Vor dem DFB-Pokal-Spiel gegen Holstein Kiel am Dienstag spricht der ehemalige FC-Spieler Ralf Hauptmann über seine Erwartungen.
Interview mit Ralf HauptmannAls der 1. FC Köln ins Halbfinale des DFB-Pokals kam
Am Dienstagabend empfängt der 1. FC Köln den Bundesligisten Holstein Köln (20.45 Uhr) zum Duell in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Über zwei Jahre ist es her, als die Geißböcke letztmals im Pokal vor eigener Kulisse spielten. Der ehemalige FC-Spieler Ralf Hauptmann ist sich sicher, dass die FC-Spieler über einen Arbeitssieg eine Runde weiterziehen werden. Matthias Breuer sprach mit ihm.
Herr Hauptmann, im Laufe Ihrer fußballerischen Karriere haben Sie sowohl im Landespokal der DDR und der BRD aufgespielt. Hat Ihnen einer der beiden deutschen Landespokale aufgrund seiner Charakteristik als Spieler mehr zugesagt?
Eigentlich nicht, weil die Charakteristik die Gleiche war und bei beiden Überraschungen an der Tagesordnung waren. Mit dem FC war bis auf unseren Halbfinaleinzug 1994/95 oft schon in der ersten Runde Schluss, weshalb ich einige unliebsame Überraschungen erlebt habe, als wir zum Beispiel gegen Bayern München II oder dem Beckumer SC aus der Oberliga ausgeschieden sind. Im FDGB-Pokal hingegen sind wir mit Dynamo Dresden immer ziemlich weit gekommen.
Sie haben gerade Ihre einzige lange Pokalreise mit dem FC angesprochen, die erst gegen den VfL Wolfsburg mit einer knappen 0:1-Niederlage endete. Warum kamen Sie mit dem FC nur in dieser Pokalsaison so viel weiter als in anderen?
Ich glaube, dass im Vergleich eigentlich nichts anders war. Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir in dieser Spielzeit den Karlsruher SC und Dynamo Dresden zuvor in Heimspielen besiegt. Vielleicht war das unser Glück, weil wir sonst immer in den ersten Runden auswärts ausgeschieden sind – und hatten vielleicht auch ein bisschen Losglück.
Ralf Hauptmanns Söhne sind in Frechen geboren
Denken Sie noch oft an den verpassten Finaleinzug?
Wenn ich so ein paar Spiele in meiner Karriere nochmals spielen dürfte, würde das Pokalspiel gegen Wolfsburg ganz, ganz weit oben auf der Liste stehen. Ich hätte schon gerne das Pokal-Finale vor 70.000 Zuschauen in Berlin ausgespielt. Zudem hätten wir dann auch noch im Finale ein Derby gegen Borussia Mönchengladbach gehabt. Dass wir dann auch noch gegen einen damaligen Zweitligisten ausgeschieden sind, tat damals genauso weh wie heute.
Die Familie Hauptmann ist seit drei Generationen im Fußballgeschäft: Ihr Vater Reinhard spielte in der DDR-Oberliga und ihre Söhne Niklas und Marius, die beide in Frechen geboren worden sind, spielen aktuell für Dynamo Dresden beziehungsweise für den Halleschen FC. Wie sehr konnten Sie darauf Einfluss nehmen, dass ihr Sohn Niklas, wie Sie, bei Dynamo Dresden sein Debüt bei den Profis gab und daraufhin sein Glück ebenfalls beim FC versuchte?
Das haben wir keinem ins Hausaufgabenheft geschrieben. Niklas ist 2016/17 bei Dynamo durchgestartet und hatte dann bereits Angebote aus der ersten Liga. Die kamen aber aus unserer Sicht noch zu früh. Im zweiten Jahr kam dann der FC auf ihn zu, womit ich überhaupt nichts zu tun hatte. Niklas hat seine Entscheidung völlig alleine getroffen. Natürlich habe ich mich über seinen Wechsel nach Köln gefreut und bei meinen Besuchen in Köln die Zeit auch dafür genutzt, um meine Zeit in Frechen und Köln Revue passieren zu lassen. Die Patentante von meinem jüngsten Sohn wohnt noch in Frechen, die Kontakte zum FC sind aber etwas weniger geworden, weil sich im Verein natürlich viel verändert hat.
In Köln gelang Ihrem Sohn nicht der Durchbruch und er wurde zeitweise an den kommenden Pokal-Gegner Holstein Kiel ausgeliehen, mit denen er in der Relegation 2020/21 seinen Stammverein beinahe aus der Bundesliga gekegelt hätte. Warum schaffte er den Schritt in die Kölner Stamm-Elf nicht?
Manchmal sind es einfach kleine Nuancen, die am Ende nicht passen. Der FC ist bei Niklas Wechsel gerade erst in die zweite Bundesliga abgestiegen, hatte aber weiterhin im Grunde einen Erstligakader, weil alle wichtigen Spieler geblieben sind. Das war dann vielleicht auch ein Problem, um sich bei der Qualität seiner Mitspieler durchzusetzen. Der damalige FC-Trainer Markus Anfang hat später bei Dynamo jedenfalls viel mehr auf Niklas gesetzt, als er es in Köln getan hatte. Grundsätzlich war der Wechsel nach Köln aber die richtige Entscheidung und eine gute Chance auf eine Karriere in der ersten Liga.
Der Ex-Fußballprofi glaubt an einen Sieg des 1. FC Köln im DFB Pokal
Auch in der jüngeren Vergangenheit hat der 1. FC Köln nicht gerade als Pokal-Mannschaft von sich reden gemacht. Der letzte Halbfinaleinzug ist über 20 Jahre her und im Finale stand der Verein letztmals 1990/91 gegen den SV Werder Bremen, als er sich mit einem 4:5 nach Elfmeterschießen geschlagen geben musste. Müssen die FC-Fans weiterhin auf einen Lauf im Pokal geduldig warten, oder ist unter Trainer Gerhard Stuber eine Überraschung drin?
Im Pokal ist immer alles möglich. Allerdings glaube ich, dass der FC sein Augenmerk auf die Liga legt und der Pokal nur nebenher läuft. Natürlich ist es immer gut, Spiele zu gewinnen. Doch letztendlich geht es in Köln darum, Konstanz in die Leistung zu bringen und mit der Meisterschaft dahin zu kommen, wo man hin will: zurück in die erste Liga. Wenn man weiterkommen kann, sollte man das aber natürlich schon mitnehmen – das Weiterkommen beziehungsweise ein Pokalsieg bringt natürlich dringend benötigtes Geld, spielt aber im Verein hinter dem Aufstieg bestimmt nur eine untergeordnete Rolle.
Sie erwarten für heute Abend also keinen Pokal-Kracher unter Flutlichtatmosphäre?
Aus meiner Sicht ist ein Sieg für die Kölner gegen Kiel fast eine Pflichtaufgabe. Für die Kieler ist das Pokalspiel in Köln mit der Kulisse bestimmt ein Saisonhöhepunkt, aber auch für sie wird der Pokal nicht wichtig sein, weil sie in der Liga mal in die Spur kommen und siegen wollen. Für sie ist das Pokalspiel vielleicht eine gute Möglichkeit, um sich Selbstvertrauen zu holen. Ich sehe darum keinen Pokal-Kracher auf die Fans zu kommen, sondern eher einen 2:1-Arbeitssieg für den FC.