Nur durch viel ehrenamtliches Engagement gelingt es Jahr für Jahr das bekannte Radrennen "Schmitter-Nacht" zu organisieren.
Radrennen„Schmitter-Nacht“ in Hürth kämpft mit Platzmangel und strengeren Auflagen
Um 20.40 Uhr ist die Stimmung auf der Zielgeraden der „Schmitter-Nacht“ nahe der St. Brictius Kirche in Stotzheim auf dem Höhepunkt. Der bisherige Radrenntag lief mit seinem Rahmenprogramm für die veranstaltenden Vereine des RV Komet-Delia Köln und des RC Schmitter Köln Gleuel wie gewünscht ab. Zum großen Finale stehen mehrere Hundert Zuschauer euphorisiert am Streckenrand und zählen frenetisch den Countdown zum Start des Elite-Rennens mit den Radsport-Stars der Tour de France herunter. Der Countdown läuft ab und der Startschuss fällt.
Ein Jeder schaut auf die Radrennfahrer, die die ersten Meter des Hauptrennens unter einem lautstarken Trommelwirbel auf sich nehmen. Für einen kurzen Augenblick können auch die freiwilligen Helfer der Vereine durchatmen und die Stimmung genießen, auf die sie fast das ganze Jahr und am Freitag vor Ort seit den frühen Morgenstunden hingearbeitet haben.
Unter den Helfern der Radrennveranstaltung ist auch der Hürther Achim Michels (56), zugleich Präsident der Komet-Delia aus Köln und Vereinsmitglied seit 1976. Ob als Geschäftsführer oder Vereinspräsident: Michels hat als Mitorganisator schon einige Rennen in Hürth und Köln mitgemacht. „Meine Aufgaben sind vielfältig“, erzählt der Vereinspräsident. „Von der Sponsorensuche und der Anmeldung des Rennens bei den Verbänden, Genehmigungen bei Behörden, Orga von Streckensicherungen und nicht zuletzt dem Motivieren der Mitglieder ist alles dabei.“
Seit vergangenen September bereiteten die Helfer - unter der Führung von Ralf Lippok - die 2023er-Ausgabe der „Schmitter-Nacht“ vor. Und seit Februar sei es, laut dem 56-Jährigen, dann immer intensiver geworden. „Als Hauptaufgaben stehen der Kontakt zum Radsportverband, das Zusammenstellen und -tragen der Siegerpreise und Ehrengaben, der Wettkampf-Jury, der Sportler, Sponsoren und Helfer an. Und letztendlich gilt es beim Aufbau am Renntag überall dort anzupacken, wo es nötig ist.“ Am Tag der Veranstaltung müssen dann alle Stände aufgebaut, die 800 Meter lange Strecke gesäubert und die Absperrgitter aufgestellt werden. Da packt selbstverständlich auch der Hürther Radprofi Nils Politt, der bei der Komet-Delia als Fahrer groß geworden ist, mit an.
Früher war die Organisation einfacher
Wenn Achim Michels die aktuelle Ausgabe mit den Veranstaltungen aus den früheren Jahren vergleicht, stellt er vor allem fest, dass es früher einfacher war, ein Radrennen zu organisieren.
„Alles muss professioneller werden. Früher war der Jury-Wagen ein normaler LKW und die Jury saß auf der Ladefläche und hat die Ergebnisse mit dem menschlichen Auge festgehalten – heute nehmen wir die Zeit mit Transpondern und haben eine Zielkamera. Zudem werden die Auflagen rund um die Strecke immer strenger, was in allen Punkten natürlich mit höheren Kosten verbunden ist“, sagt Michels, der sein Engagement trotz der größer werdenden Auflagen ungern einstellen würde.
Michels weiter: „Es dürfen einfach keine weiteren Radrennen für den Nachwuchs wegsterben. Zu meiner Jugend gab es im Großraum Köln zwischen März und Oktober jedes Wochenende ein Radrennen analog zur Schmitter-Nacht.“
Für die weitere Zukunft sieht der Komet-Delia-Präsident die „Schmitter-Nacht“ auf einer Gratwanderung. „Wir kommen platzmäßig an unsere Grenzen rund um die Kirche in Stotzheim. Eine Veränderung der Strecke würde aber eventuell den familiären Charakter verändern. Das wollen wir auf keinen Fall. Zudem müssen wir verhindern, dass wir Catering-Bereiche wegen altersbedingter Ausfälle von Helfern extern vergeben. Im Ergebnis wäre es schön, das Engagement und die Motivation des aktuellen Orga-Stammes (alle Ende 50) auf die nächste Generation zu übertragen – was im Kleinen schon funktioniert“, blickt Achim Michels voraus.
Trotz der „kleinen“ Sorgen ist Michels rund um zufrieden mit dem Ablauf der diesjährigen Veranstaltung und stellt zum Ende fest: „Es war eine Riesenveranstaltung, der Nils mit seinem Sieg noch das i-Tüpfelchen aufgesetzt hat. Nach dem Renntag stehen nun jeweils noch die Abrechnungen und das Schreiben von Rechnungen Danach setzen wir uns wieder zusammen, dann direkt an die Planung für das nächste Jahr.“