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„Eine einzige Katastrophe“Regen in Rhein-Erft setzt Erdbeeren und Spargel zu

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Alexander Langen, Juniorchef des Obst- und Gemüsehofs Langen in Kerpen-Buir, präsentiert eine Kiste Erdbeeren.

Alexander Langen, Juniorchef des Obst- und Gemüsehofs Langen in Kerpen-Buir, präsentiert eine Kiste Erdbeeren.

Seit dem Frühjahr regnet es mehrmals pro Woche. Das verschlechtert die Ernte der Landwirte im Rhein-Erft-Kreis.

„Dieses Wetter ist eine einzige Katastrophe“, sagt Landwirt Michael Schumacher. „Wir brauchen jetzt endlich trockene Phasen und sonnige Tage.“ Der Spargel- und Erdbeerbauer aus Erftstadt-Konradsheim kann sich an kein Jahr erinnern, in dem er so viele Erdbeeren wegwerfen musste. „Die Probleme haben schon im April angefangen, als die ersten Blüten der frühen Erdbeeren erfroren sind“, berichtet Schumacher. Und seitdem regne es. Seit April habe er etwa 300 Milliliter Regen auf den Quadratmeter gemessen. „Das ist fast die Hälfte der Niederschlagsmenge, die sonst in einem ganzen Jahr in Erftstadt fällt.“ Die Felder seien an der Grenze ihrer Aufnahmekapazität.

„Die Bestände trocknen gar nicht mehr ab“, sagt der Landwirt. Dadurch sei auch das Pflücken der Erdbeeren und das Stechen der Spargelstangen mit erheblichem Aufwand verbunden. Alle angeschlagenen Erdbeeren müssten aus den Kulturen entfernt werden. Nur so ließe sich der Infektionsdruck nehmen und ein Ausbreiten des Pilzes verhindern. Mitunter mehrmals täglich müsse die Ernte wegen Starkregens unterbrochen werden.

Buirer muss Wasser aus den Feldern pumpen

Doch er habe noch einigermaßen Glück, sagt Schumacher. Der Boden sei zwar matschig, aber noch staue sich das Wasser nicht auf den Feldern. „Wir haben auch mehr Stroh als sonst ausgestreut“, sagt er. Das komme jetzt den Erdbeeren und den Pflückern zugute. Zurzeit rechnet Schumacher mit einem Verlust von 30 bis 40 Prozent. „Dabei schmecken die Erdbeeren richtig lecker“, versichert Schumacher. Das bestätigt auch der Andrang auf den Hofladen, wo die Erdbeeren zurzeit für 7,50 Euro pro Klio zu haben sind. Und sobald es für ein paar Stunden einigermaßen trocken ist, herrscht auch auf den Selbstpflückfeldern Hochbetrieb. Dort kosten die Früchte 5,50 Euro.

Zu viel Wasser steht auch in den Spargelfeldern in Bornheim von Landwirt Klaus Langen. Hier wird der grüne Spargel geerntet.

Zu viel Wasser steht auch in den Spargelfeldern in Bornheim von Landwirt Klaus Langen. Hier wird der grüne Spargel geerntet.

Richtig schlimm hat der Erdbeer- und Spargelbauer Klaus Langen aus Kerpen-Buir mit dem Wasser zu kämpfen. „Bevor wir hier mit der Erdbeerernte beginnen können, müssen wir mit drei Stunden Vorlauf das ganze Wasser aus den Feldern pumpen“, berichtet der Junior des Betriebs Alexander Langen (26). Riesige Entwässerungsgräben und tiefe Erdlöcher haben sie in Handarbeit gegraben, damit das Wasser abläuft.

Manche Landwirte konnten ihre Kartoffeln noch nicht pflanzen

So viel technischen Aufwand habe er noch nie gehabt. Das Wasser pumpt Langen auf eine angrenzende Wiese. „Gerettet hat uns in diesem Jahr unsere Anbaumethode, wir haben die Erdbeeren auf hohe Dämme gepflanzt, so dass sie bisher nicht im Wasser gestanden haben.“ Wegen der hohen Feuchtigkeit sei allerdings der Pilzdruck hoch. In Langens Hofladen gibt es die Erdbeeren zurzeit ab fünf Euro.

Seen haben sich auch zwischen den Spargeldämmen gebildet. Die Ernte sei doppelt und dreifach so anstrengend –sowohl bei den Erdbeeren, als auch beim Spargel. „Es ist gar nicht zu vermeiden, dass mitunter ein- bis eineinhalb Kilogramm Matsch an den Stiefeln hingen bleiben“, schildert Langen. Er rechnet damit, dass ein Drittel der Ernte ausfällt. Es gebe aber Kollegen, die seien noch schlimmer betroffen – die hätten es bisher noch nicht geschafft, ihre späten Kartoffeln zu setzen.

Das bestätigt auch Kreislandwirt Willy Winkelhag. Inzwischen komme es auf jeden Tag an. Spätestens diese Woche müssten die Spätkartoffeln in den Boden, ansonsten bliebe nicht genug Zeit für die Reifung. Zuckerrüben- und Kartoffelpflänzchen könnten wegfaulen, wenn das Wasser zwei oder drei Tage auf den Feldern stehe. „Es ist an der Zeit, dass es wärmer, sonniger und vor allen Dingen trocken wird“, sagt Winkelhag.