Streit an Frechener KlinikHebammen fordern mehr Geld – keine Geburten möglich
Frechen – Es herrscht Ausnahmezustand im Kreißsaal des Frechener St.-Katharinen-Hospitals. Zwischen den dort tätigen Hebammen und der Geschäftsleitung ist ein heftiger Streit entbrannt, der in den vergangenen Tagen eskalierte. Die Folge ist, dass kurzzeitig in Frechen keine Entbindungen stattfinden können – von Kaiserschnitten einmal abgesehen. „Wir haben uns beim Kreis für die Zuweisung von Patienten abgemeldet“, berichtete Jakob-Josef Schall, der Geschäftsführer des Frechener Krankenhauses, am Mittwoch.
Das St.-Katharinen-Hospital arbeitet mit Beleghebammen zusammen, die nicht fest am Krankenhaus angestellt sind. Hintergrund des Streits sind Forderungen der Hebammen nach einer besseren Vergütung für Leistungen, die nicht direkt mit der Geburt zu tun haben. Als Beispiele nennen die Hebammen das Putzen des Kreißsaals, Materialbestellungen und Arbeiten am Computer, etwa bei der Aufnahme der Patienten.
Für diese Tätigkeiten gebe es nur ein sehr geringes Entgelt, berichtet eine der Beleghebammen, die namentlich nicht genannt werden will. Schon seit langer Zeit setzte man sich für eine Erhöhung der Bezüge ein. Doch die Verhandlungen seien von Beginn an stockend verlaufen.
So habe man auf Briefe oft keine Antwort von der Geschäftsführung erhalten. Stattdessen sei nun zwei Hebammen Hausverbot erteilt worden. Zu Gesprächen darüber sei die Geschäftsführung nicht bereit.
Durch die Hausverbote, krankheitsbedingte Ausfälle und Urlaub sei die Personalsituation mittlerweile so angespannt, dass der Dienst nicht mehr aufrechterhalten werden könne. Am Dienstagabend konnte der Kreißsaal nur öffnen, weil das Krankenhaus eine Hebamme zu Hilfe rief, die schon im Ruhestand ist. Am Mittwoch erfolgte dann die Abmeldung beim Kreis.
Vorwürfe sind im Raum
Schall wirft den verbliebenen Hebammen vor, den Dienst wegen der Querelen trotz laufender Verträge eingestellt zu haben: „In den Verträgen mit den Beleghebammen ist geregelt, dass sie den Bereitschaftsdienst sicherstellen müssen. Das machen sie aber nicht mehr.“ In den zwei Fällen, in denen Hausverbot erteilt wurde, handele es sich um freiberuflich tätige Hebammen, die nicht vertraglich an das Frechener Krankenhaus gebunden seien.
Laut Schall hat es im Vorfeld Gespräche mit den Hebammen geheben. „Wir haben angeboten, dass eine Putzfrau das Saubermachen übernehmen kann und eine Krankenschwester die Medikamentenausgabe“, sagt er. Doch die Hebammen erhöben finanzielle Forderungen, die der Geschäftsführer für völlig überzogen hält: „Das hätte im Jahr zwischen 100 000 und 200 000 Euro ausgemacht.“ Schall wirft den Hebammen vor, die Marktlage auszunutzen, um ihre Forderungen durchzusetzen: „Wir können uns aber nicht erpressen lassen.“ Zehn Jahre lang habe das Beleghebammen-System am Frechener Krankenhaus gut funktioniert. Doch jetzt gebe es plötzlich Probleme. Wenn die Hebammen mit den Verträgen unzufrieden seien, dann hätten sie regulär kündigen können, meint Schall. „Dann hätten wir ein halbes Jahr Zeit gehabt, um uns auf die neue Situation einzustellen.“
Die Beleghebammen betonen, dass von Arbeitsverweigerung oder Streik keine Rede sein könne: „Die Hebammen, die noch arbeiten könnten, haben ja Hausverbot.“ Es könne keine Dauerlösung sein, auf Ersatzkräfte zurückzugreifen. Man sei gerne dazu bereit, sich mit der Geschäftsführung an einen Tisch zu setzen, um gemeinsam eine Lösung zu finden.
Für die Frechener Hebammen macht sich auch der Verein „Mother Hood“ stark – eine bundesweit tätige Elterninitiative mit Sitz in Bonn, die sich nach eigenen Angaben für eine gute Versorgung von Mutter und Kind einsetzt. „In Frechen arbeiten zehn hochmotivierte freiberufliche Hebammen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins.
Doch die Klinikleitung lege ihnen derzeit unüberwindbare Steine in den Weg. Der Verein befürchtet, dass sich die ohnehin angespannte Situation für schwangere Frauen in der Region durch die Probleme in Frechen weiter verschärfen könnte. „Wir wünschen uns eine schnelle Lösung, die die Arbeit der Hebammen wertschätzt“, sagt Katharina Desery von der Elterninitiative. Denn eines müsse allen klar sein: „Ohne Hebammen können Frauen ihre Kinder nicht sicher auf die Welt bringen.“
Am Mittwochnachmittag gab es ein Zeichen einer ersten Wiederannäherung: „Die Hebammen haben angekündigt, am Donnerstag um 14 Uhr wiederzukommen“, berichtete Schall.