„Ort der Zukunft“So könnte Morschenich nach dem Ende des Tagebaus Hambach aussehen
Kerpen/Morschenich – Den spektakulärsten Entwurf hat Leonie Ott vorgelegt: Die Wände und Decken wachsen aus dem Boden heraus, schwingen sich über die Baukörper, in denen sich die Forschungseinrichtungen befinden. Durch die Dachbegrünung entsteht ein weicher, naturnaher Übergang in die Landschaft.
So könnte einmal die neue Außenstelle des Instituts für Pflanzenwissenschaften am Forschungszentrum Jülich aussehen, welche im Umsiedlungsort Merzenich-Morschenich geplant ist. Das Dorf unweit von Kerpen-Buir, das eigentlich dem Tagebau Hambach weichen sollte, bleibt nun doch erhalten, da das weitere Vordringen des Tagebaus gestoppt wurde.
Die Häuser sind teilweise schon abgerissen, die Bewohner umgesiedelt. Jetzt soll Morschenich ein „Ort der Zukunft“ werden, an dem sich unter anderem das Pflanzenforschungsinstitut, ein sogenanntes Feldlabor, ansiedeln soll. Die dort geplanten Forschungen – etwa zur Optimierung von Nahrungs- und Rohstoffpflanzen – sollen einen wichtigen Beitrag zum Strukturwandel in der Region leisten.
Studierende der TU Darmstadt fertigen Entwürfe an
22 Studenten und Studentinnen des Fachbereichs Architektur der TU Darmstadt haben für den Bau des Morschenicher Feldlabors Entwürfe angefertigt. Diese wurden erst im Bürgerhaus der Gemeinde Merzenich und nun auch in den Räumlichkeiten der „Stiftung für Kunst und Baukultur Britta und Ulrich Findeisen“ in Köln, Venloer Straße 19, ausgestellt.
Bürger, besonders aus Merzenich, beteiligten sich im Rahmen eines Online-Verfahrens an der Bewertung der Entwürfe. Leonie Ott bekam für ihren geschwungenen Baukörper einen ersten Platz, ein weiterer erster Platz ging an ihren Kommilitonen Max Wust. Dessen Entwurf für das Feldlabor orientierte sich an den alten Hofstrukturen im Dorf.
Ansiedlung des Feldlabors in Morschenich noch nicht klar
Ob das Feldlabor in Morschenich allerdings verwirklicht wird und inwieweit die vorgelegten Entwürfe dabei zum Zuge kommen, ist noch nicht endgültig klar. Die Finanzierung soll aus Mitteln des Strukturwandels erfolgen. An der Preisverleihung in Köln nahm jedenfalls neben Merzenichs Bürgermeister Georg Gelhausen auch Landesbauministerin Ina Scharrenbach teil, was, so Stiftungsvorstand Markus Schmale, eine „große Ehre“ sei. Die Ministerin zeige damit, welche Bedeutung die Landesregierung der Sache beimesse.
Alle Planungsentwürfe mussten Vorgaben berücksichtigen: So soll ein ehemaliger Reiterhof im Südosten des Ortes an der Oberstraße 45 zu dem neuen Institut umgebaut werden. Nur das Hauptgebäude bleibt erhalten.
Morschenich: Das ist außerdem für den „Ort der Zukunft“ geplant
Die Planungen für Morschenich als „Ort der Zukunft“ reichen schon über das neue Pflanzeninstitut hinaus: So soll die alte Pfarrkirche für Kulturveranstaltungen genutzt werden. Aus dem ehemaligen Kindergarten könnte eine Art „Zukunfts-Archiv“ werden.
Auch sollen die guterhaltenen Häuser im Dorf stehen bleiben und wieder bewohnt werden, berichtet Nikolaus Zumbusch, Sprecher der Stiftung für Kunst und Baukultur. „Morschenich soll kein Industriegebiet werden.“ Zumbusch und Schmale beraten die Gemeinde Merzenich und lassen dabei ihre Verbindungen zur TU Darmstadt spielen.
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So könnte schon bald ein erstes Bauprojekt in Morschenich für Aufsehen sorgen. Der „Cubity“, ein von der TU Darmstadt entwickelter 16 mal 16 Meter großer Wohnwürfel mit transparenten Fassaden, soll im Dorf aufgestellt werden. Der Cubity besteht im Inneren aus zwölf kleinen „Wohnkuben“ und Gemeinschaftsräumen. Noch steht der Cubity in Frankfurt. Er wird aber vielleicht dieses Jahr schon nach Morschenich umziehen, berichtet Zumbusch. Dort könnten später einmal Studenten wohnen, die im neuen Feldlabor forschen.