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BackhandwerkIn Rhein-Erft gibt es noch elf traditionelle Handwerksbäcker in der Innung

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Das Team steht vor der Brotauslage.

Bäckermeister Guido Boveleth mit einem Korb Brötchen inmitten seines Teams im Café in Kaster.

Innungsobermeister Guido Boveleth spricht über die Vorzüge handwerklicher Bäckereien, von denen es im Rhein-Erft-Kreis immer weniger gibt.

Für ein gutes Brötchen braucht es nicht viel. Weizenmehl, Wasser, Malz, Salz, Hefe und ein bisschen Fett oder Öl. „Das gibt eine schöne Struktur der Kruste“, sagte Bäcker Guido Boveleth aus Bedburg-Kirchherten. So werde das Brötchen „rösch“, wie der Bäcker es nennt. „Ich muss es hören, wenn ich ins Brötchen beiße, aber es darf nicht zu hart sein.“

Und: Es braucht rund 18 Stunden Ruhe, in denen der Teigling reifen kann, bevor er gebacken wird. Von den Handwerksbäckereien, in denen der Meister backt und seine Backwaren aus der Backstube über die Theke direkt verkauft, gibt es nur noch wenige im Kreis. Die großen Ketten machen den kleinen Bäckern das Leben schwer, die Energiekrise tut ihr Übriges, und Personal ist schwer zu finden und auch teuer. In seiner Innung seien im Kreis nur noch elf traditionelle Handwerksbäcker gemeldet, berichtet der Obermeister der Bäckerinnung Köln/Rhein-Erft, hinzu kämen noch ein paar wenige, die nicht in der Innung seien.

Elsdorf hatte vor wenigen Jahren noch fünf Bäcker

„Brühl hatte früher sogar eine eigene Innung der Bäcker“, sagt der 52-Jährige. Heute gebe es dort keine Backstube eines Bäckermeisters mehr. Und Elsdorf sei einst die Kommune mit den meisten Bäckern in ganz Deutschland gewesen – gerechnet auf die Einwohner. „Elsdorf hatte vor ein paar Jahren noch fünf Bäcker.“

Heute liege Bedburg mit seinen immerhin noch vier Bäckereien weit vorn. Elsdorf weist immerhin noch zwei Bäcker aus, dazu noch den Stammsitz der Bäckerei Schneider. Dabei sei es allein schon beim Brötchen, das im Kreis im Schnitt laut Innung 42 Cent kostet, durchaus von Vorteil, beim Bäcker um die Ecke zu kaufen. „Wenn so ein Teigling viel Strecke im Lkw machen muss, tut ihm das nicht gut“, sagt Boveleth, der rund 2500 Schnittbrötchen und etwa 1000 Körner- und süße Brötchen täglich backt.

„Bei jeder Erschütterung verlieren die Teiglinge Luft.“ Er selbst verkaufe Brötchen, die er in der Kirchhertener Backstube vorproduziere, zwar auch in seiner Filiale, dem Café in Kaster. „Aber die Schlaglöcher auf der Strecke kann ich zählen.“ Die Nähe zum Kunden sei beim kleinen Bäcker größer, sagt Boveleth. „Ich mache mir einen Backzettel – und backe dann oft gezielt nach Kundenwunsch“, sagt Boveleth, etwa eine Buttercremetorte mit mehr Marmelade und weniger Buttercreme. „Das geht bei den Großen so nicht.“ Und: „In der kleinen Bäckerei steht eine Verkäuferin hinter der Theke, die meinen Namen kennt und weiß, was ich gern kaufe, wie ich es verpackt bekomme oder wie geschnitten.“


Diese Bäckereien im Rhein-Erft-Kreis stellen ihre Ware handwerklich her

Von den „kleinen“ Bäckern im Kreis, die ihre Ware handwerklich herstellen, gibt es nur noch wenige, dazu zählen in Bedburg die Bäckereien Boveleth (Kirchherten), Kraus, Küpper und Wolf (Kaster), in Bergheim-Niederaußem die Bäckerei Henneböhl, in Elsdorf die Bäckereien Immerath und Betzing (Berrendorf-Wüllenrath), in Erftstadt die Bäckereien Horst (Bliesheim) und Weber (Friesheim), in Hürth die Bäckerei Welter, in Frechen die Bäckerei und Konditorei Halver sowie in Pulheim die Bäckereien Kayser und Flock. Auch im Café Heyartz in Pulheim werden Brötchen gebacken – aber nicht für den Thekenverkauf, sondern für das im Café angebotene Frühstück. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt diese Liste nicht.