Tipps vom Hürther Friseurmeister„Bei manchen Kunden konnte ich nichts mehr machen“
Hürth – Mit dem harten Lockdown vor drei Wochen mussten auch die Friseure ihre Salons schließen – und es werden mindestens drei weitere Wochen dazukommen. Besonders wer schon davor länger nicht beim Friseur war, könnte auf die Idee kommen, in der Zwischenzeit selbst zu Kamm und Schere zu greifen, um die Frisur in Ordnung zu halten.
Davon allerdings rät Thomas Ritter, Obermeister der Friseur-Innung Rhein-Erft und Inhaber eines Friseursalons in Alt-Hürth, dringend ab. „Das Gewerk erfordert so viel handwerkliches Können, dass man es besser nicht zu Hause selbst machen sollte“, meint Ritter. Der Friseurmeister ließ sich dennoch ein paar Tipps für diejenigen entlocken, die es nicht lassen können.
Hürther Friseur muss schlimme Frisurenunfälle reparieren
Ritter weiß, wovon er spricht. Schon nach dem Lockdown im Frühjahr habe er einige schlimme Frisurenunfälle seiner Kundinnen und Kunden reparieren müssen. Einige Männer hätten beherzt zum elektrischen Haarschneidegerät gegriffen und damit so manche Verheerung auf dem Kopf angerichtet. „Ich musste Kunden sogar wieder nach Hause schicken und ihnen sagen, sie sollen wiederkommen, wenn die Haare wieder gewachsen sind. Da konnte ich erst mal nichts mehr machen“, erinnert sich der Friseurmeister schmunzelnd. „Aber zum Glück arbeiten wir ja mit einem nachwachsenden Rohstoff.“
Bei den Frauen hätten die Haar-Malheure oft mit Farbe zu tun gehabt. „Die Färbemittel sind was für Profis. Vor allem solche, mit denen die Haare aufgehellt werden“, sagt Ritter. „Wenn bei der Einwirkzeit nicht aufgepasst wird, dann kommt kein schönes Blond dabei heraus, sondern ein Trump-Orange.“ In dem Fall helfe nur noch Kopftuch oder Mütze. Für den Friseur sei es ein Risiko, mit selbst gefärbtem Haar weiterzuarbeiten. „Wenn ich als Handwerker einen solchen Untergrund übernehme, dann hafte trotzdem für das Ergebnis. Deshalb lehne ich das ab“, sagt Ritter. „Irgendwann ist das Haar auch chemisch austherapiert. Dann löst es sich auf.“
Das hält der Hürther Friseurmeister für vertretbar
Nicht umsonst lernten die Friseure ihr Handwerk mindestens drei Jahre lang, sagt Ritter. Mit Gesellenzeit und Meisterschule können es auch sechs Jahre werden. Er hält es aber auch gar nicht für so dramatisch, wenn man mal sechs Wochen lang nicht zum Friseur gehen kann. „Das Haar wächst in einem Monat um einen Zentimeter. In sechs Wochen sind es also eineinhalb Zentimeter“, rechnet der Friseurmeister vor. „Das fällt bei Frauen mit langem Haar gar nicht auf.“ Höchstens bei Kurzhaarfrisuren mit scharf geschnittenen Konturen könne man schon mal „an Grenzen kommen“. Generell allerdings gelte: „Wer nach sechs Wochen schon ungepflegt aussieht, der geht auch sonst nicht oft zum Friseur.“
Für vertretbar hält es der Friseur, wenn man sich zu Hause vom Partner oder der Partnerin den Pony nachschneiden lässt. Aber nur, um das Sichtfeld wieder freizubekommen. „Das machen Mütter bei ihren Kindern ja auch“, gibt Ritter zu bedenken.
Tipps vom Profi: Das sollten Sie beim Haareschneiden beachten
Wichtig sei dann eine scharfe Friseurschere, die man in für den Heimgebrauch nutzbarer Qualität auch im Drogeriemarkt bekomme. „Nehmen Sie keine Papierschere“, warnt er. Das Haar sollte gewaschen, vor dem Schneiden aber wieder getrocknet werden. Der Grund: Das Haar ziehe sich beim Trocknen zusammen. Das Haar dann in Richtung Augenbrauen kämmen, sagt der Meister.
Dann arbeite man sich von einer zur anderen Gesichtsseite vor, nehme dabei Strähne für Strähne zwischen Zeige- und Mittelfinger, wobei der Mittelfinger Stirnkontakt haben sollte, und schneide dann ab. „Um den Pony fransig zu bekommen, das Haar zwirbeln, im 90-Grad-Winkel nach oben ziehen und noch mal mit der Scherenspitze mehrmals in das obere Haarbüschel schneiden“, rät der Haarprofi.
Männer können auch bei den Koteletten nacharbeiten. Dazu die Koteletten mit einem feinen Kamm nach unten kämmen und dann mit dem Langhaarschneider auf Länge bringen. „Dabei sollte man darauf achten, immer deutlich unterhalb der Ohrspitze zu bleiben“, empfiehlt Ritter.
„Sieht nicht so aus, als wäre man ein halbes Jahr im Dschungel gewesen“
Schließlich könne man sich zu Hause beim Ausrasieren des Nackens helfen lassen. Dazu das Deckhaar auf beiden Seiten mit der Hand zur Mitte und nach oben halten und mit dem Langhaarschneider das darunter liegende Haar entfernen.
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Die beste Lösung sei aber immer noch zu warten, bis die Friseursalons wieder aufmachen dürfen. „Nach sechs Wochen sieht man nicht aus, als wäre man ein halbes Jahr im Dschungel gewesen“, sagt Ritter. „Wir sollen ja außerdem sowieso zu Hause bleiben.“ Letzten Endes gehe es nicht nur um den Haarschnitt. „Ein Friseurbesuch ist ja auch eine kleine Wellness-Auszeit. Das ist es, was vielen Leuten fehlt“, weiß Ritter.
Nicht zuletzt habe Corona im Frühjahr aber auch einen kleinen Frisurentrend gesetzt. Manche Kundin habe erst nach Wochen ohne Friseur gemerkt, dass ihr Haar gewellt falle, und trage es nun länger. Ritter: „Der Lockdown hat schon so manche Locken hervorgebracht.“