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Polarforscher kommt nach Frechen„Wir haben alles, nur keine Zeit mehr“

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann steht auf einem Schiff.

Seit 1991 hat Arved Fuchs sein Expeditionsschiff Dagmar Aaen, mit dem er zahlreiche Reisen unternimmt.

Der bekannte Polarforscher Arved Fuchs ist am Mittwoch zu Gast in Frechen. Er spricht unter anderem über die Folgen des Klimawandels.

Der bekannte Polarforscher und Weltumsegler Arved Fuchs ist am Mittwoch, 8. November, 19.30 Uhr, auf Einladung des Grünen Forums Frechen im Stadtsaal, Kolpingplatz 1, zu Gast.

Zu seinem aktuellen Buchtitel „Das Eis schmilzt“ spricht er über seine Forschungsreisen in die Arktis, stellt Zahlen, Fakten und Bilder zu den Folgen der Erderwärmung und des Klimawandels vor und zeigt Möglichkeiten auf, eine rettende Wende einzuleiten. Im Anschluss an den Vortrag gibt es die Gelegenheit zur Diskussion und zum Gespräch. Alexa Jansen hat mit dem Polarforscher über den Klimawandel und Klimaschutz gesprochen.

Angesichts der vielen weltweiten Krisen, welchen Stellenwert hat das Thema „Klimawandel“ aktuell?

Arved Fuchs: Die Menschen legen einen anderen Fokus, das Thema gerät etwas ins Hintertreffen – das ist völlig kontraproduktiv. Wir haben eh die ganzen Jahrzehnte viel zu wenig getan. Der Klimawandel muss viel mehr ins öffentliche Bewusstsein rücken, wir müssen die Menschen für die Dringlichkeit sensibilisieren. Er ist eine subtile Gefahr, die über Jahrzehnte vor sich her geschoben wird, weil alles andere wichtiger war. Aktuell ist das Thema präsent, aber in die zweite Reihe gerückt. Für mich ist der Klimawandel das zentrale Problem überhaupt – abgesehen von den ganzen anderen Tragödien.

Wie beurteilen Sie die Chancen für den Klimaschutz in einer Region des Strukturwandels wie im Rhein-Erft-Kreis?

Der Klimaschutz kann hier ein großer Wirtschaftsfaktor sein, da gibt es viele Bereiche wie erneuerbare Energien, Geothermie, Wasserstofftechnologien und Engeneering – eine Rückkehr zur deutschen Tüftlermentalität. Wir haben das Knowhow, Probleme zu lösen und den Ruf von „Made in Germany“ wieder zu beleben. Es gibt auch Chancen für einen nachhaltigen Tourismus , für nachhaltige Ernährung – es darf sich kein Fatalismus breit machen. So lassen sich auch neue Jobs generieren. Ökologie kann auch Ökonomie sein. Es lohnt sich, in den Klimaschutz zu investieren, weil es die Folgekosten wie Unwetter- und Umweltschäden und ähnliches verringert.

Was kann eine Kommune in der Größe wie Frechen konkret gegen den Klimawandel tun?

Der Ansatz sollte sein: „Wir haben ein Problem, aber wir können es lösen.“ Es fängt zum Beispiel bei der Energieversorgung der Stadtwerke an, aus erneuerbaren Energien Strom zu schöpfen. Oder ein sinnvolles Mobilitätskonzept aufzustellen, E-Ladestationen einzurichten. Das Wichtigste ist, die Menschen mitzunehmen mit dem Motto „Wir müssen uns jetzt etwas einfallen lassen“. Vieles muss neu gedacht werden. Es gibt gute Beispiele im kommunalen Bereich, die Mut machen.

Was kann jeder Einzelne tun, um den Klimawandel aufzuhalten?

Ich bin kein Freund von einfachen Koch-Rezepten, im Grunde weiß es jeder schon. Jeder hat seine eigenen Stellschrauben, an denen er etwas reduzieren kann. Man kann Menschen nichts vorgeben, ich bin gegen eine Bevormundung. Man sollte Denkanreize geben, damit jeder bereit wird, neue Dinge zuzulassen und sich auch zu bescheiden. Weniger Auto fahren, weniger fliegen, weniger heizen und so weiter — all das wurde schon tausendmal erzählt. Ich will keine Spaßbremse sein, sondern den Menschen Mut machen. „Think positive“ ist mein Motto, ich bin ein notorischer Optimist. Aber: Wir haben alles, nur keine Zeit mehr.


40 Jahre auf Expedition

Arved Fuchs (70) wurde für seine abenteuerlichen Expeditionen weltweit bekannt. Immer wieder war er für den Kampf für den Klimaschutz auch in Polarregionen unterwegs, unter anderem durchwanderte er mit dem Alpinisten Reinhold Messner 1989 die Antarktis, und er ist der erste Mensch, der innerhalb eines Jahres sowohl den Nord- als auch den Südpol zu Fuß erreichte.

Die jüngsten Reisen unternahm er für sein Projekt „Ocean Change“ mit seinem Expeditionsschiff Dagmar Aaen auf der Nord- und Ostsee. 2017 erhielt er für seine 40-jährige Expeditionstätigkeit, die ihn zu einem international bekannten Umweltschützer gemacht hat, das Verdienstkreuz am Bande. Arved Fuchs hat 23 Bücher geschrieben, über seine Expeditionen sind zahlreiche Fernsehdokumentationen und Reportagen erschienen. Seit 2021 gibt es auch Podcasts mit dem Polarforscher, zudem hält er zahlreiche Vorträge.

Tickets für die Veranstaltung in Frechen sind für 11.50 Euro an den Vorverkaufsstellen in Frechen bei Bürobedarf Dohmen, Stadt Frechen und Tarneja + Hein zu erwerben. Unter 0231/9172290 oder online können Tickets auch direkt bestellt werden. Das Buch „Das Eis schmilzt – Klimaschutz und Wirtschaft neu denken“ ist im Delius-Klasing Verlag erschienen. ISBN 978-3-667-11985-8, 256 Seiten. (aj)