Über Jugend, Beruf und das VermietenEhemaliger Lehrer aus Kerpen veröffentlicht Buch
Kerpen-Balkhausen – „Zu wenig Zeit für so viel Leben“, so der Buchtitel, hatte Josef Reimer. Und wenn man die Erzählungen und Anekdoten liest, glaubt man ihm aufs Wort. Seine „Lebenserinnerungen“ hat er in einem kurzweilig zu lesenden Bändchen veröffentlicht. Es sind die drei großen Blöcke Kinder- und Jugendzeit, Berufsjahre als Lehrer und seine Erlebnisse als Vermieter von Häusern, Wohnungen und Geschäftsräumen, die seinen Lebensweg prägen.
Nachkriegsleben in Kerpen-Balkhausen
Auf dem Bauernhof des Großvaters an der Heer- und Berrenrather Straße wuchs der 1947 Geborene auf, machte sich den Ochsen Max zum handzahmen Freund, versteckte sich im Jauchefass und sah zu, wie die Kuh kalbte. Nebenbei erfährt der Leser vom alltäglichen Nachkriegsleben in Balkhausen, wo bis in die 50er-Jahre die Kühe zum Weiden vom Dorfhirten in die Erftauen (Benden) getrieben wurden.
Als Lehrer in Kerpen und Konrektor in Frechen fuchste ihn „der Trend zur Durchschnittszensur“ und zu falsch verstandener Gleichmacherei. Lesbar mehr Freude bereitete ihm die Tätigkeit als Bauherr und Vermieter, auch wenn es da Berichte von schwierigen und oft absurden Mietauseinandersetzungen gab.
Kapelle stand Ausbau der Heerstraße im Weg
Ein Zusatzkapitel beschäftigt sich mit der Kapelle. Die stand einst, gegenüber des jetzigen Standorts, an der Ecke Gymnicher Straße – und dem Ausbau der Heerstraße im Weg. So ließ sein Großvater 1923 auf seinem Hofgrundstück eine neue, kleinere Kapelle errichten und schenkte sie 1929 der Gemeinde. „Da es darüber kein Schriftstück gibt, auch nicht im Grundbuch, gehört die Kapelle niemandem“, erzählt Reimer. 2013 war der Abriss geplant, weil die Stadt zunehmenden Verfall sah. Kurz entschlossen sanierte Josef Reimer das kleine Gotteshaus, an dem bis heute die Fronleichnamsprozession Station macht. Zusammen mit einer Nachbarin hält er es in Schuss und sorgt für die Bepflanzung der Beete.
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Eine Kuriosität ist das Kaminsims in Reimers Wintergarten. „Das ist der Türstock des Elternhauses meines Großvaters“, berichtet Reimer. 1803 laut Inschrift eingebaut, fiel er rund 80 Jahre später einem steinernen Hausgiebel zum Opfer und wurde in einem Acker am heutigen Türnicher Markt („Op der Dell“) verbuddelt. Bei Tiefbauarbeiten wurde er in den 1980er-Jahren gefunden. Das Buch „Zu wenig Zeit für so viel Leben“ ist nicht im Handel erhältlich. Ein Rest der kleinen Auflage kann beim Autor nachgefragt werden.