen Zahlen aus. „Dort müssten schon jetzt mindestens 160 oder 170 Baue offen sein. Im letzten Herbst haben wir nur auf der Fläche, auf der wir erstmals 2019 Feldhamster ausgewildert haben, rund 400 offene Baue gefunden. So viele wie noch nie.“ Wie viele es genau sind, wird sich erst in den beiden Wochen nach Ostern zeigen – bei der regulären Frühjahrsbauerfassung.

Sehr zufrieden ist Chmela mit der Entwicklung im vergangenen Jahr, das offenbar ausgesprochen hamsterfreundlich war. „Die Population der Feldhamster hat sich vom Frühjahr bis zum Sommer 2022 verdoppelt.“ Der trockene, heiße Sommer habe den Feldhamstern in Geyen und Ingendorf gefallen. Im Sommer hatte das Team der Biologischen Station fast 1000 bewohnte – Fachleute sagen belaufene – Baue gefunden. „Dabei haben wir nicht alle Flächen kartiert, das schaffen wir gar nicht mehr.“

Wenn es gut läuft, werden wir im Sommer eine Verdopplung des Bestands haben
Christian Chmela

Auf den Flächen, die rund ein Dutzend Pulheimer Landwirte für den Vertragsnaturschutz zur Verfügung stellen, finden die Feldhamster ein vielfältiges und abwechslungsreiches Nahrungsangebot. Dort wachsen unterschiedlichste Kulturen wie Winterweizen, Gerste, Ackerwildkräuter, Kornblumen, Klatschmohn, Kamille und Luzerne. Da die Landwirte Getreidehalme stehen lassen, finden die Feldhamster auch nach der Ernte Nahrung und Deckung.

„Es freut mich, dass die Landwirte, die auf einen Teil ihrer Ernte verzichten, das Programm so gut annehmen“, sagt Christian Chmela. Aber auch, dass das sich das Feldhamster-Projekt so positiv entwickelt. „Wenn es gut läuft, werden wir im Sommer eine Verdopplung des Bestands haben. Das ist das, was wir uns wünschen.“

Wer das Team der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft beim Erfassen der Feldhamsterbaue unterstützen möchte, sollte sich unter 0228/2495794 melden. Es sei sinnvoll, den ganzen Tag dabei zu sein.