Im Hürth-Park schließen zwei Geschäfte, die 1977 zu den ersten Mietern gehörten. Und in Frechen macht H&M dicht.
Kommentar zur EinzelhandelskriseEs gibt in Rhein-Erft keine Inseln mehr
Für die Frechener Innenstadt und den dortigen Einzelhandel ist dies ein Schlag: Wie unsere Redaktion in dieser Woche exklusiv berichtete, schließt die schwedische Modekette H&M im Februar 2025 ihre Filiale an der Hauptstraße. Damit verliert die Stadt einen ihrer wichtigsten und größten Ankermieter, und in dem erst vor zehn Jahren bezogenen Gebäude droht ein Leerstand von ungewisser Dauer.
Fakt ist: Angesichts der Entwicklung, die weg vom stationären zum Online-Handel führt, ist kaum zu erwarten, dass die Immobilie nach dem Auszug von H&M als Einzelhandelsfläche genutzt werden wird.
Das untermauern Zahlen, die Statistiker des Landes NRW vor wenigen Tagen veröffentlicht haben: Mehr als zwei Drittel (69,3 Prozent) der 16- bis 74-Jährigen haben in den vergangenen drei Monaten vor der Befragung Waren und Dienstleistungen online eingekauft. Männer (70,6 Prozent) gaben etwas häufiger als Frauen (68 Prozent) an, in letzter Zeit etwas im Internet bestellt zu haben. Mit mehr als drei Viertel (76,6 Prozent) haben die meisten Onlineeinkäuferinnen und Onlineeinkäufer Kleidung oder Sportartikel bestellt. Nahezu die Hälfte (48,7 Prozent) kaufte Filme oder Musik im Internet.
Kunden stimmen mit den Füßen über den Fortbestand eines Geschäftes ab
Vor diesem Hintergrund muss auch die unternehmerische Entscheidung von H&M betrachtet werden, den Standort in Frechen aufzugeben: Wenn der Umsatz nicht stimmt, entscheiden Unternehmen völlig rational, ob sich mit einer Filiale noch (genug) Geld verdienen lässt – oder eben nicht. Und offensichtlich haben Frechener und Kunden aus dem Umland zu selten und zu wenig Geld in dem Modegeschäft gelassen. Den Rückzug der Marke nun zu beklagen, ist verständlich, aber dennoch unehrlich. Kunden stimmen mit den Füßen über den Fortbestand eines Geschäftes, einer Eisdiele oder eines Restaurants ab.
Nun ist Frechen kein Einzelfall. Bei einem Gang durch die Fußgängerzone der Kreisstadt Bergheim fällt der Blick unweigerlich auf zahlreiche ungenutzte Ladenlokale. Und auch in Brühl, wo die Einzelhandelswelt lange Zeit dem Onlinegeschäft trotzte, zeigen sich immer häufiger Leerstände. Ein Abwärtstrend, der sich in Kerpen oder Erftstadt längst nicht mehr kaschieren lässt. Es gibt keine Inseln mehr im Rhein-Erft-Kreis, das Geschäftesterben schreitet voran.
Und auch der Hürth-Park hat zu kämpfen. Mit der Fischrestaurantkette „Nordsee“ und einem Juwelier haben just zwei Geschäfte aufgegeben, die seit dem Eröffnungsjahr 1977 zum Inventar des Einkaufszentrums zu gehören schienen. Das lässt aufhorchen, weil es die „Nordsee“ war, die das Bedürfnis nach schnellem Essen bediente, lange bevor es Fast-Food-Ketten wie McDonalds oder Burger King taten. Da verliert der Hürth-Park eine gastronomische Institution.
Gewerbliche Mieter machen Veränderungen mit, aber sie müssen im Rahmen bleiben
Befördert werden solche Entwicklungen in Hürth, in Frechen und andernorts durch die Eigentümer der Immobilien. Wer meint, er könne in Zeiten sinkender Umsätze und steigender Energiekosten die Schraube bei der Miete unendlich anziehen, der läuft unweigerlich Gefahr, dass Mieter irgendwann abspringen. Oder aber auf so lange Laufzeiten bei den Mietverträgen pochen, die der Kurz- und Schnelllebigkeit im Einzelhandel nicht mehr entsprechen.
Hinzu kommen Auflagen in Einkaufszentren, wonach die Mieter verpflichtet sind, ihr Ladenlokal in relativ kurzen Abständen immer wieder umzubauen und an optische Veränderungen in der Ladenzeile anzupassen. Bei allem Verständnis für ein angeglichenes Erscheinungsbild von benachbarten Geschäften und dafür, Außenwerbung und -darstellung von Zeit zu Zeit anzupassen: Doch all das muss im Rahmen bleiben und von gewerblichen Mietern finanziell stemmbar sein.