Dr. Martin Happ hat viele Kritikpunkte an den Kreis- und Landesverband der VdK. Diese weisen die Vorwürfe entschieden zurück.
SozialverbandVDK-Vorsitzender in Frechen erhebt Vorwürfe gegen den Kreis- und Landesverband
Rund 13 000 Mitglieder hat der Sozialverband VdK im Rhein-Erft-Kreis. Er bietet seinen Mitgliedern eine qualifizierte Rechtsberatung und zieht für diese auch schon mal vor Gericht, wenn es etwa um Themen wie Rente, Schwerbehinderung, Pflegestufen oder Sozialhilfe geht.
Da viele Menschen in Zeiten zunehmender sozialer Unsicherheit Unterstützung beim VdK suchen, steigen die Mitgliederzahlen weiter rasant. Doch das werde in den 22 Ortsverbänden im Kreis für Probleme sorgen, berichtet Martin Happ, Vorsitzender des VdK-Ortsverbandes Frechen: „Den steigenden Mitgliederzahlen stehen immer weniger Ehrenamtliche gegenüber, die in den Vorständen der Ortsverbände mitarbeiten wollen.“
VDK-Vorsitzender in Frechen unzufrieden mit dem Kreisverband
Happ ist seit 2016 im VdK aktiv. „Ich habe lang gediente VdK-Leute an meiner Seite“, beteuert er. Doch offiziell will anscheinend keiner der anderen Ortsverbandsvorsitzenden mit ihm gegen den Kreisvorstand um die Vorsitzende Heidi Pfundstein aktiv werden.
Happ wirft dem Kreisverband vor, die Ortsverbände allein zu lassen. Auch der Landesverband komme seiner Kontroll- und Aufsichtspflicht nicht nach. Kreis- und Landesverband weisen diese Vorwürfe zurück. Happ ist seit 2016 im VdK aktiv. „Ich habe lang gediente VdK-Leute an meiner Seite“, beteuert er. Doch offiziell will anscheinend keiner der anderen Ortsverbandsvorsitzenden mit ihm gegen den Kreisvorstand um die Vorsitzende Heidi Pfundstein aktiv werden.
Schon auf einem Kreisverbandstag im September in Erftstadt gelang es Happ nicht, seine Kritikpunkte zur Diskussion zu stellen. Eine Tischvorlage von ihm, in der es etwa um angeblich „ungebührliches Verhalten der Kreisvorsitzenden und Mitgliedern des Kreisvorstandes“ , um eine angebliche „fehlende Transparenz bei der Abrechnung von externen Personalkosten“ oder um eine umstrittene Finanzierung von VdK-Büroräumen in Brühl gehen sollte, sei mit knapper Mehrheit abgelehnt worden, berichtet er.
Auch ein weiterer Versuch Happs, Ende November die Ortsverbandsvorsitzenden hinter sich zu bringen, scheiterte. Seiner Einladung zu einem Treffen folgten nur Vertreter von vieren der 22 Ortsverbände, ohne dass er von diesen nun auch nach außen Rückendeckung bekommt.
Frechen: über 1000 Mitglieder im Ortsverband
„Es gibt da Hemmungen“, erklärt dies Happ. Die Ortsverbandsvorsitzenden hätten Bedenken, dass eine öffentlich geführte Auseinandersetzung zwischen Kreisverband und Ortsverbänden dem Ruf des VdK schaden könne. Er sehe das anders und nehme die Sache deshalb allein „auf meine Kappe“.
Hinter vorgehaltener Hand kann man aber auch bei anderen Ortsvereinsvorsitzenden Unmut über die Zusammenarbeit mit dem Kreisvorstand hören – etwa, wenn es um die Betreuung der Mitglieder geht: „Unsere Arbeit wird immer mehr“, berichtet ein ehrenamtlich tätiger Ortsverbandsvorsitzender, der ungenannt bleiben will: Er helfe etwa unentgeltlich, wenn ein Mitglied einen Schwerbehindertenantrag ausfüllen oder eine höhere Pflegestufe beantragen wolle. „Manchmal habe ich vier, fünf Termine in der Woche, wo ich zu den Leuten hinfahren muss.“ Die Ortsverbände sind groß, allein der in Frechen hat mehr als 1000 Mitglieder.
Richtig schwierig werde es, wenn sich ein Ortsverein auflösen müsse, weil die Vorstandsposten mangels Bewerbern nicht mehr besetzt werden könnten. Das war etwa schon in Horrem, Kerpen-Mitte oder Brauweiler der Fall. Denn dann würden die Mitglieder der aufgelösten Ortsvereine vom Kreisverband ohne Mitspracherechte der anderen Ortsverbände auf diese aufgeteilt.
Happ sieht hier den Kreisverband in der Pflicht: Er verweist auf eine Satzung des VdK: „Besteht kein Vorstand mehr und kommt die Bildung eines neuen Vorstandes nicht zustande, hat der Kreisverband die Aufgabe, die Geschäfte des Ortsverbandes für eine Übergangszeit zu übernehmen und fortzuführen. Der zuständige Kreisverband kann Stützpunkte für die Betreuungsarbeit vor Ort einrichten. Deren Betrieb ist vom Kreisverband angemessen organisatorisch und wirtschaftlich zu unterstützen.“
Dieser Pflicht komme der Kreisverband nicht nach, sagt Happ. Dabei gebe es in der Kreisgeschäftsstelle in Bergheim neben freien bezahlten Mitarbeitern auch etwa vier bis sechs Mitarbeiter, die hauptamtlich – teilweise in Teilzeit – für den VdK arbeiteten. Natürlich könne es sein, dass diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon jetzt ausgelastet seien. Doch dann müsse der Kreisverband weitere Leute einstellen. Das Geld dafür sei im Prinzip da, behauptet Happ. Denn aufgrund der steigenden Mitgliederzahlen stiegen auch die Einnahmen des VdK aus den Mitgliedsbeiträgen, in der Regel 66 Euro im Jahr.
Eine Stellungnahme zu den Vorwürfen Happs ist von der VdK-Kreisvorsitzenden Heidi Pfundstein nicht zu bekommen. Es gebe hierzu keinen „Redebedarf“ mit der Presse, sagt sie und teilt weiter mit: „Zu der Thematik ist uns als Vorstand des Kreisverbandes nichts bekannt.“
Gesprächsbereit sind dagegen Carsten Ohm und Manuela Dörtelmann vom Landesvorstand. Dörtelmann berichtet, dass sie selbst im September beim Verbandstag des Kreisverbandes Rhein-Erft in Erftstadt dabei war. Dort habe Happ fast die Versammlung „gesprengt“, weil er unbedingt seine in einem „Pamphlet“ zusammengefassten Kritikpunkte nachträglich auf die Tagesordnung habe setzen wollen.
Ähnliche Probleme würden auch außerhalb des Rhein-Erft-Kreises existieren
Dörtelmann weist darauf hin, dass Happ selbst Beisitzer im Kreisvorstand ist. Es handele sich hier wohl um einen „zwischenmenschlichen Konflikt“, so ihr Eindruck. „Meiner Meinung nach ist das etwas Persönliches und kein Verbandsproblem.“ Ohm widerspricht der Darstellung Happs, wonach der Landesverband die Ortsverbände im Stich lasse: „Wir versuchen zu unterstützen.“ So habe der Landesverband etwa ein Fortbildungsprogramm für die Ortsverbandsvorsitzenden aufgelegt. Zudem seien eigens Beauftragte für die Kreisverbände eingesetzt worden. Dass Ortsverbände schon mal aufgelöst werden müssten, komme „immer wieder mal vor“. Es sei die „normale Vorgehensweise“, deren Mitglieder dann auf andere Ortsverbände aufzuteilen.
In der Kreisgeschäftsstelle in Bergheim seien aktuell zwei hauptamtliche Stellen nicht besetzt, darunter die des Geschäftsführers. Dies habe womöglich die Zusammenarbeit mit den Ortsverbänden beeinträchtigt, räumt Ohm ein. Es fehle an Bewerbern, um die Stellen zu besetzen. Qualifiziert dafür wären etwa Rechtsanwälte oder Versicherungsfachangestellte. Doch das sei nicht nur im Rhein-Erft-Kreis ein Problem. Ohm: „Wir haben im Moment NRW-weit 30 offene Stellen.“
Der Sozialverband VdK ist mit 2,2 Millionen Mitgliedern der größte Sozialverband Deutschlands. Er gründete sich nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich in Deutschland Überlebende des Krieges in Städten und Gemeinden als Selbsthilfegruppen zusammenschlossen. Der Name VdK steht für Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands.
Im Lauf der Jahre entwickelte sich der VdK weiter und vertritt etwa die Interessen seiner Mitglieder in den sozialen Sicherungssystemen, etwa im Bereich der Pflegeversicherung oder im Sozialhilferecht. Die VdK-Kreisgeschäftsstelle befindet sich in Bergheim, Kölner Straße 6-10. Sie bietet eine regelmäßige Sozialberatung für die Mitglieder an. Nach Auskunft des Landesverbandes ist die Kreisgeschäftsstelle im vergangenen Jahr in 1217 Streitfällen für ihre Mitglieder aktiv geworden: So seien 819 Widerspruchsverfahren und über die Rechtsabteilung Köln 398 Klageverfahren geführt worden. Im Vergleich zu den anderen Kreisverbänden im Einzugsgebiet der Rechtsabteilung Köln seien dies die meisten Verfahren gewesen.