Auf elf Hektar wollte sich die Richter + Frenzel Gruppe als Fachgroßhändler für Sanitär, Heizung und Klima ansiedeln. Nun startet die Eigentümerin des Geländes, die Firma Logicor, neue Gespräche.
Gewerbegebiet BonnstraßeGroß-Investor gibt seine Pläne für Frechen auf
Die geheime Vorfreude in Frechen war groß: Von mehr als 300 Arbeitsplätzen und Gewerbesteuereinnahmen von rund 800.000 Euro pro Jahr war unter der Hand in den vergangenen Wochen die Rede. Doch nun ist das Projekt gescheitert, der potenzielle Groß-Investor für das elf Hektar große Gelände im Gewerbegebiet Europaallee an der Bonnstraße hat seine Pläne für Frechen aufgegeben.
Die Richter + Frenzel Gruppe wollte sich als Mieter mit einem Logistikzentrum für ihre Geschäftssparte Fachgroßhändler für Sanitär, Heizung und Klima auf dem kompletten Gelände des 2019 geschlossenen und mittlerweile abgebrochenen Kaufhof-Zentrallagers ansiedeln. Die Pläne waren weit fortgeschritten, letzte Details für den Bauantrag wurden ausgehandelt.
Die Eigentümerin des Geländes, die Firma Logicor, steht in engem Austausch mit der Stadt. Sie möchte auf dem Gelände einen Logistik-Neubau errichten, eine Visualisierung des Gebäudekomplexes gibt es bereits.
Benedikt Schellenberger, Leiter der Kommunikation der Unternehmensgruppe mit Hauptsitz im bayerischen Gräfeling, bestätigt die Entwicklung auf Anfrage dieser Redaktion: „Es ist richtig, dass wir in den vergangenen Monaten gemeinsam mit Logicor Planungen für einen neuen Logistikstandort aufgenommen haben. Allerdings haben wir uns dazu entschlossen, unsere Expansionspläne für NRW aufgrund der aktuellen Herausforderungen und Anspannungen in der SHK-Branche kurzfristig anzupassen. Deswegen verfolgen wir auch das Projekt in Frechen aktuell nicht weiter.“ Insgesamt hat das Unternehmen deutschlandweit 4700 Mitarbeiter an rund 190 Standorten.
Der Standort Kerpen soll erhalten bleiben
„NRW bleibt aber ein attraktiver und wichtiger Markt für Richter+Frenzel und wir werden die Planungen für eine Expansion zeitnah wieder aufnehmen“, so Schellenberger. Der Standort Kerpen, der laut der Planungen wohl aufgegeben werden sollte, bleibt nun erhalten: „Wir legen jetzt unseren Fokus auf vorhandene Ressourcen, dabei sprechen wir natürlich auch von unserem Standort in Kerpen“, so der Leiter der Kommunikation.
Dr. Jürgen Höser, Vorsitzender der Interessenvereinigung Frechener Unternehmen (IFU) reagiert entsetzt auf den Rückzug des Unternehmens: „Das ist ein Desaster für den Wirtschaftsstandort Frechen. Die Entscheidung gegen Frechen ist außerordentlich schade, die IFU bedauert die Absage sehr.“
Die Frage, ob das Projekt längst zumindest im Rohbau realisiert wäre, wenn die vor mehr als einem Jahr begonnenen Gespräche mit der Stadtverwaltung über eine Baugenehmigung schneller abgeschlossen worden wären, könne rückblickend nur als spekulativ bewertet werden, merkt Höser an.
Schwierigkeiten mit der Stadt Frechen habe es nicht gegeben, berichtet Schellenberg weiter. Die momentane Situation in der Branche habe das Unernehmen dazu veranlasst, die Pläne aktuell nicht weiter zu verfolgen.
Die Baugenehmigung wird noch im Oktober 2024 erwartet
Zum aktuellen Stand der Baugenehmigung äußert sich Logicor optimistisch: „Der Baugenehmigungsprozess für das Projekt in Frechen geht weiter. Derzeit liegt uns eine Teilbaugenehmigung für die Ausführung von Erdarbeiten vor. Wir erwarten die Erteilung der Baugenehmigung noch im Oktober 2024“, teilt Unternehmenssprecherin Stefanie Sperl mit.
Richter + Frenzel habe sich wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Baubranche gegen ein Mietverhältnis entschieden, nun sei die Vermarktung für das Projekt angelaufen. „Wir sind davon überzeugt, dass der Standort sowie die geplante Immobilie auch für andere Unternehmen sehr attraktiv sind. Wir führen erste Gespräche mit potenziell geeigneten und für die Stadt Frechen attraktiven Unternehmen.“
Frechens Bürgermeisterin Susanne Stupp kommentierte den Rückzug des Groß-Investors mit eher nüchterne Worten: „Die Information, dass sich die beiden möglichen Vertragspartner nicht auf eine Unterschrift verständigen konnten, erreichte uns am Dienstagvormittag (10. September). Nun liegt es nicht in unserer Hand, das Nichtzustandekommen öffentlich zu bewerten bzw. zu kommentieren. Dennoch halte ich es für wichtig, dass wir als Verwaltung und auch die Politik viel Zeit und Energie in dieses Verfahren gegeben haben. Ich bin zuversichtlich, dass die bisherigen Ergebnisse unserer gemeinsamen Arbeit dem Eigentümer dabei helfen, eine geeignete Nachfolgenutzung zu realisieren. Die zu entwickelnde Fläche behält für alle Beteiligten ihre Attraktivität und ihren Mehrwert.“
Bitter: Bereits im Vorjahr hatte sich der Onlinehändler Amazon, der auf dem Gelände ein Sortierzentrum mit knapp 500 möglichen Arbeitsplätzen einrichten wollte, zurückgezogen.