Tierärztin kämpft um das LebenHund biss Rehkitz am Otto-Maigler-See fast tot
Hürth-Gleuel – Die Kälbermilch bekommt das Rehkitz per „Druckbetankung“ aus der Spritze verabreicht, berichtet Tierärztin Linda Schmitz. Denn selbst saugen kann das etwa drei Wochen alte Jungtier nicht. Vermutlich ein nicht angeleinter Hund hat dem Reh im Naherholungsgebiet am Otto-Maigler-See schwere Bissverletzungen am Kopf zugefügt und dabei auch den Kiefer gebrochen. Ohne tierärztliche Hilfe wäre das Kitz längst verendet.
Jagdpächter Peter Hamacher brachte das Tier am Samstag vor einer Woche in die Tierarztpraxis von Linda Schmitz auf dem kleinen Bauernhof an der Zieskovener Straße, direkt am Otto-Maigler-See. Der Jäger hatte das schwer verletzte Reh am Rand eines Waldwegs in dem Naherholungsgebiet entdeckt.
Verhängnisvoller Reflex
Der wilde Patient habe sich in einem erbarmungswürdigen Zustand befunden, berichtet die Tierärztin. Das Reh sei von Maden befallen gewesen, schlimmer noch seien aber die Bissverletzungen. „Der Hund muss den Kopf des Rehs komplett im Maul gehabt haben, als er zubiss“, so Schmitz. Neben Schnauze und Nase sei auch ein Auge verletzt worden. „Ich weiß noch nicht, ob ich das Auge retten kann.“
Dem Kitz sei ein Reflex zum Verhängnis geworden – und die Rücksichtslosigkeit von Hundehaltern, die ihre Vierbeiner nicht im Griff haben und trotz Leinenpflicht am Otto-Maigler-See frei laufen lassen. „Bei Gefahr duckt sich das Tier und läuft nicht weg“, so Linda Schmitz. „Für einen Hund ist es dann eine leichte Beute.“ In den vergangenen Monaten habe sie mehrere Wildtiere behandelt, die Opfer von Hunden geworden seien, darunter auch einen Wildschwein-Frischling, den sie nicht retten konnte. „Ich habe das Gefühl, dass die Fälle sich mehren“, so die Tierärztin. Sie appelliert an Hundehalter, auf ihre Vierbeiner zu achten und sie anzuleinen – gerade jetzt, da viele Wildtiere ihren Nachwuchs aufziehen. „Die Tierliebe darf nicht beim eigenen Hund enden. Wildtiere haben auch ein Recht zu leben.“
Kitz wird alle zwei Stunden gefüttert
Das kleine Rehkitz wird sie wohl durchbringen, da ist Linda Schmitz inzwischen optimistisch. Die ganze Familie hilft mit bei der Versorgung, denn auch nachts muss der kleine Patient alle zwei Stunden gefüttert werden. „Das Tier ist zwar noch nicht über den Berg, aber es wird von Tag zu Tag besser“, so die Tierärztin. „Inzwischen kann das Kitz schon stehen.“
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Wenn das Reh wieder genesen ist, will die Tierärztin es in der Eifel auswildern. „Ich habe aber auch einen Plan B für den Fall, dass es Schäden zurückbehält“, sagt Linda Schmitz. Dann soll das Kitz in einem Wildgehege untergebracht werden.