Wie der Olympiateilnehmer Dr. Claus Dethloff aus Kerpen die Spiele in Barcelona und Atlanta erlebte. Und wie er die Olympiade heute verfolgt.
Olympia ParisWie Ex-Hammerwerfer Claus Dethloff aus Kerpen die Spiele erlebt
Dass es bei Olympia nicht nur um Siege, Medaillen und Rekorde gehen muss, sondern sich ebenfalls alles um die persönliche Wettkampfgeschichte drehen darf, lebt der einstige Hammerwerfer Claus Dethloff mit seinen Teilnahmen bei den Spielen 1992 in Barcelona und 1996 in Atlanta vor.
Die Qualifikation und das Finale im Hammerwurf in Paris hat der 55-Jährige aufmerksam am heimischen Fernseher in Kerpen verfolgt und wäre ein guter Berater für den deutschen Starter Sören Klose gewesen, der das Ticket für das Finale nach einem gültigen Versuch und zwei Fehlwürfen verpasste. Dethloff weiß, wie sich Klose fühlte: „Der Trainer sitzt natürlich weit weg irgendwo auf der Tribüne und es ist ungewohnt vor 70 000 Menschen zu laufen oder zu werfen.
Ich hätte ihm geraten, sich weiter rechts in den Ring zu stellen, dann würde er aus dem Käfig herauswerfen. Aber er wurde nervös und zieht den Kopf vorneweg. Er muss dazu lernen.“ Dabei ist Klose der geborene Hammerwerfer, gibt Dethloff zu bedenken, waren seine Eltern doch beide Hammerwerfer und Mutter Klose gewann bei den Olympia 2000 in Sidney sogar Bronze.
Der zweite deutsche Starter, Merlin Hummel, verpasste im Finale eine Medaille und wurde Zehnter mit der Weite von 76,03 Meter. Dethloff bilanziert: „Das ist solide. Das ist weder schlecht noch gut. Beide sind Kandidaten für die Spiele 2028 in Los Angeles.“ Wie im Übrigen auch Dethloffs Sohn Timon, der als 19-jähriges Sprint-Talent jüngst die Deutsche U-20-Meisterschaft über 110 Meter Hürden gewann und sich für die WM in Peru Ende des Monats qualifiziert hat. „Timon ist auch ein Kandidat für 2028.
Das ist ein realistisches Ziel.“ Dethloff selbst verpasste sowohl in Barcelona als auch in Atlanta in der Qualifikation jeweils knapp den finalen Durchgang, dennoch befindet der ehemalige Leichtathlet: „Olympia ist ein einmaliges Erlebnis, das man nur nochmals erleben kann, wenn man ein weiteres Mal dabei ist. Selbst eine WM gibt so etwas nicht her. Diese Länder, die ich bereist habe, und die Kontakte, die ich mit internationalen Athleten dort geknüpft habe, will ich nicht missen. Allein dafür hat sich mein Aufwand damals gelohnt, auch wenn ich keine Chancen auf Medaillen hatte.“
Seinen großen olympischen Moment hatte der Vorsitzende der Cologne Athletics, als er bei den Spielen im Centennial Olympic Stadium in Atlanta vor 85 000 Zuschauern mit der ersten sportlichen Aktion des Tages die Wettbewerbe der Leichtathleten eröffnete. „Der Hammerwurf war der erste Wettbewerb und ich der erste Werfer. Ich habe mir nur meinen Hammer genommen, bin in den Ring gegangen und hatte ein Publikum im Rücken, das grölte und klatschte. Nur weil ich der erste Werfer war – um mich persönlich ging es ja gar nicht. Danach war es an keiner Stelle mehr so laut. Ein unvergesslicher Moment.“ Mit 74,60 Meter gelang ihm ein guter erster Versuch, der am Ende der Qualifikation auch sein bester war.
Damit verpasste Dethloff dennoch um einen halben Meter knapp das Finale. Eine bessere Weite schaffte er nicht, weil ihn im Verlauf des Wettkampfes Wadenkrämpfe plagten. Bei der Ausgabe in Paris schaut Dethloff als Fan aller Sportarten nicht nur auf die Medaillenentscheidungen, „sondern auf die jeweiligen persönlichen Geschichten der Sportler. Ich wünsche jedem Athleten, dass er seine Nervosität ablegen und persönliche oder Saisonbestleistungen feiern kann.“