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Paradies für die FlugkünstlerUferschwalben brüten im Tagebau des Quarzwerks in Frechen

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt eine Uferschwalbe im Flug, im Schnabel trägt sie Zweige.

Die zierlichen Vögel bauen rund 70 Zentimeter lange Bruthöhlen in die Sandwände.

In Frechen gibt es das zweitgrößte Brutgebiet der zierlichen Zugvögel in NRW. Sie sind in fast allen Roten Listen verzeichnet sind.

Mal bei Sonnenaufgang, wenn die Rehe unterwegs sind, mal im Winter, mal im Sommer — der Geologe, Autor und Expeditionsführer Sven von Loga ist regelmäßig im Tagebau der Quarzwerke Frechen unterwegs. In den vergangenen Wochen war der Kölner allerdings häufiger als sonst dort, denn eines seiner Lieblingsmotive war endlich wieder zu finden: Die brütenden Uferschwalben.

Die kleinste europäische Schwalbenart ist mit Ausnahme von Polen und Ungarn in allen Roten Listen Mitteleuropas verzeichnet, ihr Bestand gilt zunehmend als gefährdet und nach dem Bundesnaturschutzgesetz als besonders geschützt. In Frechen jedoch gibt es das zweitgrößte Brutgebiet der zierlichen Zugvögel in Nordrhein-Westfalen. Rund 300 Bruthöhlen konnte Britta Franzheim, Biologin bei den Quarzwerken, in der vergangenen Woche zählen.

Jedes Jahr freuen wir uns wie jeck, wenn die Schwalben wiederkommen
Britta Franzheim, Biologin

Mit mehr als 500 Bruthöhlen gilt der Standort des Quarzwerks in Haltern als größtes Brutgebiet in Nordrhein-Westfalen. „Dieses Jahr waren sie echt spät dran, ich hatte mir schon Sorgen gemacht“, berichtet Franzheim, „sie können ab dem 1. April kommen und ab dieser Zeit halten wir mitten im Tagebau eine schöne Stelle für sie bereit. Dieses Jahr kamen sie erst in der dritten Maiwoche.“

Das Unternehmen wahrt während der Brutzeit beim Abbau Abstand von den Uferschwalben: „Jedes Jahr freuen wir uns wie jeck, wenn die Schwalben wiederkommen. Gerade, wenn die Jungvögel etwas älter sind und so richtig viel futtern, ist an der Brutwand richtig viel los“, sagt die Biologin.

Die Vögel, die in Zentralafrika überwintern und im Frühjahr wieder gen Norden fliegen, sind regelmäßig wiederkehrende Gäste in den Sandtagebauen. Da ihr natürlicher Lebensraum, sandige Steilwände und Abbruchkanten an Ufern und Küsten, selten geworden ist, haben sie den Sandtagebau entdeckt.

Zwei Jungvögel schauen aus der Bruthöhle, sie warten auf Nahrung.

Bevorzugt am Eingang der Bruthöhle fotografiert der Geologe Sven von Loga die Uferschwalben.

Mit Schnäbeln und Krallen graben die kleinen Vögel rund 70 Zentimeter lange Bruthöhlen in die Sandwände, in die sie zwei bis fünf Eier ablegen. Die Quarzwerke richten in ihren Tagebaustandorten jedes Jahr vor der Brutsaison spezielle Sandwände her, die optimale Bedingungen bieten. Die Niststellen werden innerhalb des Tagebaus so positioniert, dass die Vögel nicht gestört werden und sie über genügend Freiraum verfügen.

„Die Quarzwerke sind eine ideale Brutlocation für die Uferschwalben, es gibt sehr große Sandwände aus weichem Sand, in den sie sich gut eingraben können“, bestätigt auch Sven von Loga, „davor liegen etliche Teiche, über denen zahllose Insekten kreisen, also ein bestes Nahrungsangebot.“

Wenn die Schwalben in Frechen eingetroffen sind, setzt der Geologe sich mit Kameraausrüstung und Verpflegung an mehreren Tagen für einige Stunden in Position — meist versteckt in einem Zwei-Mann-Tarnzelt, damit sich die Vögel nicht gestört fühlen. „Uferschwalben zu fotografieren ist nicht ganz einfach, sie sind höllisch schnell. Sie im Flug zu erwischen und dann auch noch ein scharfes Foto zu haben, das ist extrem schwierig."

„Deshalb fotografiere ich sie am Eingang zu ihrer Bruthöhle, dort sitzen sie meist eine Weile. Allerdings, sie kommen auch raketenartig herausgeschossen und flitzen unheimlich schnell hinein. Lange suchen und fokussieren geht da nicht, es ist eine fotografische Herausforderung“, sagt von Loga.