In der Frechener Innenstadt läuft seit März ein umstrittenes Verkehrsprojekt. Jetzt hat die Verwaltung eine Verkehrszählung veröffentlicht.
VerkehrsprojektMehr Radler, viele Falschfahrer in der neuen Frechener Fahrradzone
„Es lässt sich eine positive Zwischenbilanz ziehen, wir sind grundsätzlich sehr zufrieden, wie sich der Radverkehr entwickelt hat.“ Mit diesem Fazit kommentierte die Stadtverwaltung in der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses den Stand des umstrittenen Versuchs „Fahrradstraßen in der Innenstadt“.
Zuvor hatten sich Anwohner in der Fragestunde erneut über chaotische Zustände in dem Projekt-Gebiet zwischen Freiheitsring und Hauptstraße geklagt: Zu viele Falschfahrer gebe es dort, eine erhöhte Belastung durch Lkw, Schäden an parkenden Autos und gefährliche Situationen für Fußgänger. Doch es gab auch positive Stimmen, vor allem von Radfahrern, die sich auf den Straßen nun sicherer fühlen.
Zwei Tage lang wurde im Juni jeweils von 6 bis 20 Uhr mit Kameras eine Verkehrszwischenzählung in den betroffenen Straßen durchgeführt – fast exakt an den gleichen Standorten wie 2022. Ein Ingenieurbüro hat die Zahlen ausgewertet. Sie zeigen, dass durch die Einrichtung des fast flächendeckenden Einbahnstraßensytems eine stärkere Umverteilung des Verkehrs stattfindet, der KFZ-Verkehr pro Tag nun gleichmäßiger auf die Straßen verteilt wird.
Der Radverkehr hat zugenommen
So werden laut der Auswertung die vorher am stärksten belasteten Straßen (Alte und Hüchelner Straße) auf fast die Hälfte des Verkehrs entlastet, die vorher weniger befahrenen Straße wie Keimesstraße Nord und Klarengrundstraße stärker beansprucht. Die Zahlen der Fahrzeuge stiegen in der nördlichen Keimesstraße um 96, in der Klarengrundstraße sogar um 163 Prozent. Dennoch lägen sie immer noch unter den Grenzwerten für Wohnstraßen, so die Verwaltung.
Der Radverkehr habe fast überall deutlich zugenommen: Auf der Alte Straße wurden 19 Prozent, auf der nördlichen Hüchelner Straße 20 und auf der Keimesstraße 13 Prozent mehr Radler gezählt. Allerdings nahm ihre Zahl auf der Klarengrundstraße und der Hasenweide um bis zu 15 Prozent ab.
In der Ausschuss-Sitzung wurde das Projekt wieder kontrovers diskutiert. Der Antrag der SPD-Fraktion, den Verkehrsversuch sofort abzubrechen, wurde mit den Stimmen von CDU, Perspektive, Linke, FDP und Grüne abgelehnt. Die SPD hatte als Alternative vorgeschlagen, die Fußgängerzone ganztägig für Radfahrer zu öffnen sowie die Keimesstraße als Fahrradstraße auszuweisen, da sie viel von Schülern genutzt werde.
Einigen konnte sich der Ausschuss auf den Vorschlag der Perspektive für Frechen und der Verwaltung, innerhalb des Verkehrsentwicklungsplans ein gesamtstädtisches Fahrradkonzept zu erstellen. Zudem soll geprüft werden, ob der südliche Teil der Hüchelner Straße wieder in beide Fahrtrichtungen für Autos geöffnet wird. Das Ergebnis der Prüfung soll in der nächsten Sitzung Mitte November auf die Tagesordnung.
Erneut will die Verwaltung auch die Bitte nach verstärkten Kontrollen im Projekt-Gebiet an die Polizeistation Frechen richten, da bei der Verkehrszählung an beiden Tagen 38 Falschfahrer auffielen. Bisher habe die Polizei aber keine höheren Unfallzahlen gemeldet, so die Verwaltung. Am Ende der Radsaison 2024 soll der Verkehr erneut gezählt werden, um weitere Zahlen zu sammeln.
Zudem präsentierte die Verwaltung einen Flyer, der den im März begonnenen und auf zwei Jahre angelegten Verkehrsversuch erläutern soll. „Es hat an der Kommunikation gehapert. Wir mussten erst Erfahrungen sammeln und haben nun viele wichtige Erkenntnisse“, erklärte der Technische Beigeordnete Robert Lehmann dazu.