Nach fast 70 JahrenKerpener Schuhgeschäft Weiß schließt für immer
Kerpen – Seit 66 Jahren gibt es in Kerpen das Geschäft Schuhhaus Weiß. Als Schuhmacherwerkstatt mit einer kleinen Verkaufsfläche hat alles begonnen, schnell wuchs die Ladengröße auf bis zu 220 Quadratmeter. Jetzt schließt Desireé Müller (61) das Geschäft für immer.
Es sollten noch mal stressige Tage vor Weihnachten werden, so die Überlegung von Müller, bevor sie ihr Schuhgeschäft am Donnerstag, 24. Dezember, um 12 Uhr für immer schließen wollte. So viele Schuhe wie möglich wollte sie bis dahin verkauft haben, Schnäppchen sollten die letzten Kunden in ihr Geschäft locken. Doch durch den Lockdown musste Müller ihr Geschäft früher als geplant schließen. Einen ganz normalen Arbeitstag am 24. Dezember wird es so nicht mehr geben. Schon vor dem Lockdown waren die Umsätze gering, sagt Müller. Durch Corona habe sie immense Einbußen, kaum noch jemand gehe in den Fachhandel, viele Menschen bestellen lieber online, so Müller. „Eigentlich müsste aber gerade jetzt der Fachhandel unterstützt werden“, sagt sie. Ihr Vater hatte das Haus, in dem der Laden ist, damals gebaut. Dadurch habe sie keine Miete für ihr Geschäft zahlen müssen. „Sonst hätte ich schon viel früher aufgeben müssen“, sagt Müller. Den Laden gibt sie aber nicht wegen der Pandemie auf, da wäre sie durchgekommen, sagt Müller selbst.
Eine Beratung dauerte schonmal zwei Stunden
Ihre Kunden schätzten ihr Angebot. Es umfasste vor allem Kinderschuhe und Schuhe für ältere Kunden. Zwei beratungsintensive Gebiete. „Kinderschuhberatung erfordert viel Geduld“, sagt Müller. „Dafür nimmt sich aber heute kaum noch einer die Zeit.“ Ihr war die gute Beratung ein Anliegen und das, was ihr mit am meisten Spaß machte. „Eine Beratung dauerte schonmal zwei Stunden. Auf den Kunden und die Probleme der Füße einzugehen, ist mir immer ganz wichtig gewesen.“ Die gelernte Einzelhandelskauffrau hatte ein Blick für die Füße ihrer Kunden. Das war der Grund, warum die Menschen auch wieder kamen zum Kaufen, ist sich Müller sicher.
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Der Grund, warum die 61-Jährige das Schuhgeschäft schließt, sind private Gegebenheiten. „Ich kann es für mich einfach nicht mehr leisten und möchte mich mehr sozial engagieren“, sagt Müller. Einen Nachfolger gibt es nicht, den habe sie nicht gefunden. Das läge auch daran, dass die Menschen viel online einkaufen und den Einzelhandel nicht mehr unterstützen würden. „Die Leute müssen umdenken“, sagt Müller. Sie selbst kaufe ausschließlich vor Ort, im Internet habe sie noch nie bestellt, sagt sie selbst. Jetzt ließe Corona ihr allerdings keine andere Wahl, als selbst einen kleinen Onlineshop im nächsten Jahr zu eröffnen, um ihre Schuhe noch los zu werden. „Bis dahin können die Menschen aber noch anrufen, wenn sie Schuhe kaufen möchten. Gemeinsam finden wir eine Lösung.“