KarnevalAufgrund des Golfkrieges wurden 1991 die Züge abgesagt – nicht alle sind ausgefallen
Rhein-Erft-Kreis – Als „Karnevalsprinz ohne Zug“ ist der ehemalige Frechener Festkomitee-Präsident und Chef der Karnevalsgesellschaft Blau-Gold Bachem, Peter Breuer, in die Frechener Narrenhistorie eingegangen. 25 Jahre ist das jetzt her. Für dieses Jubiläum wurde Breuer auf einem Empfang des Festkomitees von seinem Amtsnachfolger Ralf Inden gewürdigt.
1991, als Breuer von Karl-Heinz Hungerland und Bürgermeister Jürgen Schaufuß im Stadtsaal zum Prinz Karneval proklamiert wurde, fiel der Karnevalsumzug wegen den Kriegswirren am Persischen Golf aus.
„Dieser Krieg ist nicht unser Krieg“, das war Ende Januar 1991 die Ansicht vieler Menschen in Deutschland, als am 17. Januar der zweite Golfkrieg mit den ersten Luftanschlägen und Raketenabschüssen begonnen hatte. Nachdem es bundesweit mehrere konkrete Drohungen gegen den geplanten Straßenkarneval in den Karnevalshochburgen gab, wurden landauf, landab die öffentlichen Veranstaltungen der Karnevalisten abgesagt. Der Straßenkarneval wurde gestrichen, lediglich hinter geschlossenen Türen sollte weiter gefeiert werden. Und damals war die Mehrheit der Bürger in Deutschland auch einverstanden: Frohsinn und Alaaf angesichts der Bombardements erschienen ihnen nicht angemessen.
Dennoch traf das die rheinischen Karnevalisten heftig, hatten sie doch wegen der auch damals schon recht kurzen Session - am 13. Februar 1991 war Aschermittwoch – für die Feiern alles in trockenen Tüchern. Und am Karnevalswochenende war auf den meisten Straßen im Rheinland wirklich nichts los.
Nicht ganz: An einigen Stellen wagte man doch etwas. Es gab eine Stadtrundfahrt des Siegburger Prinzen im Bus, eine kleine Abordnung von Jecken ging in Bonn auf die Straße und auch in Köln gab es in mehreren Stadtteilen Umzüge, die aber mehr an Friedensdemonstrationen erinnerten. Und am Karnevalssonntag tat sich auch in Frechen etwas, wie Peter Breuer beim Empfang berichtete.
Der offizielle Umzug durch das Stadtzentrum war zwar abgeblasen worden, die Festwagen blieben in den Scheunen und Hallen stehen. Spontan bauten die Jecken jedoch einen Pkw-Anhänger zum Prinzen-Gefährt um. In Begleitung vieler Abordnungen der Frechener Gesellschaften marschierte der Tross am 10. Februar von Breuers Wohnung durch die Hauptstraße zum Stadtsaal, wo dann auch eine Blaskapelle hinzu stieß. Gemeinsam wurde gefeiert. „Ich wurde anfangs sogar von der Polizei angehalten und überprüft. Dann aber ließ man uns gewähren und der Streifenwagen rollte neben uns her. Aber es war schon komisch, mehr ein Geisterzug, alles war still“, erinnert sich Breuer.
Auch in Stommeln wurde umgeplant. Das Festzelt erschien den Akteuren zu unsicher, dank Stadtdirektor Karl August Morisse konnte die Aula der Grundschule Kopfbuche schnell hergerichtet werden. Und Bernd Schall, der damals als Präsident der Stommeler Buure dem Dreigestirn als Prinz angehörte, musste mit seinem Trifolium auch auf den großen Umzug verzichten. „Einen kleinen Geisterzug von unserem Vereinslokal zur Kopfbuche haben wir aber doch organisiert. Die Stommelner haben sich gefreut“, so Schall, der zwei Jahre später Chef des Karnevalsverbandes Rhein-Erft wurde.
Die Betroffenheit, die sich hier 1991 zeigte, kehrte aber bei späteren Kriegsereignissen nicht zurück. Man nahm die politischen Ereignisse lieber aus närrischer Sicht aufs Korn. Und in den letzten Jahren, so Ralf Inden auf dem Empfang des Festkomitees, hätte man bei einer Haltung wie 1991 inzwischen alljährlich überlegen müssen, ob der Fastelovend noch gefeiert werden darf. Zumal nunmehr auch deutsche Soldaten in die Ereignisse involviert sind.
In anderen Ländern hatte man übrigens damals keinerlei Bedenken gehabt, da wurde gefeiert, was auf dem Kalender stand.