Zwei Männer stehen im Verdacht, ein Haus einer Bande von Tankstellen-Einbrechern als Lagerräume für die Beute zur Verfügung gestellt zu haben.
„Fühlen uns jetzt sicherer“Anwohner schildern SEK-Einsatz an Rocker-Unterschlupf in Pulheim

Das Haus mit der Anschrift „Zum Pulheimer Bach 4“ am Tag nach dem Einsatz des SEK.
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Vögel zwitschern. Friedlich wirkt das Wohnquartier mit den Ein- und Mehrfamilienhäusern am Elchweg und der Straße Zum Pulheimer Bach. Gelegentlich rollt ein Auto vorbei, ein paar Kinder sind mit ihren Fahrrädern unterwegs. Wie ein störendes Element in dieser Idylle wirkt das Haus mit der Anschrift „Zum Pulheimer Bach 4“. Das Gartentor ist verschwunden, nur die Verankerung im Mauerwerk ist geblieben.
Auf dem mit Platten ausgelegten Weg zum Hauseingang liegen unter eine Folie Gegenstände aus Metall. Die Rollläden an den drei Fenstern sind heruntergelassen. Dunkle Teichfolie ersetzt die Haustür. In der linken unteren Ecke ist sie nicht befestigt. Greift der Wind nach ihr, ist ein dumpfes Geräusch zu hören.
Wir sind daraufhin ans Fenster gegangen und haben mehrere Einsatzfahrzeuge und vermummte Einsatzkräfte vor unserem Haus gesehen
Von dem demolierten Gartentor und der herausgebrochenen Haustür erinnert nichts an die Szenen, die sich am späten Dienstagabend (8. April) zugetragen haben. Spezialeinsatzkräfte (SEK) haben das Haus „Zum Pulheimer Bach 4“ geöffnet. Anschließend haben sie die Räume nach Beweismaterial durchsucht, die Hinweise liefern können zu Einbrüchen in Tankstellen, bei denen Täter Tresore gestohlen haben sollen.

Einsatzkräfte der Polizei sind bei der Durchsuchung eines Hauses im Einsatz.
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Sie habe Geräusche gehört. „Sie hörten sich an wie Schüsse, wir sind daraufhin ans Fenster gegangen und haben mehrere Einsatzfahrzeuge und vermummte Einsatzkräfte vor unserem Haus gesehen“, erzählt eine Anwohnerin, die gerade die Pflanzen in ihrem Vorgarten gießt. Es sei wie im Film gewesen, schon irgendwie interessant. „Wir haben so etwas noch nie gesehen.“
Bewohner waren „komische Leute“
Aber sie habe auch ein komisches Gefühl verspürt. Es sei ja schon mehrfach vorgekommen, dass sich das SEK geirrt und die falsche Wohnung oder das falsche Haus gestürmt habe. „Aber wir waren zu Hause und wussten, dass uns nichts passieren kann.“ Die Bewohner des Hauses bezeichnet sie als „komische Leute. Niemand kannte sie, sonst kennen wir uns alle untereinander, wir veranstalten regelmäßig Nachbarschaftsfeste.“
Vor dem Haus hätten oft sehr teure Autos gestanden, Bentleys und andere hochpreisige Karosserien. Das Haus hätten die Bewohner regelrecht abgeschirmt, von außen habe man nicht hereinschauen können. Über den Einsatz des SEK ist die Frau froh: „Man fühlt sich jetzt sicherer.“
Besonders zimperlich sind sie anscheinend nicht vorgegangen, das ein oder andere sei kaputtgegangen, berichtete ein Ermittler. Türen vor allem. Am Dienstagabend haben Spezialeinsatzkräfte (SEK) ein Haus in Pulheim und zwei Wohnungen in Köln geöffnet, im Anschluss durchsuchten Polizisten die Räume nach Beweismaterial. Hintergrund sind Einbrüche in Tankstellen, bei denen die Täter Tresore gestohlen haben sollen.
Polizei stellte Unterlagen und Datenträger sicher
Drei Beschuldigte waren deshalb bereits 2024 zu Haftstrafen verurteilt worden. Die Durchsuchungen am Dienstag waren sozusagen die Nachwehen des damaligen Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Bonn. So stehen nunmehr auch zwei weitere Männer aus Köln (31 und 33 Jahre) im Verdacht, Beihilfe zu den damaligen Taten geleistet zu haben. Beide wurden bei der Razzia angetroffen, Haftbefehle gegen sie ergingen aber nicht. Die Polizei stellte nach eigenen Angaben Unterlagen sicher sowie Datenträger, zum Beispiel Handys.
Das SEK und Bereitschaftspolizei waren im Einsatz, weil das Haus in Pulheim laut Polizei „Rockerbezüge“ aufweise. Die beiden Männer, die in Köln gemeldet sind, sollen den Tätern in dem Haus unter anderem Lagerräume für die Beute zur Verfügung gestellt haben. Verletzt wurde bei den Durchsuchungen am späten Dienstagabend niemand, teilte ein Polizeisprecher mit.

Blick auf den beschädigten Eingang eines Hauses nach einer Durchsuchung durch die Polizei.
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Bei den Ermittlungen hätten sich Hinweise auf weitere Beteiligte an den Taten ergeben, schrieben die Ermittler. Vier Menschen seien bei dem Einsatz am Mittwochmorgen in dem Haus in Pulheim angetroffen worden, hieß es weiter. Festnahmen habe es aber nicht gegeben.Die Polizei war am Morgen mit Spezialkräften im Einsatz.
Die drei Einbrecher hatten voriges Jahr wegen schweren Bandendiebstahls in Bonn vor Gericht gestanden. Die Richter waren überzeugt davon, dass die Männer für Einbrüche in Tankstellen bundesweit verantwortlich waren, unter anderem auch in Köln und im Rhein-Sieg-Kreis. Die Gesamtbeute soll 180.000 Euro betragen haben.
Die vermummten Täter sollen demnach nachts zunächst die Sicherheits-Anlagen ausgeschaltet und dann die Tresore aus der Wand gehebelt haben. In Swisttal waren sie schließlich von der Polizei auf frischer Tat ertappt und nach einer einstündigen Verfolgungsfahrt gefasst worden.