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Fault von innen herausNaturdenkmal in Kerpen droht abzusterben – Dicke Eiche 250 Jahre alt

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt zwei Männer vor einem großen Baum, aus dem ein Ast herausgebrochen ist.

Die Dicke Eiche ist mehrere hundert Jahre alt. Jetzt soll sie stark zurückgeschnitten werden.

Weil der Schwefelporling den 250 Jahre alten Baum zersetzt, muss die Krone stark zurückgeschnitten werden. Sonst wird die Eiche einstürzen.

Die „Dicke Eiche“, ein Naturdenkmal im Kerpener Bruch, schwächelt. Der Grund ist der Schwefelporling, eine Pilzart, die Holz zersetzt. Er hat nun dafür gesorgt, dass der Baum von innen heraus fault. Jetzt soll ein radikaler Rückschnitt das Leben eines der „markantesten Bäume des Rhein-Erft-Kreises“ verlängern, so Forstamtsleiter Stephan Schütte.

Kerpen: Zwei Äste brachen bei Sommergewittern ab

„Im Sommer sind bei mehreren starken Gewittern zwei etwa 50 Zentimeter dicke Äste der Eiche abgebrochen“, sagt er. Diese Stämmlinge, also tragende, starke Äste, seien für die Stabilität des Baumes besonders wichtig gewesen. Dass sie überhaupt abgebrochen seien, sei der Zersetzung und Fäule durch den Pilz zu erklären. Deshalb habe der zuständige Revierleiter Florian Claßen ein Gutachten erstellen lassen, um einzuschätzen, wie lebensfähig der Baum noch sei.

„Dabei ist rausgekommen, dass wir den Baum in der Krone drastisch einkürzen sollten, denn sonst wird er früher oder später völlig zerfallen und womöglich auseinanderbrechen“, resümiert der Forstamtsleiter. Das sei auf jeden Fall zu verhindern, denn wenn die Stieleiche derart instabil werde, bestehe auch eine Gefahr für Menschen in der näheren Umgebung. Direkt neben der Eiche verläuft ein gut genutzter Wanderweg.

Das Foto zeigt einen Förster, der auf einen großen Pilz zeigt.

Forstrevierleiter Florian Claßen zeigt, wo der Schwefelporling überall wächst.

Der Eigentümer des Landes und damit auch der Eiche, der Landesbetrieb Wald und Holz NRW, erhoffe sich durch die Maßnahme ,dass die „Dicke Eiche“ an den verbliebenen Ästen junges Grün austreibe und „der Baum vielleicht noch hundert Jahre weiterlebt“, erklärt Schütte. Denn derzeit sei es der Eiche nicht mehr möglich, die vorhandene Krone ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen.

Naturdenkmal in Kerpen: Vorhaben ist nur ein Rettungsversuch

Er und Claßen machen aber auch deutlich: Das Vorhaben sei lediglich ein Rettungsversuch. Es gebe keine Garantie, dass der Baum sich dadurch noch lange halte. Er sei bereits geschwächt, der Rückschnitt sei definitiv eine Belastung für den Baum. „Aber wenn wir nichts machen würden, wäre auf jeden Fall klar, dass er abstirbt oder auseinanderbricht“, sagt Claßen. Das Stutzen der Krone werde etwa 1500 bis 2000 Euro kosten, berichtet er.

Das Foto zeigt einen großen Pilz am Fuße eines Baumstamms.

Durch den Schwefelporling fault das Holzt der „Dicken Eiche“.

Die „Dicke Eiche“ ist Schütte zufolge etwa 250 Jahre alt, hat einen Stammumfang von 5,25 Metern und ist etwa 23 Meter hoch. Der Durchmesser der Krone betrage etwa 25 Meter, sagt der Forstamtsleiter.

Stieleiche in Kerpen gilt als besonders erhaltenswert

Die Stieleiche ist als Naturdenkmal ausgewiesen und gilt daher als besonders erhaltenswert. Darüber hinaus sei der Baum aber auch wichtig für die Menschen in Kerpen. „Jeder hier kennt die Dicke Eiche“, sagt Claßen.

Innerhalb der kommenden zwei Wochen wird Schütte und Claßen zufolge die Krone zurückgeschnitten. Mit einem Hubsteiger werde ein Fachunternehmer hochgehoben in die Krone, um dort mit einer Motorsäge die Äste zu beschneiden.

Den Fäulnisgrad der Eiche haben die Fachleute mit einem „Resistographen“ festgestellt. Bei der Untersuchung, die auch Bohrwiderstandsmessung heißt, wurde eine 50 Zentimeter lange und drei Millimeter breite Bohrnadel in das Holz eingeführt. Dabei wurde der Widerstand gemessen, auf den die Nadel stieß. Das faule Holz zeigte sich Schütte und Claßen zufolge durch einen niedrigen Widerstand.