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Beliebte VeranstaltungTrödelmarkt in Kerpen lockt Zehntausende Schnäppchenjäger an

Lesezeit 3 Minuten
Trödelmarkt in Kerpen

Etwa 600 Händler boten ihre Waren an, unter ihnen viele Privatleute.

Zum Trödelmarkt in Kerpen kamen Zehntausende Besucher, 600 Händler verkauften bei bestem Wetter ihre Waren.

Iris nennt eine digitale Spiegelreflexkamera ihr Eigen, jetzt ist sie auf der Suche nach einem Teleobjektiv, 300 Millimeter sollten es schon sein. Victor Nolte, früher in der Profiabteilung eines bekannten Kölner Fotofachgeschäftes tätig, ist ihr behilflich.

Was er zum Trödelmarkt aus seinen Vitrinen mitgebracht hat, erinnert an die Blütezeit der analogen Fotografie. Selbst eine alte Mittelformatkamera, die Mamiya RB, hat er vorzuweisen, das Arbeitspferd der Studiofotografen jener Zeit. Ihr Vorteil: Sie funktioniert vollmechanisch auch ohne Batterie, freilich mit Rollfilm. Sein bestes Stück, eine Leica-Sucherkamera mit dem legendären, lichtstarken Objektiv Noctilux habe er freilich zu Hause gelassen. Wert in Sammlerkreisen: 12.000 Euro.

Von Schnäppchen bis Antiquitäten war für jeden Geschmack etwas dabei

Ganz so viel Geld musste man auf dem traditionellen Trödelmarkt in Kerpen allerdings nicht ausgeben, um glücklich zu werden. Die sechsjährige Frida streichelte zärtlich ihr Plüschpferd, das sie am Stand des Händlers Andreas auf dem Filzengraben von der Mutter geschenkt bekommen hat. Der junge Mann aus Köln ist Vater von fünfjährigen Zwillingen. „Das Gute ist, wir haben alles doppelt“, schildert er mit einem Schmunzeln, die Stofftiertasche sei immer voll, auch Dank der Großeltern. Vieles fand neue Besitzer.

Barbara Kremer verkaufte vor ihrem Haus, was vom Umzug einer Freundin übrig geblieben war. Den Erlös spende sie der Kindernothilfe, sagte die Vorsitzende des Vereins Vielfalt der Kulturen. Veranstalter Bruno Deutzmann zeigte sich angesichts des „Kaiserwetters“ guter Dinge, „beste Voraussetzungen für den Trödelmarkt“.

Orgelspieler Werner Wittpoth

„Dä Orjelsmann“ Werner Wittpoth aus Pulheim schiebt seine Handorgel schon seit 1985 über den Markt.

Einziger Wermutstropfen sei der Muttertag, da kämen etwa 20 Prozent weniger Besucher. 50.000 seien es nach Schätzung des Kerpener Ordnungsamtes letztes Jahr gewesen. 600 Händler zwischen dem Rathaus und Filzengraben seien mit einem Sortiment vertreten, das von Antiquitäten bis Schnäppchen aller Art für jeden Geschmack etwas zu bieten habe.

Kirchengemeinden und Ladeninhaber ergänzten das Trödelangebot

Aktiv zeigten sich auch die Kirchengemeinden, das evangelische Kirchengebäude Klümpchen diente als Rückzugsort vor dem Trubel. An der Emir-Sultan-Moschee gab es türkische Spezialitäten. Die Frauen der Gemeinde St. Martinus servierten Kuchen. „Was Hausfrauen so zu bieten haben, mit viel Liebe gebacken“, priesen Maria Bauerett und Agnes Junglas das Gebäck an. Hier half auch die Ukrainerin Tetiana Danilova mit. Im Sprachkurs der Gemeinde habe sie Freunde gefunden.

Silvia Klütsch, die Inhaberin der Bärenstube, mit einem Steiff-Replikat.

Silvia Klütsch, die Inhaberin der Bärenstube, bot zum verkaufsoffenen Sonntag vor allem Kinderbekleidung an, holte aber auch ihre Sammelobjekte wie dieses Steiff-Replikat hervor.

Vorbereitungen für den verkaufsoffenen Sonntag trafen schon am Morgen die Geschäftsleute auf der Hahnenstraße. Der Abverkauf günstiger Kindermode, Hosen und Babysachen auf Ständen vor ihrem Geschäft zu erheblich reduzierten Preisen, biete ihr Gelegenheit, die Bärenstube wieder einmal „sichtbar“ zu machen, schilderte die Inhaberin, Silvia Klütsch.

Kinderspielzeug und Plüschtiere seien ihre Spezialität. Da hole sie auch schon mal den schwarzen Steiff-Bären hervor, ein Replikat des berühmten Vorfahren aus dem Jahr 1912.