Umweltschützer in Kerpen laufen SturmRat will Brücken im Broichwald ausbauen
Kerpen – Der Broichwald, der schon 1956 unter Naturschutzgestellt wurde, gehört zu den ältesten Naturschutzgebieten Deutschlands. Die Heimatfreunde Stadt Kerpen und der BUND haben in der Vergangenheit mit Nachdruck gefordert, dass der „massive Ausbau der völlig überdimensionierten“ Brücken mitten im „Natura-2000“-Gebiet – das ist ein Naturschutz- und gleichzeitig ein Fauna-Flora-Habitat-Gebiet im Sinne des Klima- und Artenschutzes – unterbleiben sollte. Dennoch hat der Stadtrat vergangene Woche grünes Licht für den Brückenausbau gegeben.
Umweltschützer forderten kleine Brücken für Kerpener Broichwald
Heimatfreunde und Umweltschützer hatten indessen kleine Brücken gefordert, die für Radler und Fußgänger ausreichen sollten. In einem Protestbrief sagen Susanne Harke-Schmidt und Rolf Axer von den Heimatfreunden sowie Jutta Schnütgen-Weber von der BUND Ortsgruppe Kerpen: „Leider hat sich der Kerpener Stadtrat nun für den Brückenausbau und somit für eine weitere Schneise mitten durch den Broichwald entschieden.“
Damit sei der naturgeschützte Wald nunmehr durch die großen Brücken und die breiten Wege für den Einsatz von großen „Holzvollerntern, sogenannten Harvestern“, vorbereitet worden. Öffnung des Waldes, Wegeausbau und die geplante Holzentnahme seien aber in Zeiten des Klimawandels und der Austrocknung der Wälder „absolut unangemessen“: „Aus unserer Sicht verbietet sich der Einsatz von großen Holzvollerntern in einem Natura-2000-Gebiet, was ja offensichtlich vorgesehen ist.“
Herausragende Fläche für das Abfangen von Hochwasserspitzen
Die Flächen des Kerpener Broichs seien auch zum jetzigen Zeitpunkt für Fällarbeiten gut zu erreichen, wie man bei Fällarbeiten immer wieder beobachten könne. Außerdem plane der Erftverband dort eine Renaturierung der Erft: „Das Hochwasser im letzten Sommer hat erneut deutlich gezeigt, dass der Kerpener Broich eine herausragende Fläche für das Abfangen von Hochwasserspitzen darstellt und in einem zukünftigen Hochwasserschutzkonzept diese Rolle in verstärktem Maß wahrnehmen muss.“ Außerdem werde der Waldboden durch den Einsatz schwerer Fahrzeuge weiter verdichtet und die Verdunstung erhöht. Zur Baumentnahme in diesem Gebiet zwischen dem Alten Forsthaus und dem Erftflutkanal bedürfe es dieser Brücken nicht.
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Heimatfreunde und BUND kritisieren weiter: „Wird das Totholz aus einem Wald entfernt, entnimmt man notwendige Nährstoffe für den nachwachsenden Wald. Man schwächt seine Regeneration. Totholz saugt Wasser auf und gibt es in Trockenphasen langsam wieder ab.“
BUND und Heimatfreunde plädieren eindringlich, „die Fehler der Vergangenheit bei der Waldbewirtschaftung nicht zu wiederholen“: „Wir brauchen Flächen ohne Bewirtschaftung, Auenwald für eine häufigere Überstauung mit Wasser und Regenerationsbereiche für Flora und Fauna.“ Sie fordern den Kerpener Stadtrat auf, seine Entscheidung zu revidieren.