Kommt ein Überholverbot?Radfahrer leben auf der Kerpener Hahnenstraße gefährlich
Kerpen – Weiterhin werden die Verkehrsverhältnisse auf der Hahnenstraße kontrovers diskutiert. Im Arbeitskreis Verkehr ging es jetzt noch einmal darum, dass die Fahrbahnen nach ihrem Umbau vor zehn Jahren zwischen Rathaus und der Kreuzung mit der Stifts- und der Kölner Straße so schmal sind, dass Autofahrer dort beim Überholen nicht die vorgeschriebenen 1,50 Meter Abstand zu Radfahrern einhalten können.
Seit dem Umbau hat die Hahnenstraße in diesem Bereich zwei Radstreifen auf beiden Seiten und teilweise auch einen gepflasterten Mittelstreifen.
Kerpener SPD und Grüne: Verbot gefordert
Befindet sich ein Radfahrer auf dem Radstreifen, kann er von einem Autofahrer kaum mit dem gebotenen Abstand vorschriftsmäßig überholt werden. Diese müssen also den rund 300 Meter langen Abschnitt hinter dem Radfahrer herfahren, was sie aber öfters nicht tun. Grüne und SPD fordern deshalb, ein generelles Verbot für Autofahrer zu erlassen, Radfahrer dort zu überholen. Dafür sollen dann entsprechende Schilder aufgestellt werden. Ob dies zulässig ist, bleibt umstritten.
Die Verwaltung jedenfalls ist skeptisch. So meint der städtische Verkehrsplaner Michael Strehling, dass sich ein Großteil der Autofahrer an die Vorschriften halte, in diesem Bereich Radfahrer nicht zu überholen. „Es stellt sich die Frage, ob es wirklich eine Gefährdung gibt, die so gravierend ist, dass wir eingreifen müssen.“ Jetzt soll noch einmal das Unfallgeschehen auf der Straße analysiert werden.
„Schilder nützen nichts“
Bislang, so heißt es, häuften sich Unfälle, an den Radfahrer beteiligt seien, dort nicht. Dafür gibt es aber andere schwere Unfälle. So war im vergangenen Jahr auf der Hahnenstraße ein 92-jähriger Mann beim Überqueren der Straße tödlich verletzt worden.
Stadtsprecher Harald Stingl meint, dass auch eine entsprechende Beschilderung Autofahrer nicht davon abhalten würde, Radfahrer unter Missachtung der vorgeschriebenen Abstandsregeln zu überholen. „Jeder Autofahrer müsste die Regel eigentlich kennen. Sie machen es aber trotzdem.“
In diesem Zusammenhang wird auch überlegt, ob auf der Hahnenstraße Tempo 30 eingeführt werden kann. Vor drei Monaten hatte der Rat beschlossen, die Stadt solle der Initiative „Lebenswerte Städte“ beitreten. Diese setzt sich dafür ein, dass die Gesetze so geändert werden, dass Kommunen selbst über die Ausweisung von Tempo-30-Zonen auf Hauptverkehrsstraßen entscheiden können. Rund 140 Städte machen bereits mit.
Ortsgruppe Kerpen: Kritik des ADFC
Die Kerpener Ortsgruppe des ADFC, des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs, wirft der Stadtverwaltung nun vor, diesen Ratsbeschluss noch nicht umgesetzt zu haben. So sei Kerpen auf der Internetseite der Initiative nicht als Unterstützer aufgelistet. Das zeige, wie der Einsatz für mehr Verkehrssicherheit für Radfahrer von der Stadt „verschleppt“ werde, meint ADFC-Sprecher Roger Eichler.
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Stingl weist dies zurück: Die Verwaltung habe gemäß dem Ratsbeschluss schon einen Beitrittsantrag für die Initiative „Lebenswerte Städte“ gestellt. Die Internetseite der Initiative sei möglicherweise nur noch nicht aktualisiert worden.