Online-Shop und FleischautomatKerpener Landwirt verkauft jetzt auch Freilandeier
Kerpen – Der große Moment ist da: Dienstag vor Ostern, 10 Uhr, lässt Landwirt Michael Kolping erstmals die Auslaufklappen seines neuen Hühnermobils herunter. Die 800 Hühner vom robusten Zuchttyp Lohmann Brown, die seit dem 25. Februar drinnen in dem gut belüfteten Wagen ausharren und dort schon fleißig Eier legten, sollen zum ersten Mal in ihrem Leben an die frische Luft.
Doch es tut sich erst mal nichts. Die große Freiheit schreckt die braunen Federtiere ab. Nur zaghaft wagt sich das eine oder andere Huhn an den Rand der Auslaufklappe, blinzelt in die Sonne und zupft von der Klappe aus schon mal einen frischen Grashalm von der Wiese. Eine halbe Stunde dauert es, bis das erste Tier aus dem Wagen eher fällt als springt, für ein paar Sekunden im Gras hockt, um dann erschreckt wieder zurück ins Hühnermobil zu flattern.
Auch fünf Stunden später ist noch keine der jungen Legehennen auf der Wiese zu sehen. Erst im Verlaufe der nächsten Tage werden sie sich wohl dauerhaft aus ihrem Wagen trauen und das rund 10.250 Quadratmeter große Freiluft-Gehege bevölkern. Das hat Kolping an seinem Betrieb, der westlich der Landesstraße in Richtung Gymnich liegt, eigens für die Hühnerhaltung abgegrenzt.
Kolpinghof in Kerpen verkauft Fleisch über Online-Shop
Der 43-jährige Landwirt betreibt mit Ehefrau Monique (44) den Kolpinghof an der Neustraße 77. Bislang legte der Betrieb den Schwerpunkt auf die Bullenmast, die auf konventionelle Art, aber unter Beachtung von Umwelt- und Tierschutzaspekten betrieben wird. Die 130 Limousin-Rinder leben auf dem Hof in Strohhaltung und gruppenweise in Offen-Klima-Ställen. Sie werden größtenteils mit Mais und Grünroggen gefüttert, der nachhaltig auf dem Hof angebaut wird.
Die Schlachtung vollzieht ein eigener Metzger, so dass lange Transportwege in Schlachthöfen entfallen. Auch die Vermarktung des Fleisches erfolgt seit einem Jahr in Eigenregie über einen Online-Shop. In den Fleischboxen, die die Kolpings verkaufen, finden sich neben Filetstücken und Edelteilen auch andere Teile, von der Schnauze bis zum Schwanz. „Es geht uns darum, das ganze Tier zu verwerten“, erläutert Monique Kolping.
Kerpener Kolpinghof hat jetzt auch einen Fleisch- und Eier-Automaten
Zudem gibt es seit ein paar Tagen auch einen Automaten am Hof, an dem sich Fleischpakete ziehen lassen. „Wenn wir in dem Automaten nun auch Eier anbieten können, ergänzt sich das gut“, sagt Michael Kolping. So fiel die Entscheidung, auf Hühner als zweites Standbein des Hofes zu setzen.
Kolping ist da nicht der erste Landwirt in Kerpen und Umgebung. Doch Freilandeier aus heimischer Produktion sind immer noch „ein knappes Gut“, weiß er. Viele Menschen seien bereit, etwas mehr für tierische Lebensmittel zu bezahlen, wenn sie dafür wüssten, dass es den Tieren relativ gut gegangen sei. Wichtig sei, dass die Kundschaft das Federvieh wie auch die Bullen in Augenschein nehmen können. „Wir wollen den Leuten zeigen, wie Landwirtschaft funktioniert und wo das Essen herkommt.“
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Kolping wirbt nun mit „täglich frischen Eiern von glücklichen Hühnern“. Damit die Tiere in ihrem Glück nicht vom Fuchs aus dem Leben gerissen werden, hat er sein Gehege engmaschig umzäunt. Ob es auch Attacken aus der Luft, etwa von einem Habicht, geben wird, müsse abgewartet werden. Für diesen Fall könnte noch der eine oder andere Ziegenbock mit auf die Hühnerwiese gestellt werden. „Die sollen ja Greifvögel abhalten.“