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ErntebeginnSpargel im Rhein-Erft-Kreis hat Hochsaison – unter erschwerten Bedingungen

Lesezeit 6 Minuten
Katja Herrmann (l.) und Susanne Olbertz (r.) präsentieren lauwarmen grünen Spargel mit Erdbeeren und Schafskäse.

Katja Herrmann (l.) und Susanne Olbertz (r.) präsentieren lauwarmen grünen Spargel mit Erdbeeren und Schafskäse.

Auf den hiesigen Feldern beginnt das Stechen der edlen Stangen.

Das Frühjahr wartet mit vielen kulinarischen Schlagern auf. Manche gedeihen auf den heimischen Äckern und Feldern wie Rhabarber und Bärlauch. Doch kein hiesiges Gemüse dominiert die Saisonkarte so sehr wie der Spargel. Wir haben Spargelbauern gefragt, wie sie die diesjährige Ernte einschätzen und stellen zudem vier Restaurants vor, in deren Küchen in den kommenden Wochen die weißen und grünen Stangen eine zentrale Rolle spielen.

Die Spargel-Saison hat zwar schon begonnen. Doch so richtig Fahrt nimmt sie erst in den kommenden Tagen und Wochen auf. Vor allem das Freilandgemüse wird erst ab Ende April geerntet. Der erste Spargel unter der Folie wurde von den Mitarbeitern des Obst- und Gemüsehofs Boley allerdings schon zwei Wochen vor Ostern geerntet. „Das nasse Frühjahr hat die Bodenbearbeitung jedoch erschwert“, sagt Christian Boley. Er betreibt seinen Hof in Brühl.

Mit dem Wetter ist Christian Boley zufrieden

„Trotzdem bin ich mit dem Wetter und vor allem mit der Qualität des Spargels bislang zufrieden“, zeigt sich Boley entspannt. Nur an Quantität habe es in den vergangenen Wochen ein wenig gemangelt. Mit der Feuchtigkeit könnten Landwirte aus anderen Regionen mit sandigen Böden besser umgehen, sagt Christian Boley. Allerdings sieht er die Vorteile der hiesigen Felder und Äcker im Sommer, da sie die Feuchtigkeit besser speicherten als ein sandiger Boden, wie er zum Beispiel in Brandenburg vorherrscht.

Auch für Landwirt Michael Schumacher aus Erftstadt ist Feuchtigkeit kein Problem. „Wir haben in den vergangenen Jahren geklagt, weil es zu trocken war. Das ist dieses Jahr anders“, rechnet er im Gegenteil mit einer guten Saison. Da Schumacher keine Folientunnel nutzt, startet die Saison für ihn erst Ende April. „Früher begann die Spargelernte zum Teil noch später. Die Vegetation ist durch die steigenden Temperaturen deutlich früher“, weiß der Landwirt aus Erftstadt.

Regionale Produkte sollen in der Küche Vorfahrt haben

Am Ostersonntag sind Nicole Günther und Sabrina Nerowski in ihr gastronomisches Abenteuer gestartet. Sie folgen damit auf Marcel Herzet, der das Hürther Wirtshaus am Rand des Gewerbegebiets im Stadtteil Kalscheuren im Sommer 2021 eröffnet hatte. Eine Ambition der Gastgeberinnen: regionalen Produkten in der Küche Vorfahrt zu gewähren. Da passt der Spargel vom nahen Gertrudenhof ausgezeichnet ins Konzept.

Als Vorspeise serviert das Team des Wirtshauses lauwarmen Spargelsalat aus weißem und grünem Spargel mit Speck, Kartoffeldressing und Eiern (12,80 Euro). Die Hauptgerichte mit Spargel sind vor allem klassisch, zum Beispiel mit Salzkartoffeln und gemischtem Schinken (25,90 Euro), Rumpsteak (32,90 Euro) oder Schweineschnitzel (28,90 Euro).

Dazu mundet sowohl Grauburgunder vom Weingut Finkenauer aus Rheinhessen als auch Grüner Veltliner aus der Kellerei Röschitz im niederösterreichischen Helenental. Hürther Wirtshaus, Hans-Böckler-Straße 150, 50334 Hürth-Kalscheuren, 02233/959960, dienstags bis freitags ab 17 Uhr, samstags und sonntags ab 16 Uhr, zusätzlich Frühstück: montags bis freitags 6.30 bis 10 Uhr sowie samstags und sonntags 7.30 bis 10.30 Uhr.

Momentan ist daher die arbeitsintensivste Phase des Jahres.
Heike Moll

Hofrestaurant Moll Zu den hiesigen Spargelbauern gehört auch Familie Moll aus Kerpen. Kürzer als bei Molls kann der Weg vom Feld auf den Teller kaum sein. Die Spargelsaison ist eine besondere Zeit. „Im Frühjahr übernimmt der Spargel auf unserem Hof die Hauptrolle“, sagt Heike Moll. „Die Bedeutung ist für uns ähnlich groß wie in mancher Kneipe der Karneval. Momentan ist daher die arbeitsintensivste Phase des Jahres.“ Für die Landwirtschaft ist mittlerweile Sohn Alexander verantwortlich. Umgeben von Feldern für den Gemüseanbau liegen der Hofladen und die Gastronomie mit einer Mischung aus Café und Restaurant. Seit 2015 kann auf dem Hof nicht nur eingekauft, sondern auch verweilt werden. Heike Moll leitet das Restaurant mit ihrem Mann Gerd.

Was auf den eigenen Feldern wächst, schmeckt dort natürlich am besten. Deshalb finden sich auf der Standardkarte gleich zehn Gerichte mit Ofenkartoffeln. Dazu passen Salate aus eigenem Anbau. Ergänzt werden sie gegenwärtig von Offerten wie einer kleinen Portion Spargel mit Kartoffeln und Sauce Hollandaise (13,90 Euro). Diese lässt sich zum Beispiel mit Schinken (4,90 Euro) oder einem Schnitzel (8,90 Euro) erweitern. Alternativ serviert das Team des Hofrestaurants ein Schnitzel „Paris“ mit Spargel, Schinken, Sauce Hollandaise, Kartoffeln und Käse überbacken (22,90 Euro). Dazu schmeckt ein Glas Silvaner oder Scheurebe vom Weingut Gröhl aus dem rheinhessischen Weinolsheim.

Auch Obst wird angbaut

Neben saisonalem Gemüse wird auf dem Hof auch Obst angebaut. Heike Moll freut sich schon auf die ersten Erdbeeren und schwärmt vom Geschmack der eigenen Himbeeren. Bauer Moll, Talweg 23, 50171 Kerpen, 02237/9753995, montags und mittwochs bis samstags 9 bis 18 Uhr sowie sonntags von 10 bis 18 Uhr. Restaurant Landbrenner Die Nähe zum Produkt spielt auch für Martin Temme und sein Team eine zentrale Rolle.

Der Spargel für sein Restaurant Landbrenner in Frechen kommt in der Regel vom benachbarten Gut Clarenhof. Temme ist nicht nur Chefkoch im eigenen Lokal, sondern auch passionierter Griller. So betreibt er neben dem Restaurant ein Fachgeschäft für Grillgeräte in Köln. Logisch, dass Grillgerichte im Restaurant eine tragende Rolle spielen. Schließlich harmonieren sie auch hervorragend mit Spargel. Das unterstreicht die Küche zum Beispiel mit gratiniertem, gegrilltem Spargel, der mit Parmesan und Bärlauchpesto (14 Euro) serviert wird.

Auch grüner Spargel wird serviert

Unter den Vorspeisen finden sich weitere Leckereien wie grüner Spargel, lauwarm und mariniert mit Erdbeeren und karamellisiertem Feta (14 Euro) oder Spargel-Tonnato, weißer Spargel mit gegartem Kalbfleisch und Thunfischcreme (16 Euro). Als Hauptspeise bereitet Temme Lachsfilet in Kräuter-Senf-Soße mit gegrilltem Spargel, Nussbutter-Hollandaise und Döppekuchen oder geschmorte Lammhaxe mit Kartoffel-Petersilien-Püree, gegrilltem grünen Spargel, Wildkräuterblüten und Thymian-Jus (je 35 Euro).

Darüber hinaus lässt sich die Portion Spargel auch klassisch mit Kartoffeln, Nussbutter-Hollandaise oder geklärter Butter (27 Euro) sowie diversen Beilagen vom gekochten Hinterschinken (31 Euro) bis hin zum marinierten Lachs aus dem Ofen (34 Euro) kombinieren. Sonntags lädt man im Restaurant Landbrenner zudem ab 11.30 Uhr zum Spargel-Lunch mit zahlreichen Spezialitäten rund um das edle Gemüse (54,90 Euro pro Person). Als Begleiter bietet sich unter anderem Weißburgunder vom Weingut Dr. Heger aus Ihringen am Kaiserstuhl an.

Eine Alternative ist der Rosé „Drei Brüder“ vom Weingut Burggarten in Heppingen an der Ahr. Landbrenner, Gut Clarenhof 6, 50226 Frechen, (02234) 944766, dienstags ab 17 Uhr, mittwochs bis sonntags ab 11.30 Uhr. landbrenner.de Mathildenhof Der Mathildenhof in Brauweiler besticht durch seine besondere Atmosphäre. Er wurde 1860 erbaut und steht unter Denkmalschutz. Hongwei Matthias Yeh hat das Restaurant, zu dem auch ein Hotel gehört, Anfang 2022 übernommen. Er setzt auf eine kleine Karte, die sich vornehmlich saisonal ausrichtet und ansonsten ihre Anregungen weltweit schöpft.

„Wir setzen auf eine Crossover-Küche, in der vieles über die Wochenkarte läuft“, sagt der Gastgeber. Umgeben von altem Mauerwerk, einem Kaminofen, einem mit Pflastersteinen verzierten Boden sowie reichlich Fachwerk und Antiquitäten lässt sich in den kommenden Wochen auch Spargel genießen. Chefkoch Yulian Antonio und sein Team bereiten den Spargel mit Sauce Hollandaise und Salzkartoffeln zu. Für die kleine Portion (250 g) werden 16,50 Euro, für die große Portion (500 g) 26,50 Euro berechnet. Dazu können die Gäste Beilagen vom Kochschinken (6,50 Euro) über Zanderfilet (8,50 Euro) bis hin zum Rinderfilet vom Black Angus (18 Euro) wählen. Als Begleiter empfiehlt Yeh einen Grauburgunder vom Kaiserstuhl von der Winzergenossenschaft Oberbergen. Mathildenhof, Mathildenstraße 30, 50259 Pulheim-Brauweiler, (02234) 803662, dienstags bis samstags 17 bis 22 Uhr und sonntags 12 bis 15 Uhr sowie 17 bis 21.30 Uhr.