Kleinkönigsdorf war einst eine Hochburg der Ziegenzucht — Bock Edwin wurde sogar berühmt.
Ziegenzucht in FrechenWieso das Ziegenhirten-Denkmal in Königsdorf aufgestellt wurde
Zum Start des beliebten Waldfestes der Dorfgemeinschaft St. Magdalena Kleinkönigsdorf Anfang Juni trafen sich einige Mitglieder mit Königsdorfer Bürgerinnen und Bürgern auf der Kreuzung Waldstraße/Widderstraße, wo die 1990 von Olaf Höhnen geschaffene Skulptur des Ziegenhirten mit zwei Tieren steht, um den Hirten und den Tieren einen Namen zu geben. Doch warum wurde dieses Denkmal, das an die „Kuh des kleinen Mannes“ erinnert, in Königsdorf aufgestellt?
Der Ort, so die Antwort, war einst eine Hochburg der Ziegenzucht. Bereits 1989 hat der Königsdorfer Heimatforscher, Journalist und Fotograf Helmut Weingarten in seinem Buch über Königsdorf die wesentlichen Fakten zusammengetragen. Danach gab es laut einer statistischen Erhebung aus dem Jahre 1816 im Bereich des alten Landkreises Köln 968 Böcke und Ziegen. 1821 zählte man in der ehemaligen Gemeinde Lövenich, zu der Königsdorf gehörte, 41 Böcke und Ziegen.
Nachzüchtung von Schweizer Edelziege
Laut Weingarten war mit Sicherheit davon auszugehen, dass die meisten davon in Kleinkönigsdorfer Ställen standen. Jedenfalls hatte die Ziegenzucht und Haltung in dem Dorf bis in die 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts einen hohen Stellenwert. 1958 gab es immerhin noch 30 Halter und Züchter von Ziegen in Kleinkönigsdorf.
Gehalten wurde eine Nachzüchtung der hornlosen Schweizer Ziege aus dem Saanetal im Berner Oberland. Diese weiße Edelziege mit kurzem Fell hat eine Widerristhöhe von 74 bis 85 Zentimetern, die Böcke werden bis zu zehn Zentimeter größer. Die Tiere erreichen ein Alter von 15 bis 18 Jahren.
Königsdorfer Ziegenzucht war im Rheinland führend
Geht man von den Auszeichnungen der Landwirtschaftskammer und von den damals auf regionalen und nationalen Ausstellungen errungenen Preisen aus, dann war die Ziegenzucht in Königsdorf im Rheinland führend. Es lässt sich nicht mehr nachvollziehen, wer sie einführte.
Erstaunlicherweise gab es sehr viele Ziegen — mehr als auf dem flachen Land — in Kleinstädten. Erst recht, wenn sie einen Eisenbahnanschluss hatten. Es waren an erster Stelle Eisenbahner und die Postler, die sich Ziegen hielten. Denn die Tiere lieferten ja nicht nur Milch, aus dem Käse produziert wurde. Sie waren auch Fleisch- und Lederlieferanten.
Der Kleinkönigsdorfer Hermann Herbst (1877-1961) gründete 1913 einen Ziegenzuchtverein im Dorf. Er war einer der erfolgreichsten Ziegenzüchter im Ort. Noch im Jahre 1958 gab es 30 Halter und Züchter in Kleinkönigsdorf. Der 1953 von Johann Schmitz geleitete Verein war viele Jahre der erfolgreichste und mitgliederstärkste in Nordrhein-Westfalen.
Frauen kümmerten sich um die Ziegen
Damals berichteten die Tageszeitungen von den Kleinkönigsdorfer Züchtern, die mit dem Bock Ebro und der Ziege Erwina die Landessieger stellten. Eine besondere Auszeichnung bekam der Bock Edwin, denn sein Name wurde zum Rufzeichen der ersten Funkstreifenwagen der Polizei im Landkreis Köln.
Einige der bekannten Züchter waren die Familien Hart, Herbst, Müller/Herweg, Schumacher/Köster, Hüppeler, Johann Schmitz und Wilhelm Poulheiın. An der Waldstraße auf Höhe der Hausnummer 54 war damals auch die Ziegenzuchtstation, die sogenannte Bockstation, des Landkreises Köln untergebracht.
Die Skulptur mit dem Ziegenhirten, der jetzt den Namen von Hermann Herbst trägt, zeigt eigentlich ein falsches Bild. Denn früher haben sich in den Familien in erster Linie die Frauen um die Tiere gekümmert, während die Männer ihrem Beruf nachgingen. Der bronzene Hermann hält an seiner rechten Hand die Ziege Else, links befindet sich Erwina. Beide Ziegen sind damals auf Landesverbandsebene mehrfach ausgezeichnet worden. Die Else entstammte aus dem Stall der Familie Herweg/Müller, und Erwina ging aus der Züchtung der Familie Schumacher/Köster hervor.