Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kerpener GrundschuleIn der der Evangelischen Grundschule lernen Kleine und Große voneinander

Lesezeit 3 Minuten

Kerpen – „Eins bis vier, das sind wir“, lautet das Schulmotto, das im Unterricht der Evangelischen Grundschule (EGS) in Kerpen auch umgesetzt wird: Die rund 200 Schülerinnen und Schüler werden jahrgangsübergreifend unterrichtet. Das heißt: In einer Klassen sitzen Kinder der Jahrgänge eins bis vier. Erstklässler lernen so gemeinsam mit und von Kindern, die schon seit längerem auf der Schule sind und möglicherweise im nächsten Schuljahr schon auf die weiterführende Schule wechseln. Das jahrgangsübergreifende Lernen, kurz JÜL genannt, praktiziert die Schule bereits seit zehn Jahren und zwar mit großem Erfolg, wie jetzt Lehrer, Eltern und auch die Schüler selber unisono berichten: Denn die Kinder, große und kleine, lernten mehr miteinander und voneinander.

Der zehn Jahre alte Connor beschreibt dies so: „Wenn ich mit einem kleinen Schüler das Einmaleins übe, vertieft es sich bei mir selber noch einmal.“ Auch die neunjährige Nele ist begeistert: Für sie sei es toll, wenn sie den kleineren Kindern, die noch nicht lesen könnten, in der Schule etwas vorlesen dürfe.

Selbstständig und gut gebildet

Nur wenige Schulen praktizierten bundesweit jahrgangsübergreifenden Unterricht, berichtet Schulleiterin Bettina Strunk: „Denn es gibt dann immer das Vorurteil, die Kinder lernten dabei nichts“. Doch das Gegenteil sei der Fall. So gebe es positive Rückmeldungen von allen weiterführenden Schulen in Kerpen, die sich sowohl auf die Leistungsfähigkeit als auch auf das Sozialverhalten der EGS-Schüler bezögen. Das bestätigt auch Joachim Eßer, Lehrer an der Willy-Brandt-Gesamtschule: Diese nehme gerne Kinder aus der EGS auf, weil diese besonders selbstständig und schon gut gebildet seien. Durch JÜL würden die Kinder lernen, mehr Rücksicht zu nehmen, berichtet auch Barbara Siefken vom Förderverein: Das spiegele sich auch im Freizeitverhalten wider. „Beim Versteckspielen etwa bekommen die kleineren Kindern mehr Zeit zum Verstecken eingeräumt.“

Klassenarbeiten gibt es in der Schule nicht. Stattdessen absolvieren die Kinder Lernzielkontrollen, deren Zeitpunkte individuell von ihnen, und den Eltern mit den Lehrern festgelegt werden. Auch fehlt das Sitzenbleiben, weil die Klassen nicht nach Jahrgängen geordnet sind. Schwächere Kinder könnten die Schule so fünf Jahre lang besuchen, dabei aber immer in ihrer Klasse bleiben, berichtet Mutter Ines Lennartz. Die guten Erfahrungen mit JÜL seien in der Schule nur möglich gewesen, weil die Eltern mitgespielt hätten und die Lehrer besonders engagiert seien, sagt die stellvertretende Rektorin Marlene Niedenhoff. Für die Lehrer bedeute es eine große Umstellung. „Sie müssen alle Jahrgänge im Kopf haben.“ Langfristig mache diese Art des Unterrichts sich aber bezahlt, weil die Gesundheit des Kollegiums steige. „Wir haben einen sehr niedrigen Krankenstand.“