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„Unter den Sargdeckel gucken“Hürtherin spielt in Theaterstück über den Tod mit

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Auf dem alten Friedhof in Knapsack wurden die Szenen für das virtuelle Theaterstück „Besser Sterben – eine Kaffeefahrt mit dem Tod“ gedreht, das im Rahmen des Sommerblut-Festivals in Köln seine Premiere gefeiert hat.

Hüth – Der alte Friedhof in Hürth-Knapsack ist die Kulisse für das virtuelle Theaterprojekt „Besser Sterben – eine Kaffeefahrt mit dem Tod“. Die freie Trauerrednerin Pia Blome-Drees aus Hürth hat das Regisseurinnen-Kollektiv Behrmann/Koch/Mielich für den entwidmeten Friedhof begeistert und selbst eine Rolle in der Aufführung übernommen. Was den Ort und das Stück so besonders macht, verriet die 52-Jährige Andreas Engels.

Der Tod gehört bekanntlich zum Leben, aber warum sollten wir uns zu Lebzeiten mit unserer eigenen Beerdigung beschäftigen?

Blome-Drees: Sie ist unausweichlich und unser letzter großer Auftritt, wie der Kölner Bestatter Kuckelkorn in seinem Buch schreibt. Einen runden Geburtstag möchte ich doch auch so gestalten, dass alle Gäste gerne kommen und hoffentlich im Nachgang sagen: tolle Party mit lecker Essen; und schön, die alten Freunde mal wieder gesehen zu haben. Wem ist es denn egal, wie man ihn in Erinnerung behält? Und: Habe ich Vertraute, denen ich dieses Vermächtnis überantworten möchte und kann? Zudem ist meine persönliche Erfahrung, dass ich mit Dingen, die ich verstanden und mir vertraut gemacht habe, viel besser leben und umgehen kann.

Was erwartet die Zuschauer in dem Stück „Besser Sterben – eine Kaffeefahrt mit dem Tod?“

Spaß am Leben! Ohne Witz. Und eine Bestattungsvorsorgeberatung, wie sie beim Bestatter tatsächlich stattfindet. Allerdings humoristisch ausgeschmückt. Es geht also nicht todernst zu. Wir wollen ja Berührungsängste überwinden, und deshalb kann und soll an manchen Stellen auch gelacht werden. Ganz wichtig: Am Ende haben die Zuschauer keinen Kaufvertrag unterschrieben. Aber alle, die sich noch nie mit diesem Thema beschäftigt haben, werden auch viel lernen.

Virtuelles Theater

„Besser Sterben – Eine Kaffeefahrt mit dem Tod“ heißt ein virtuelles Theaterprojekt, das beim Kölner Kulturfestival Sommerblut Premiere gefeiert hat. Das Kollektiv Behrmann/Koch/Mielich sucht darin Antworten auf die Frage, was die Beerdigung über das eigene Leben aussagt. Für die Online-Aufführungen am Freitag und Samstag, 28./29. Mai, jeweils 19 Uhr, gibt es noch Tickets. Sie sollten frühzeitig bestellt werden, weil jeder Zuschauer und jede Zuschauerin vorab ein Päckchen mit der Ausstattung für den Theaterabend zugeschickt bekommt, darunter ein Magazin. (aen)

An welches Publikum richtet sich die Aufführung?

An Menschen jeden Alters. Die Jüngeren werden sicher irgendwann die Beerdigung ihrer Eltern planen müssen, andere die ihres Partners oder Freundes. Und wie gesagt, je mehr ich schon weiß, desto eher weiß ich im Ernstfall, was möglich ist und was ich möchte. Bei der Kaffeefahrt kann ich, ohne emotional im Ausnahmezustand zu sein, schonmal unter den Sargdeckel gucken. Ein bisschen wie bei der Sendung mit der Maus.

Ziel der „Kaffeefahrt mit dem Tod“ ist der alte Friedhof in Knapsack. Warum ist die Wahl auf diesen Friedhof gefallen?

Zu Beginn stand noch ein Friedwald oder Ruheforst als Aufführungsort in Rede. Damals hofften wir, unsere Zuschauer tatsächlich in einen Bus setzen und zu einem solchen Ort fahren zu können, um dort zu performen. Als „Profi“ musste ich Ruby Behrmann, Liliane Koch und Theresa Mielich dann aber in ihren geplanten Aktivitäten etwas bremsen. Löcher graben oder Briefe verbrennen – das geht dort natürlich nicht. Und dann fiel mir der seit gut 40 Jahren aufgelassene Friedhof in Knapsack ein, der anderen Regeln unterliegt als ein aktiver Friedhof. Ich organisierte im Januar eine Führung mit Karin Johnson vom Hürther Heimat- und Kulturverein, und alle waren begeistert von diesem besonderen Ort.

Die Arbeit mit kreativen Menschen habe ihr viel Spaß gemacht, sagt die Hürther Trauerrednerin Pia Blome-Drees.

Was macht diesen Friedhof so besonders?

Dass es den alten Ort Knapsack nicht mehr gibt und dieser Friedhof des abgerissenen Industrieorts ein zeitgeschichtliches Dokument des Wandels ist. Und auch sein Zustand mit teils umgefallenen Grabsteinen, der Lage am Schrottplatz, in Nachbarschaft der Industriewerke und auf der anderen Seite verwunschener Naturlandschaft. Ich kann nur jedem raten, mal hinzufahren und die besondere Stimmung dort zu erleben.

Wie hat die Corona-Pandemie das Theater-Projekt beeinflusst?

Fast alle Planungstreffen fanden via Zoom statt, persönlich haben wir uns später mit Masken kennengelernt, und am Set waren alle Beteiligten natürlich getestet. Wir sind zum Glück frühzeitig komplett auf die digitale Variante umgestiegen und haben nicht weiter auf eine Präsenzveranstaltung gehofft, so dass wir alles in der Kürze der Zeit mit einem guten Team technisch umsetzen konnten.

Was wurde denn auf dem alten Friedhof gedreht? Wie aufwendig waren die Dreharbeiten?

Unsere Kaffeefahrt besteht aus zwei Teilen: der Fahrt im Bus zum Friedhof und dann dem Gang vorbei an den Gräbern mit unterschiedlichen Begegnungen. Wem der Zuschauer dort alles begegnet und was da passiert, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Die größte Herausforderung war, dass an den angesetzten drei Drehtagen Sturm „Eugen“ samt Regenschauern mit von der Partie war. Ansonsten waren die Kostüme das Aufwendigste, da hat das Team Großes geleistet.

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Wie hat die Projektgruppe zusammengefunden, und welche Rolle spielen Sie selbst in dem Stück?

Ausgehend vom Thema des Sommerblut-Festivals „Natur“ haben Behrmann/Koch/Mielich zum Thema Tod recherchiert und nach und nach für alle daran beteiligten Gewerke Fachleute interviewt und ins Team geholt. Zuerst eine Bestatterin, dann mich als Rednerin und schließlich noch eine Violinistin. Ich spiele mich selbst, also eine Trauerrednerin. Meine Rede habe ich in Absprache mit den Regisseurinnen selbst geschrieben, mein ausgefallenes Kostüm allerdings haben sie mir geschneidert und so meine Rolle überraschend verfremdet.

Haben Sie auch selbst etwas gelernt bei diesem Theaterprojekt?

Sehr viel, zum Beispiel über den Prozess von der Idee bis hin zur Performance. Auch konnte ich ja in eine Berufswelt eintauchen, in der ich nicht zu Hause bin. Es war wunderbar, mit ausschließlich jüngeren, kreativen Menschen zu arbeiten und Teil dieses Teams zu sein. Jede profitiert vom anderen, da ist Lernen impliziert.