Michelin-SternRestaurant Schloss Loersfeld eröffnete vor 25 Jahren
Kerpen – Schloss Loersfeld ist ein wahrhaft geschichtsträchtiges Gemäuer – und dennoch ist sein Schicksal in den vergangenen Jahrzehnten vor allem mit dem Namen eines Mannes verbunden, der das prächtige Anwesen am Wald zwischen Horrem und Kerpen erst zu dem gemacht hat, was es heute ist: zu einer der führenden gastronomischen Adressen und einem der beliebtesten Ausflugsziele in der Region. Die Rede ist von Thomas Bellefontaine. Er hat das Restaurant im April 1992 gegründet, 1999 zum Michelin-Stern geführt und seitdem selbst oder mit dafür gesorgt, dass der Stern Jahr für Jahr verteidigt werden konnte. In diesen Tagen feiert Bellefontaine mit Köchen und Kunden silbernes Jubiläum.
Doch so glatt, wie die nackten Zahlen in der Rückschau vermuten lassen, verlief die Erfolgsgeschichte nicht. Nicht ungewöhnlich in der Gastronomie, wie der Unternehmenschef aus Erfahrung weiß: „Die Lebenserwartung eines gastronomischen Betriebes liegt bei neun Monaten, insofern sind wir ja beinahe Dinosaurier.“
1960 hatten Bellefontaines Eltern ihren landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe von Burg Mödrath wegen des Tagebaus Frechen aufgeben müssen. 1960 zogen sie nach Schloss Loersfeld um, fünf Jahre später wurde Thomas Bellefontaine als zweiter Sohn der Familie geboren. Er besuchte die Albertus-Magnus-Grundschule in Kerpen-Mödrath, die Realschule und die Hauptschule in Horrem-Sindorf. Schon damals stand sein Entschluss fest: „Ich werde Koch.“ Nach der mittleren Reife verließ er Kerpen mit 16 Jahren in Richtung Belgien und machte in Spa seine Ausbildung und in Malmedy seinen Meister.
Danach holte er sich vier Jahre lang den Schliff in gehobenen Küchen in Brüssel und Paris, um dann auf Schloss Loersfeld – nein, nicht Koch zu werden. „Danach war ich erst einmal zwei Jahre lang Bauleiter. 1990 standen wir vor der Frage: »Machen wir die Tür zu, oder versuchen wir, das Schloss noch einmal sinnvoll zu nutzen«, denn 500 Jahre Alter und die Grundwasserabsenkungen durch den nahen Tagebau hatten dem Haus stark zugesetzt.“
Bevor an Kochen überhaupt zu denken war, mussten zahlreiche Schäden an den Gebäuden behoben werden. 1992 begann Bellefontaine dann mit einer ganz kleinen Mannschaft. „Wir wollten gucken, wie es läuft.“ Es lief. Die Gäste genossen nicht nur die Atmosphäre im Schloss, sondern auch die Speisen. Jahr für Jahr kamen mehr Besucher, das Restaurantteam in Küche und Service wuchs an. Weil Bellefontaine auch auf den persönlichen Kontakt zu den Gästen setzt, musste er 2001, zwei Jahre nach dem ersten Stern, entscheiden: „Ich wurde oft aus der Küche gerufen, um ein paar Worte mit den Gästen zu sprechen. Das aber ist in einem Betrieb wie dem unseren sehr schwierig.“
Deshalb stellte er damals den ersten Küchenchef ein und verlegte sich aufs Management. Bis heute hilft er bei Organisation und Service mit und nimmt sich Zeit für die Gäste. Amtierende Küchenchefin ist Julia Komp, mit 27 Jahren jüngste Sterneköchin Deutschlands.
Immer neue Aufgaben und Events kamen hinzu. Inzwischen kann man im schönen Schloss auch heiraten, die Mittsommernacht wird im Park mit Konzerten ebenso gefeiert wie der Weihnachtsmarkt. Daneben gehören Highlights wie die Trips-Fahrt zum Jahresplan. Hinzu kommen außergewöhnliche Veranstaltungen. So präsentierten Nobelmarken wie Aston Martin oder Bentley ihre Modelle im Schlosshof.
Zusätzlich wurde der Südflügel des Schlosses ausgebaut. Drei Apartments stehen dort jenen zur Verfügung, die von weit her angereist nach einem mehrgängigen Dinner nicht wieder ins Auto steigen möchten. „Und wenn einer im Wohnmobil zu uns kommt, und nach dem Essen auf unserem Parkplatz stehen bleiben will, geht das natürlich auch“, sagt Bellefontaine. Wilde Camper oder Griller hingegen werden nicht geduldet.
Jüngster Zweig des Unternehmens ist ein Weinhandel im Südflügel. Regelmäßig werden auch Weinproben angeboten. Tagungen von Banken, Rechtsanwälten oder Pharmaunternehmen runden das Angebot ab. Als Hausherr, der auch im Schloss wohnt, hält Bellefontaine auch immer ein Auge auf den Schlosspark. Auf Wunsch werden auch Führungen durch den Park angeboten.
Historie
1262 wurde der Besitz der Herren von Loersfeld erstmals urkundlich erwähnt. Das Schloss wurde 1495 erbaut. Im Laufe der Jahrhunderte war das Anwesen im Besitz der Familien von Merode, vom Horn, von Büllesheim, von Eynatten, von Leers und Reinecker, die es 1819 an den Erbdrosten Friedrich Leopold Reichsfreiherrn von Fürstenberg, verheiratet mit Ferdinande Freiin von Weichs zur Wenne, verkauften. Der sechste Sohn, Franz Adolf Josef, geboren 1805, erbte Schloss Loersfeld. Angehörige der Fürstenbergs bewohnten das Schloss bis 1954, anschließend wurde es verpachtet, seit 1960 an die Familie Bellefontaine.