Leidenschaft fürs BrauenFilip Dedeurwaerder-Haas ist neuer Leiter der VHS Frechen
Frechen – Filip Dedeurwaerder-Haas, 53 Jahre, kommt aus der ältesten Stadt Belgiens, braut selbst Bier, weiß sehr viel über Kompost und spricht fünf Sprachen. Seit fast zwei Wochen ist er nun Leiter der Volkshochschule (VHS) in Frechen. „Ich wollte gerne zurück zu einer Volkshochschule“, sagt Dedeurwaerder-Haas, der seit 2005 in Deutschland lebt und zuvor beim Landesverband der Volkshochschulen für die Sprachkurse, die Kursleiterfortbildungen und die berufliche Bildung zuständig war.
Deutsche Volkshochschulen „wie Schlaraffenland"
In Eupen war Dedeurwaerder-Haas in der einzigen VHS Belgiens beschäftigt, doch vergleichbar mit einer VHS in Deutschland sei das nicht gewesen, berichtet er. „Sie war dort in gewerkschaftlicher Trägerschaft, sehr viel politische Bildung, sehr viel über Arbeit, Arbeitergeschichte und Emanzipation.“
Sprachkurse, die zum Standardangebot in deutschen Volkshochschulen gehören, habe es dort nicht gegeben. In seiner Zeit habe er die berufliche Bildung eingeführt und „in den sechs Jahren, die ich dort gearbeitet habe, habe ich auch Kompost produziert“, erzählt Dedeurwaerder-Haas lachend. Denn dort wurde in Gemeinschaft mit anderen Sozialbetrieben auch die Grünverwertungsanlage der Stadt Eupen betrieben. Trotzdem klangen die deutschen Volkshochschulen mit ihren Möglichkeiten „immer wie das Schlaraffenland“, sagt er.
Aus Landesbetriebszeiten kannte Dedeurwaerder-Haas die VHS Frechen bereits. Als er erfahren habe, dass dafür ein neuer Leiter gesucht wurde, habe er gewusst: Das passt. „Es ist keine zu große Volkshochschule, und einige Mitarbeiter kannte ich schon“, sagt der 53-Jährige. Dass er dazu noch Leiter der kulturellen Einrichtungen ist, sei das i-Tüpfelchen. „Dass ich auch noch organisatorisch mitverantwortlich bin für Bibliotheken, Musikschule und Stadtarchiv, das bedeutet, wirklich über den Tellerrand zu schauen.“
VHS Frechen als „dritten Orte" etablieren
In der VHS Frechen möchte Dedeurwaerder-Haas die „dritten Orte“ ausweiten: Neben dem Ort in dem gelebt und in dem gearbeitet wird, möchte der neue Leiter auch die Orte, in denen anderweitig Zeit verbracht wird, mehr ins Bewusstsein der Menschen bringen. Dafür sollen beispielsweise die Öffnungszeiten der VHS angepasst, Lernorte gemütlicher und Räumlichkeiten sozialer werden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Inhaltlich möchte er die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Diversität voranbringen. „Dass die VHS sich in allen möglichen Bedeutungen des Wortes diverser aufstellt wäre mir ein Anliegen“, so Dedeurwaerder-Haas. Er denke zum Beispiel an Kurse über Diversität, ab sieht auch Verbesserungspotenzial bei der Angebotsplanung, Stichpunkt Barrierefreiheit.
Doch auch ein paar Probleme erwarten den 53-Jährigen in seiner neuen Aufgabe: So sei es derzeit beispielsweise sehr schwierig, passende Kursleiter zu finden, besonders für die Fremdsprachen. In den Deutsch-Kursen sei die Frechener VHS dagegen gut aufgestellt.