„Massiv und unsozial“Ärger über höhere Gebühren für die VHS in Frechen

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Auf dem Bild ist der Eingang der VHS Frechen zu sehen.

Die Gebühren für Kurse an der Volkshochschule Frechen sollen um 22 Prozent angehoben werden. Die Kurssprecher wehren sich gegen die Erhöhung.

Die Preise sollen um 22 Prozent steigen. Die Kurssprecher befürchten Nachteile für Ältere und sozial Schwache.

 Als „massiv und unsozial“ bezeichnet Ulrich Korwitz eine für ihn „ungute Entwicklung“. Er ist gewählter Sprecher der rund 40 Kurssprecher der Volkshochschule (VHS) Frechen, die die Teilnehmer an den VHS-Angeboten vertreten. Sein Ärger bezieht sich auf die Erhöhung der Teilnahmegebühren an den Kursen, die der Kulturausschuss beschlossen hat.

Die VHS Frechen bietet im Jahr über 600 Kurse an 

Sie sollen erstmals seit 2017 ab Februar 2025 teuerer werden und um 22 Prozent steigen: Die aktuelle Teilnahmegebühr von 2,05 Euro für eine Unterrichtsstunde von 45 Minuten soll um 45 Cent auf 2,50 Euro angehoben werden. Korwitz rechnet vor, dass sich zum Beispiel die Gebühr für einen Aquafitness-Kursus von 93,65 Euro auf 114 Euro erhöhe – Ältere mit geringer Rente und sozial Schwache würden sich die Kurse dann nicht mehr leisten können, fürchtet er. Die VHS bietet im Jahr über 600 Kurse an, es gibt rund 9000 Belegungen.

Zudem soll ab 2026 auch noch eine automatische, dynamische Preissteigerung eingeführt werden: Die Gebühren sollen dann jährlich um 2,5 Prozent erhöht werden. Dies bedeutet, dass 45 Minuten Unterricht 2026 rund 2,56 Euro, 2030 rund 2,83 Euro und 2035 rund 3,20 Euro kosten werden. Damit sollen sich die Einnahmen auf Jahresbasis von 214 367 Euro im 2026 auf rund 267 71 Euro in 2035 entwickeln. Dies trage zur langfristigen finanziellen Stabilität der Einrichtung bei, so die Verwaltung.

Die Honorare der Kursleiter wurden seit 2017 dreimal angehoben

Die geplante Gebührenanhebung wird mit der Erhöhung der Kursleiterhonorare, gestiegenen allgemeinen Kosten und höheren Ansprüchen in die Qualität der Bildungsleistungen begründet. Zudem sollen die Lehr- und Lernmaterialien verbessert und in die Infrastruktur der VHS investiert werden. Die Honorare der Kursleiter seien seit 2017 dreimal angehoben worden. Von 19 Euro pro Stunde in 2017 auf aktuell 26 Euro, dies entspreche einer Erhöhung um rund 41 Prozent. Auch die Honorare sollen nun ab 2026 jährlich dynamisch angepasst werden.

Die geplante Gebührensteigerung wurde mit den Stimmen von CDU, Grüne, Perspektive , BSW und FDP beschlossen. Nur die SPD stimmte dagegen, nachdem ihr Vorschlag einer niedrigeren Erhöhung um zehn Prozent abgelehnt wurde. „Vor dem Hintergrund der Preisanstiege in fast allen Lebensbereichen, halten wir die Anhebung der Gebühren um satte 22 Prozent für deutlich überzogen. Die SPD hatte eine moderatere Erhöhung vorgeschlagen. Leider konnte mit den anderen Fraktionen dazu keine Einigung erzielt werden “, so die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Susanne Neustadt.

Für Personen, die knapp über der Grundsicherung liegen, zählt jeder Euro. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass sie die Angebote der VHS nicht mehr wahrnehmen können
Urlich Korwitz, Sprecher der Kurssprecher der VHS Frechen

Auch Ulrich Korwitz befürchtet negative Auswirkungen der Preissteigerung:„Zwar gibt es Ermäßigungsmöglichkeiten für Arbeitslose, Personen, die die Grundsicherung erhalten, und Personen, die Hilfe zum Lebensunterhalt erhalten. Für Personen, die knapp über der Grundsicherung liegen, zählt jeder Euro. Es ist mit Sicherheit zu erwarten, dass sie die Angebote der VHS nicht mehr wahrnehmen können.“

Es werde verkannt, dass der Kulturbereich niemals kostendeckend sein könne und Kulturangebote zur sozialen Existenzsicherung dienten. „Die geplanten Gebührenerhöhungen stehen diametral entgegengesetzt zum sozialen Auftrag“, so Korwitz. Zudem würden sie nicht dem Weiterbildungsgesetz NRW entsprechen.

Darüber hinaus kritisiert er es als „undemokratisch“, dass die Kursteilnehmer im Vorfeld nicht über die geplante Kostenerhöhung informiert worden wären – obwohl nur einige Tage vor der Sitzung des Kulturausschusses die Versammlung der Kurssprecher stattgefunden habe. Dort habe der Leiter der VHS, Filip Dedeurwaerder-Haas, die Erhöhung der Gebühren mit keinem Wort erwähnt. Dieser hätte mit Sicherheit erhebliche Widerstände erfahren, so Korwitz.

Unsere Fördermittel fangen die gestiegenen Kosten nicht mehr auf
Filipe Dedeurwaerder-Haas, Leiter der VHS Frechen

Dedeurwaerder-Haas spricht selber von einer „unschönen Maßnahme“, die aber tatsächlich notwendig sei und die er begrüße. „Unsere Fördermittel fangen die gestiegenen Kosten nicht mehr auf“, teilt der VHS-Leiter mit. Um solch großen Preissprünge in Zukunft vermeiden zu können, sei ab 2026 die dynamische Erhöhung der Gebühren beschlossen worden.

Zudem seien zahlreiche Veranstaltungen weiterhin gebührenfrei und das Preisniveau der VHS in Frechen liege immer noch 20 bis 25 Prozent unter dem der benachbarten Volkshochschulen in der Region, wie zum Beispiel in Erftstadt.

Dass die Erhöhung bei der Versammlung der Kurssprecher von ihm nicht erwähnt worden sei, bestätigt er: „Der Beschluss des Ausschusses hätte ja auch anders ausfallen können. Ich hätte dann ja über ungelegte Eier gesprochen.“

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