Mehr EinbrücheKriminalstatistik für Rhein-Erft wirft allerhand Fragen auf
Rhein-Erft-Kreis – Die Kriminalität ist rückläufig im Rhein-Erft-Kreis, und doch wirft die Statistik für 2015 allerhand Fragen auf. Das wurde deutlich, als die Kreispolizeibehörde das Zahlenwerk jetzt in einer Pressekonferenz vorstellte.
„Erfreulich ist, dass die Fallzahlen im dritten Jahr in Folge zurückgegangen sind“, sagte Werner Goertz, Leiter der Direktion Kriminalität. Mit 35 619 Kriminalfällen hatte es die Polizei im vergangenen Jahr zu tun. Das waren 1,8 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Die Aufklärungsquote liegt bei 46,4 Prozent und damit unter dem Landesdurchschnitt.
Die exorbitant gestiegene Zahl der Wohnungseinbrüche fällt sofort ins Auge. Sie liegt mit 2149 Fällen so hoch wie in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr. Der Anstieg beläuft sich auf 67,9 Prozent. „Das sind die schlechtesten Zahlen in ganz Nordrhein-Westfalen“, räumte Roland Küpper ein, Abteilungsleiter der Polizei. Die Behörde erklärt den Anstieg aber mit besonderen Umständen der Statistik. Die entscheidende Rolle habe dabei eine Einbruchsserie gespielt, die im Dezember 2014 aufgeklärt wurde, aber sich erst in der Statistik für 2015 negativ niederschlug. Dies sei ein absoluter Sonderfall gewesen, so Küpper, und habe zu einer Verzerrung der Zahlen geführt.
Steigerung um sechs Prozent
Insgesamt 385 Fälle, die sich schon in 2014 ereigneten, seien erst in der Statistik des folgenden Jahres erfasst worden. Dies habe zu sehr niedrigen Einbruchszahlen in 2014 und zu einem überdurchschnittlich großen Anstieg in 2015 geführt. Bereinige man die Statistik, dann ergebe sich eine Steigerung von sechs Prozent.
Die Polizei will die Präventionskampagne in Sachen Wohnungseinbruch fortsetzen. Neu ist ein „Wohnungseinbruchsradar“, das Innenminister Ralf Jäger angeregt habe. Ab Mitte April will die Polizei im Turnus von ein oder zwei Wochen eine Karte veröffentlichen, aus der hervorgeht, wo Einbrüche geschehen sind. Daraus ergebe sich ein transparentes Lagebild, aus dem Schwerpunkte und Entwicklungen von Einbruchsdelikten erkennbar seien.
Betrachtet man das Verhältnis der Straftaten zur Einwohnerzahl, dann ist Pulheim die sicherste Stadt im Rhein-Erft-Kreis, gefolgt von Elsdorf und Erftstadt. Die meisten Straftaten geschehen in der größten Stadt des Kreises, in Kerpen.
Gewaltkriminalität konstant
Die Gewaltkriminalität – Tötungsdelikte, gravierende Sexualverbrechen, Raub und schwere Körperverletzung – liegt auf fast konstantem Niveau. Einen Anstieg verzeichnet die Polizei beim Widerstand gegen Amtsträger. Zurückgegangen ist die Serie von Metalldiebstählen auf Friedhöfen.
30,5 Prozent der Straftaten wurden von nichtdeutschen Tätern begangen, bei einem Bevölkerungsanteil von etwa 10,5 Prozent. Kriminalität von Flüchtlingen spielte allerdings kaum eine Rolle. Küpper: „Da ergibt sich ein ganz anders Bild, als es manch eine rechte Partei zeichnet.“