Der Hürther Landwirt Alexander Thomas hat einen klaren Standortvorteil, den er auch zu nutzen weiß: die Nähe zur Industrie.
Abwärme der Industrie genutztLandwirte aus dem Rhein-Erft-Kreis erwarten die erste Ernte

In der „Kinderstube“ werden Gemüsepflanzen versorgt, bis sie ins Freiland gesetzt werden.
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Der herrliche Sonnenschein von oben und die Wärme der „Fußbodenheizung“ von unten kitzelt den Spargel wach. „Wir werden wohl noch in dieser Woche die ersten Stangen stechen können“, sagt Landwirt Alexander Thomas aus Hürth.
Der Fischenicher hat gegenüber vielen seiner Berufskollegen einen Standortvorteil. Die Nähe zu den Industrieanlagen der Firma Orion Engineered Carbons GmbH in Kalscheuren. Während viele Landwirte gerade mit dem Ausbringen der neuen Pflanzen beschäftigt sind, steht der Hürther schon in den Startlöchern für die Ernte des ersten Spargels, der dank der Abwärme des Industriebetriebs, der Industrieruße herstellt, schon früh zu wachsen beginnt. Ein Umstand, der Thomas nicht nur einen Wettbewerbsvorteil, sondern vor einigen Jahren auch den Umweltpreis der Stadt Hürth bescherte.
Hürth: Landwirt Alexander Thomas öffnet Verkaufsbuden am 20. März
Am Donnerstag, 20. März, öffnet Thomas seine Verkaufsbuden, auch den Rhabarber gibt es dann schon zu kaufen. Er gedeiht in Folientunnels, die ebenfalls mit Abwärme der Fabrik beheizt werden. Diese Wärme weckt die Rhabarberstauden aus dem „Winterschlaf“. Hinzu kommt die Wärme durch die Sonneneinstrahlung von oben. „Die vergangenen sonnigen Tage haben dem Rhabarber richtig gutgetan“, so Thomas.

Die Ernte des ersten Rhabarbers hat in Hürth-Fischenich bei Landwirt Alexander Thomas schon vor ein paar Tagen begonnen.
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Anderswo ist man längst noch nicht soweit, weil man sich vollends auf die wärmenden Strahlen der Sonne verlassen muss. Die ersten Gemüsepflanzen hat Landwirt Markus Recht aus Brühl-Schwadorf allerdings auch schon im Boden — Kohlrabi, Blumenkohl und Brokkoli etwa. Moderne Aufsitzer sind speziell dafür konstruiert, dass Arbeiter sitzen können, während sie die Pflanzen in den Boden einbringen. Doch immer noch werden die Pflanzen von Hand in den Boden gesteckt – einzeln und Stück für Stück.
Um sie vor möglichem Nachtfrost zu schützen, werden die gesetzten Pflanzen zurzeit noch mit Folie abgedeckt. Recht schätzt, dass die ersten Kohlrabi Ende April Anfang Mai geerntet werden können. Bis dahin sind längst auch die ersten Salate aus regionalem Anbau unter den Folien im Rhein-Erft-Kreis erntereif.
Rudolf Klein heizte Gewächshäuser schon im Dezember an
Damit die Landwirte schon Anfang März ihre Felder bestellen können, hat auch Landwirt Rudolf Klein seine Gewächshäuser bereits im Dezember angeheizt. Sein Spezialgebiet sind Jungpflanzen. Mit ihnen versorgt er auch viele Gemüsebauern von Düren und bis zum Niederrhein, aber auch in Brühl, Wesseling und Hürth. Klein sät die verschiedenen Salate und Gemüse aus. In den Gewächshäusern seines Betriebs keimen und wachsen Salate, Gemüse und Kräuter heran, bis die Pflanzen groß und stark genug sind, um im Freiland auf den Feldern weitergedeihen zu können. Als er Ende Februar mit der Auslieferung der Pflänzchen begonnen hat, war die Zahl der Jungpflanzen in seinen Gewächshäusern auf etwa sechs Millionen angestiegen.

Landwirt Rudolf Klein versorgt mit seinen Jungpflanzen auch Landwirte in Hürth, Brühl und Wesseling.
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Gesät wird vom Frühjahr bis in den Spätsommer, jährlich insgesamt zwischen 50 und 60 Millionen Jungpflanzen. Den allergrößten Teil (etwa 98 Prozent) produziert Klein für die Landwirtschaft. Doch auch Hobbygärtner können zu den Öffnungszeiten am Hof am Ortseingang in Bonn kaufen, um sie dann in den eigenen Garten oder auf dem Balkon zu setzen.
Auf Wärme durch die Sonne hofft auch Landwirt Recht, bei seinem Gemüse, also auch bei seinem Rhabarber. Schon Mitte Januar hat er seine Felder sozusagen in Folie gepackt. Das darunter wärmere Klima hat die Stauden längst aufgeweckt. „Ich denke, dass wir den ersten Rhabarber in diesem Jahr schon ab dem 25. März ernten können“, sagt Recht. In Kerpen plant Landwirt Alexander Moll die ersten Frühkartoffeln noch in dieser Woche in den Boden zu setzen. „Dann können wir vielleicht schon zum Muttertag die ersten frühen Kartoffeln ernten“, so die Hoffnung des Unternehmers.